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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Erkenntnisse
hinzu.«
    »So habe ich die
Sache noch nie gesehen«, gab ich zu. »Das ist eine so gute
Beobachtung, dass sie von Callista persönlich stammen
könnte.«
    Sie holte hörbar
Luft. »Oh! Diese gebildete Dame habe ich erst vor einigen
Abenden kennengelernt. Sie ist die bemerkenswerteste Frau, die mir
je begegnet ist.«
    »Sie war von dir
ebenfalls sehr beeindruckt«, sagte ich und hätte mir im
gleichen Moment auf die Zunge beißen können. Es war dumm
von mir, sie wissen zu lassen, dass ich mit Callista über sie
geredet hatte. Die ungeheure sexuelle Ausstrahlung dieser Frau
sorgte dafür, dass sich jegliche Instinkte der Vorsicht in
meinem Kopf in Luft auflösten. »Aber ich fürchte,
dass sie für deine Künste wenig übrig hat«,
fuhr ich fort.
    Sie setzte ein
verunsicherndes Lächeln auf. »Aber Senator, ich
beherrsche viele Künste.«
    Das glaube ich dir
gern, dachte ich. »Sie hat eine philosophische Aversion gegen
die Astrologie, fürchte ich.« 
    »Und ich kann
nicht viel mit griechischer Philosophie anfangen. Menschen
müssen nicht in allem übereinstimmen, um einander etwas
abgewinnen zu können.«
    »So ist
es«, pflichtete ich ihr bei und fragte mich, wie unsere
Unterhaltung diese merkwürdige Wendung hatte nehmen
können. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich selber
dafür gesorgt hatte, indem ich Callista erwähnt hatte.
»Also hast du Demades nie kennengelernt?«
    »Demades?«, fragte
sie.
    »Der Senator
meint Polasser«, kam Hermes mir zu Hilfe. »Demades war
der andere Astronom, der ermordet wurde, derjenige, der keine
Astrologie praktiziert hat.«   
    »Ich kannte sie
beide nicht«, sagte sie. »Ich kenne keinen der
Männer, die Caesars neuen Kalender ausgearbeitet
haben.«      
    »Liegt das
daran, dass die meisten deiner Kunden Frauen sind?«, wagte
ich mich vor.
    »Nein, es liegt
schlicht und einfach daran, dass sie griechische Philosophen sind
und sich mithin einen Astrologen aussuchen würden, der
ebenfalls Grieche ist, wenn sie die Notwendigkeit verspüren
sollten, einen zu konsultieren. Aber es ist wahr, dass die meisten
meiner Kunden Frauen sind.«
    »Und noch dazu
reiche Frauen von edler Herkunft«, sagte ich.
    Zu meiner
Überraschung stritt sie dies nicht ab. »Gerade solche
Frauen machen sich die größten Sorgen, insbesondere um
ihre Ehemänner und Söhne. Natürlich sind nicht alle
von edler Herkunft. Einige meiner Kundinnen sind freigelassene
Frauen, vor allem solche, deren Männer besonderen Risiken
ausgesetzt sind wie Händler und Reisende. Das Wohlergehen
solcher Leute steht immer auf wackligen Beinen.«
    »Servilia ist
ebenfalls eine deiner Kundinnen«, sagte ich. »Ich nehme
an, sie interessiert sich für die Zukunft ihres Sohnes Brutus.
Will sie wissen, ob er Caesars Erbe wird?«
    »Senator, du
musst verstehen, dass ich über die Anliegen meiner Kunden
keine Auskünfte erteilen kann. Das würde gegen meine
Berufsehre verstoßen.«
    Ich fragte mich, aus
welchen Grundsätzen wohl die Berufsehre eines Astrologen
bestehen mochte. »Ashthuva, ich bin auf Geheiß des
Diktators hier. Ich bin ermächtigt, von jedem, den zu befragen
ich für nötig erachte, uneingeschränkte
Kooperationsbereitschaft zu verlangen.« Ich versäumte
hinzuzufügen: solange dieser Jemand nicht zu mächtig oder
zu einflussreich ist.
    »Ich versichere
dir, Senator, dass der Diktator Caesar nicht wünschen
würde, dass ich diese Frage beantworte und auch keine andere, die ihn
oder die ehrenwerte Servilia betrifft.« Die Worte wurden von
einer Geste ihres ganzen Körpers begleitet, die mir eine
Begegnung mit mehreren Giftschlangen in Erinnerung rief, die ich in
Ägypten einmal gehabt hatte. Dies war eine jener Gesten, deren
Bedeutung unmissverständlich war: Sie stellte eine pure
Drohung dar.
    Ich wusste, wann es
angeraten war, nachzugeben. »Dann bespreche ich das mit ihm
selbst.«
    »Ich bedaure,
dass ich dir so gut wie gar nicht weiterhelfen
kann.«
    »Allein deine
Gegenwart ist eine Wonne«, versicherte ich ihr.
    Sie strahlte.
Jeglicher bedrohliche Ausdruck war schlagartig verschwunden, und
ihre verführerische Ausstrahlung kehrte mit Macht zurück.
»Und für mich ist es ein großes Vergnügen,
einen der interessantesten Männer Roms zu treffen. Ich habe
schon eine Menge über dich gehört, und deine Frau
kennengelernt zu haben hat mein Interesse an dir nur noch mehr
entfacht.«
    »Mein Horoskop,
das du Julia erstellt hast, verheißt mir eine ziemlich
düstere Zukunft«, stellte ich

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