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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Luftholen. Diesen Namen in so einem Zusammenhang
vor dem illustren Senat Roms auszusprechen, hatte noch nie jemand
gewagt. Dann fuhr Archelaus in etwas moderaterem Ton fort:
»Aber es steht Staatsmännern schlecht an, einander wie
Schuljungen mit derartigen Tiraden zu überziehen. Unser beider
Staaten verfügen über beratende Institutionen«, an
dieser Stelle wandte er sich den versammelten Senatoren zu und
bedachte sie mit einer leichten Verbeugung, »und wir tauschen
untereinander Gesandte aus, also sollten wir uns benehmen wie
erwachsene Männer.«
    »Ich spreche
nicht als Staatsmann«, erklärte Caesar, während
seine Hand den Elfenbeinstab bearbeitete, den er stets bei sich
hatte, wenn er dem Senat vorsaß. »Ich spreche als
Oberbefehlshaber sämtlicher römischer Streitkräfte,
als Diktator, der über das uneingeschränkte Imperium
verfügt.« Als ob irgendjemand daran erinnert werden
müsste, trug Caesar wie üblich einen goldenen
Lorbeerkranz, seine purpurne Triumphatorrobe und dunkelrote
Stiefel. Vor ihm hatten seine vierundzwanzig Liktoren Aufstellung
genommen.
    »Caesar, ich bin
nur der Gesandte meines Königs, doch selbst ich

    »Du bist kein
Gesandter«, unterbrach ihn Caesar brüsk. »Du bist
irgendein diplomatischer Söldner, der im Sold eines Herrschers
steht, der nicht dein eigener ist. Kehre zurück und richte ihm
aus, was ich gesagt habe. Und jetzt geh mir aus den
Augen!«
    Dies war selbst
für den römischen Senat ein seltenes Schauspiel.
Archelaus und sein Gefolge zogen mit wutentbrannten Gesichtern ab,
worüber niemand überrascht sein konnte. Ich sah eine Menge
Senatoren, die die Abziehenden mit Blicken und Gesten der
Anteilnahme bedachten. Ich war nur äußerst flüchtig
mit Archelaus bekannt, doch auch ich spürte deutlich, wie sehr
er gedemütigt worden war.
    Caesar erhob sich von
seinem kurulischen Stuhl, und ich sah, wie er beim Aufstehen ganz
leicht taumelte und ansatzweise das Gleichgewicht verlor. Ich hatte
ihn immer als einen Mann von überragender physischer Kraft
gekannt. Dieser kleine Aussetzer verstörte mich so wie alles
andere, was an jenem Tag geschehen war. »Senatoren!«,
rief er. »Ich ordne eine Unterbrechung der Sitzung an. Geht
und erfrischt euch! Einige von euch haben sich in einer Stunde bei
mir einzufinden.« Er rief einige Namen aus; meiner war
darunter. Dann verließ er den Sitzungssaal durch die an der
Rückseite des Podiums direkt hinter der Statue des Pompeius
Magnus gelegene Hintertür.
    Die Versammlung
löste sich, wie zu erwarten, in einem großen
Durcheinander auf. Kleine Grüppchen von Senatoren rotteten
sich zusammen, um die außerordentlichen Ereignisse, die sich
soeben zugetragen hatten, zu besprechen. Die Caesar-Anhänger
und die Caesar-Gegner waren natürlich gut vertreten. Ich ging
nach draußen und fand die Gruppe, zu der ich mich gesellen
wollte, im Schatten der Portikus. Sie hatte sich um Cicero herum
versammelt. Brutus war unter ihnen, ebenso Cassius Longinus,
Calpurnius Piso und andere bedeutende Männer. Cicero
lächelte, als er mich auf die Gruppe zukommen sah. Er nahm
höflich meine Hände. »Nun, Decius Caecilius, was
hältst du von dem Ganzen?« Seit dem Niedergang meiner
Familie war meine Meinung nicht mehr von großer politischer
Bedeutung, doch Cicero tat so, als ob sie immer noch etwas gelten
würde.
    »Es war der
bemerkenswerteste Auftritt, den ich je bei ihm gesehen habe«,
entgegnete ich. »Ich habe erlebt, wie er in Gallien selbst
Abordnungen germanischer Barbaren mit größerem Respekt
empfangen hat.«
    »Aber«,
sprudelte ein konservativer alter Senator hervor, »hast du
gehört, wie dieser Mann uns den Namen Hannibals direkt ins
Gesicht geschleudert hat?« Es erhob sich zustimmendes
Gemurmel.
    »Ich für
meinen Teil kann ihm dafür keine Vorwürfe machen«,
sagte Brutus zur allgemeinen Überraschung. »Er wurde
aufs Unerträglichste provoziert. Was ist denn dabei, dass er
ein griechischer Berufsdiplomat ist? Solche Leute werden seit
Jahrhunderten beschäftigt und eingesetzt, wenn die
Gefühlslage zwischen zwei Staaten zu verbittert ist, um einen
rationalen Dialog miteinander führen zu können. Ihnen
wird normalerweise immer mit der Gesandten gebührenden
Höflichkeit begegnet, als ob sie selber Staatsangehörige
jener Macht wären, die sie entsandt hat.«
    »Das ist
völlig richtig, Marcus Junius«, stellte Cicero fest.
»Was wir soeben da drinnen erlebt haben, ist ohne jedes
Beispiel. Als Diktator hat Caesar das

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