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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Parther versteht.«
    »Oder ein
Antonius«, entgegnete Cicero. »Aber aufgrund einer
weisen Regelung, die uns unsere Vorfahren hinterlassen haben, kann
es in Rom immer nur einen Diktator geben.«
    »Natürlich
kann es nur einen geben«, erwiderte Antonius. »Welchen
Sinn würde es machen, zwei zu haben?« 
    »In der Tat,
welchen Sinn sollte es machen?«, entgegnete Cicero mit dem
Habitus eines Mannes, der mit einem Katapult Steine auf ein
Kaninchen schleudert. Die anderen unterdrückten ein Grinsen,
aber ich beobachtete Antonius, und was ich sah, gefiel mir gar
nicht. Sein eigenes mattes, belustigtes Lächeln verriet
Selbstbewusstsein. Er war weitaus gerissener, als seine Feinde
dachten, und dass er sich als gutmütiger Dummkopf gab, war
eine bewusst eingenommene Pose.
    »Wird er dich
mitnehmen, Marcus?«, fragte ich.
    Sein Ausdruck
verfinsterte sich. »Nein, für mich hat er immer noch das
Amt des Praefectus urbi vorgesehen. Aber Calpurnius und Cassius
sollen ihn begleiten.«
    »Du wirst deine
Chance schon bekommen«, sagte Calpurnius Piso. »Wenn
Caesar Parthien in das Imperium eingegliedert hat, wird er als
Nächstes vielleicht Indien erobern wollen.«
    »Das wäre
doch was«, entgegnete Antonius, und seine Miene hellte sich
wieder auf. »Allerdings wäre es ein entsetzlich langer
Marsch.«
    Als es Zeit war,
gingen wir auseinander, um uns auf die Suche nach einem Mittagessen
zu machen. In der Gegend um das Theater des Pompeius waren jede
Menge Tavernen aus dem Boden geschossen. Ich gesellte
mich zu zwei eher unbedeutenden Senatoren an einen Tisch unter
einer Markise und bestellte warmen, gewürzten Wein. Der Tag
war kühl, aber klar und die Luft frisch und frei von den
zahlreichen üblen Gerüchen, die Rom normalerweise im
Sommer durchdrangen. Dort fand mich Hermes genau in dem Moment, in
dem ein prall mit Würstchen gefüllter Teller aufgetragen
wurde. Er hatte den ganzen Morgen im Ludus Statilius trainiert; als
er sich setzte, schnappte er sich sogleich ein Würstchen und
biss es in zwei Teile.
    »Hast du mit
Asklepiodes gesprochen?«, fragte ich ihn.
    Er schluckte sein
Würstchen herunter. »Habe ich. Der alte Junge ist mit
seiner Weisheit am Ende. Es gefällt ihm überhaupt nicht,
dass jemand eine Methode gefunden hat, Menschen umzubringen, die er
nicht versteht. Er jammert die ganze Zeit herum, dass er eine
Stelle finden muss, die er den Hebelpunkt nennt. Die Hälfte
der Jungs in der Schule hat wunde Nacken, weil er an ihnen
herumexperimentiert hat.«
    »Es ist gut,
wenn man über einen hingebungsvollen Wissenschaftler
verfügt«, stellte ich fest.
    »Wovon redet ihr
da eigentlich?«, fragte einer der Senatoren, woraufhin ich
mich genötigt sah, ihnen eine kurze Zusammenfassung meines
Problems zu geben.
    »Warum macht
Caesar so ein Aufhebens um diese Sache?«, wollte der andere
Senator wissen. »Die Opfer waren doch nur
Ausländer.«
    »Er hat die
Angewohnheit, alles persönlich zu nehmen«, erwiderte
ich.
    Nach dem Essen ging
ich zurück in den Versammlungsraum für den Senat, den
Pompeius in sein Theater hatte einbauen lassen. Einige Senatoren
saßen auf der Bank, auf der einst die Volkstribunen gesessen
hatten, die jedoch unbesetzt blieb, seit die Diktatur ihnen ihr
Vetorecht entrissen hatte.
    »Ihr seht aus
wie eine Bande Schuljungen, die darauf warten, von ihrem Lehrer
zusammengestaucht zu werden«, stellte ich fest.
    »Ich gehe davon
aus, dass er vorhat, uns Teile von Parthien zur Verwaltung
zuzuweisen, sobald er es erobert hat«, sagte Caius Aquilius,
ein säuerlicher Mann.
    »Ich hätte
lieber Ägypten«, meldete sich Sextus Numerius zu Wort,
»aber das fällt sicher an seinen Rotzlöffel,
Caesarion, wenn der Junge älter ist. Ein römischer
Feldherr hat noch nie einen ägyptischen König gezeugt,
aber Caesar hat ja keinen Respekt vor der
Tradition.«
    Diese Männer
gehörten einer Generation an, die nie zögerte, laut
auszusprechen, was sie von ihren Führern hielt. Einer
Generation, in der selbst ein gewöhnlicher
Müßiggänger, der sich auf dem Forum herumtrieb,
einem Konsul ins Gesicht sagen würde, was ihm nicht passte.
Doch so etwas gab es jetzt nicht mehr.
    »Decius
Caecilius!«, ertönte Caesars Stimme. Ich ließ die
anderen zurück und fand Caesar bei der Statue des Pompeius
sitzend; in der Nähe waren ein paar Klapptische aufgestellt
worden, auf denen sich Papiere, Schriftrollen und Wachstafeln
türmten. Zwei seiner Sekretäre standen mit ihrer
Schreibausrüstung bereit. Mit seinen

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