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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Sinn, oder? Es herrschte
Bürgerkrieg, alle waren nervös, alle horteten. Also
folgte ich seinem Rat. Nun, du weißt ja, wie es letztes Jahr
um den Markt für Getreide bestellt war, nicht wahr? Du bist
schließlich Senator, du hast Gutsbesitz.«
    »Der Markt wurde
zuerst von einer guten Ernte überschwemmt und dann von
billigem Getreide aus Ägypten.«
    »Genau«,
bestätigte er empört. »Ich weiß, was jemand
wie du über mich denkt. Du hältst uns für
Ränkeschmiede, die sich am Unglück anderer bereichern.
Aber es ist eben ein Geschäft. Es ist harte Arbeit. Und wenn
die Dinge für die anderen gut laufen, vergießt niemand
eine Träne, weil es für uns ein Desaster
ist.«
    »Ich urteile
nicht über dich«, versicherte ich ihm. »Ich kenne
jede Menge Senatoren, die auf die eine oder andere Weise in deinem
Geschäft tätig sind.«
    »Allerdings, da
hast du verdammt recht«, sagte er.
    Ein Mann kam in das
Büro. »Herr, soeben treffen einige Fuhrwerke aus Apuleia
ein.«
    »Gut«,
sagte Balesus und fuhr an uns gewandt fort: »Ich habe die
Ladung bereits gekauft, als das Getreide noch nicht einmal
ausgesät war. Versteht ihr jetzt, was für ein riskantes
Geschäft das ist? Kommt, wir werfen einen Blick auf die
Ladung. Dann zeige ich euch ein paar Dinge.«
    »Geh du
vor«, entgegnete ich. Hermes sah mich an und zog die
Augenbrauen hoch, doch ich ignorierte ihn. Wir traten hinaus auf
den Balkon und gingen ein paar Treppen hinunter auf den Hof hinter
dem Gebäude. Dort standen acht oder zehn Wagen, schwer beladen
mit großen Ledersäcken.
    »Die Ernte in
Apuleia wurde dieses Jahr ziemlich spät eingeholt, und diese
Wagen waren lange unterwegs. Das Erste, was man jetzt zu tun hat, ist das
hier.« Er ging zu dem dritten Wagen, wählte scheinbar
willkürlich einen der Säcke aus und öffnete ihn.
Dann langte er hinein, nahm eine Handvoll Körner heraus und
hielt sie sich unmittelbar vor die Augen. Soweit ich es beurteilen
konnte, waren es schöne, dicke Körner.
    »Sieht so weit
gut aus«, stellte er fest. »Die Körner lassen
keinen Schimmel erkennen, sind im passenden Trocknungszustand und
weisen keine Spuren von Mäusekot auf. Als Nächstes macht
man das hier.« Er stieß seine Hand in das Getreide, bis
sein Arm bis über den Ellbogen in dem Sack steckte. Er holte
eine weitere Handvoll Körner heraus, diesmal aus den Tiefen
des Sacks, und begutachtete sie. »Die gleiche Qualität.
Wir nehmen uns noch ein paar weitere Säcke vor, bevor ich die
Ladung akzeptiere, aber es sieht so aus, als würde ich nicht
übers Ohr gehauen. Und jetzt zeige ich euch noch etwas. Kommt
mit.«
    Also folgten wir ihm
über den Marktplatz zu einem ziemlich prachtvollen
Gebäude, das mit Darstellungen von Weizengarben,
Erntegegenständen und diversen Göttern des Ackerbaus und
der Lagerhäuser dekoriert war. Es war das
Versammlungsgebäude der Vereinigung der Getreidehändler.
Er führte uns in einen Raum, in dem ein gelangweilter
Bediensteter hinter einer Waage und etlichen Gewichten
saß.
    »Ich möchte
dem Senator die Säcke zeigen, die dieser Gauner aus Neapolis
letzten Monat hier angeliefert hat«, wandte Balesus sich an
den Bediensteten.
    »Bitte, nur
zu«, entgegnete der Bedienstete und zeigte auf ein paar
große Ledersäcke, die in seiner Nähe an einer Wand
lehnten. »Das Getreide wird nicht mehr als Beweismittel
benötigt. Der Mann ist verurteilt. Ich war gerade im Begriff,
es wegzuwerfen und die Säcke zu verkaufen.«
    »Dann kommen wir
ja gerade noch rechtzeitig.« Balesus zog einen der Säcke
hervor, stellte ihn vor mir ab und öffnete ihn. »Hier,
Senator. Versuch mal selber.«
    Ich nahm von oben eine
Handvoll Körner und musterte sie in dem Licht, das durch ein
Fenster hereinfiel. In meinen Augen sahen sie aus wie ordentliches
Getreide. »Sieht gut aus.«
    »Und jetzt fass
mal tiefer hinein, so wie ich es eben getan habe«, forderte
er mich grinsend auf.
    Ich schob meine Hand
so tief in den Sack, wie es nur irgend ging, schloss meine Finger
um eine Handvoll Getreide, zog sie wieder heraus und untersuchte
auch diese Körner. Sie waren verschrumpelt, wiesen Spuren von
Schimmel auf und waren mit unerquicklichen schwarzen Bröseln
durchsetzt. Sie rochen sogar faulig.
    »Siehst du? Man
muss in diesem Geschäft vorsichtig sein. Der Mann hätte
es besser wissen müssen, als diesen Trick in Rom
auszuprobieren, aber er hat es dennoch getan. Er hat versucht, das
Zeug während des Höhepunkts der Erntezeit auf dem
großen Markt abzusetzen,

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