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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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erhoben
hatten.
    Getreide ist auf jedem
Markt eine extrem unbeständige Ware. Die Menschen
benötigen das Getreide zwingend zum Überleben, und man
weiß nie, wie viel davon in einem bestimmten Jahr zur
Verfügung stehen wird. Das bedeutete, dass man mit dem Verkauf
von Getreide gewaltige Vermögen verdienen konnte, und es
wurden jede Menge betrügerische Machenschaften ins Werk
gesetzt, um die Preise künstlich in die Höhe zu
treiben.
    Einige Jahre zuvor war
Pompeius in seinem Amt als Prokonsul mit der
außerordentlichen Oberaufsicht über die
Getreideversorgung Italias ausgestattet worden. Ein Teil seiner
Aufgaben hatte darin bestanden, diese betrügerischen
Machenschaften im Getreidegeschäft auszumerzen. Er hatte dabei
einige Erfolge vorweisen können, doch es schien besonders
schwer zu sein, derart schädliche Praktiken auszumerzen, wenn
sie sich schon so lange eingebürgert hatten. Und dass so viele
Senatoren mit dem Getreidegeschäft reich geworden waren, trug
auch nicht gerade zur Bekämpfung betrügerischer
Machenschaften bei. Für Senatoren schickte es sich eigentlich
nicht, Geschäfte zu betreiben, aber die Tatsache, dass es sich
um Getreide handelte, bedeutete, dass es im Grunde Teil der
Landwirtschaft war, die wiederum als ehrenwert galt. Außerdem
hatten sie immer Verwalter, Freigelassene und ausländische
Partner, die als ihre Strohmänner
fungierten.       
    Wir suchten nach den
Büroräumen eines Getreidehändlers namens Publius
Balesus. Ich denke schon seit langem, dass es das Leben gewaltig
vereinfachen würde, wenn es irgendein System gäbe, nach
dem sich ermitteln ließe, wo Menschen wohnen und wo sich
bestimmte Geschäfte befinden. Leider besteht die einzige
Möglichkeit, derartige Dinge unter Kontrolle zu halten, bisher
darin, bestimmte Gewerbe in einem fest umrissenen Stadtviertel zu
konzentrieren. Und wenn man etwas dieses Gewerbe Betreffendes
sucht, geht man in das entsprechende Viertel und stellt Fragen, bis
man gefunden hat, was man sucht. Genau das taten wir und hatten
unseren Mann bald entdeckt. Seine Büroräume befanden sich
im zweiten Stock eines der riesigen Getreidespeicher. Von seinem
Büro konnte man auf einen Balkon hinaustreten, von dem aus man
den Marktplatz überblickte. Der intensive, angenehme Geruch
nach Getreide durchdrang alles.
    Ich erwartete nicht,
hier großartig weiterzukommen, aber in diesem Fall mangelte
es so sehr an handfesten Hinweisen, dass ich dachte, es wäre
einen Versuch wert. Der Mann, der von seinem Schreibtisch
aufblickte, als wir eintraten, war ein großer,
kahlköpfiger Kerl, der aussah, als hätte er in der Legion
gedient. Sein Gesicht und sein rechter Arm waren voller Narben, und
er hatte derbe, bäuerliche Gesichtszüge, die vermuten
ließen, dass er aus dem südlichen Latium
stammte.
    »Ja?«,
fragte er und sah leicht verstimmt aus, wie ein viel beschäftigter
Mann, der bei seiner Arbeit unterbrochen wurde.
    »Publius
Balesus?«, fragte ich.
    »Der bin
ich.« Der Akzent passte zu den Gesichtszügen. Er stammte
von irgendwo südlich von Rom.
    »Ich bin Senator
Decius Caecilius Metellus, und ich muss dir ein paar Fragen
stellen.«
    Er setzte einen etwas
entgegenkommenderen Ausdruck auf, wirkte aber immer noch
argwöhnisch. »Ich erinnere mich noch an deine Zeit als
Praetor. Das waren schöne Spiele damals. Wie kann ich dir
helfen, Senator?«
    »Vielleicht hast
du davon gehört, dass dieser ausländische Astronom, der
sich selbst Polasser aus Kish genannt hat, vor ein paar Tagen
ermordet wurde.«
    Er nickte. »Ja,
ich habe gehört, dass der Gauner tot ist. Ein Glück, dass
wir ihn los sind, würde ich sagen. Der Mann war ein
Lügner und Betrüger.«
    »Der Praetor
peregrinus des vergangenen Jahres, Aulus Sabinus, hat uns
erzählt, dass du versucht hast, Polasser vor Gericht zu
bringen, Aulus von der Klage jedoch nichts habe wissen
wollen.« 
    »Wenn du mich
fragst - Polasser hat ihn bestimmt mit einem fetten Bestechungsgeld
geschmiert.«
    »Lass uns das
lieber nicht vertiefen«, entgegnete ich, wohl wissend, dass
das nur allzu wahrscheinlich war. »Wie hat Polasser dich
betrogen?«
    »Zunächst
mal soll er doch angeblich in der Lage gewesen sein, einem die
Zukunft vorauszusagen, richtig?« Er fing an, vor Wut zu
schäumen. »Darin sollen doch angeblich all diese
Sterngucker aus dem Osten gut sein. Nun ja, er hat mir geraten,
reichlich zu kaufen, weil das bevorstehende Jahr ein gutes Jahr
sei, um mit Getreide zu spekulieren. Das ergab durchaus

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