Die Feinde des Imperators
ihr
schlechter Ruf völlig egal.
»Jedenfalls hat
Balesus es nicht so gut getroffen wie du. Polasser hat ihm geraten
zu kaufen, als eigentlich der richtige Zeitpunkt gewesen wäre
zu verkaufen. Er hat ein Vermögen
verloren.«
»Ach,
tatsächlich? Das geschieht ihm recht. Warum sollte man von
einem Astrologen erwarten, dass er einem unbedeutenden
Geschäftsmann einen unfehlbaren Rat erteilt? Die Sterne
verkünden das Schicksal bedeutender Männer, nicht das von
kleinen Geldraffern wie Balesus.«
»Die Worte einer
wahren Patrizierin«, sagte ich.
»Und warum
nicht? Genau das bin ich doch.«
»Jetzt, da
Polasser nicht mehr unter uns weilt«, fuhr ich fort,
»wen würdest du nun in himmlischen Angelegenheiten
konsultieren?«
»In letzter Zeit
habe ich Ashthuva aufgesucht. Ich halte ihre Kenntnisse der
Astrologie für noch umfassender als die von Polasser, und sie
ist eine absolut entzückende Gesellschaft.«
»Das kann man
wohl sagen«, erwiderte ich und rief sie mir in
Erinnerung.
»Haben wir
Besuch?« Es war Antonius, der den Innenhof von der
Straßenseite aus betrat. Er trug seine übliche kurze
Tunika, schwitzte heftig und war mit einer Schicht aus Sand, Stroh
und Schmutz überzogen.
»Marcus, hast du
etwa wieder gekämpft?«, fragte Fulvia.
»Nur ein
bisschen gerungen. Hallo, Decius, hallo, Hermes.« Mit dieser
flüchtigen Begrüßung stieg er in das Wasserbecken,
setzte sich und begann sich den Schmutz abzuwaschen. Das Wort
ungezwungen war noch untertrieben, um Marcus Antonius zu
beschreiben.
»Marcus,
Liebster, Senator Metellus hat mich über diesen ermordeten
Astrologen befragt.«
»Er rückt
wegen dieser Geschichte jedem in Rom auf die Pelle«,
entgegnete Antonius. Mit diesen Worten tauchte er den Kopf unter
Wasser, kam wieder hoch und spie eine Wasserfontäne aus wie
ein Tümmler. »Aber Caesar hat ihn damit beauftragt, also
muss man sich wohl damit abfinden. Und? Seid ihr bei der Suche nach
den Schuldigen schon einen Schritt weitergekommen,
Decius?«
»Ich hoffe
schon. Ich habe eine Menge herausgefunden, es geht jetzt nur noch
darum, die Erkenntnisse richtig
zusammenzufügen.«
»Tja, das ist ja
deine Spezialität.« Er stand tropfend auf. »Ich
habe gerade drei Runden mit Baibus gerungen.«
»Und wer hat
gewonnen?«, fragte ich. So viel zu Asklepiodes' Anordnung,
dass Baibus sich schonen soll, dachte ich.
»Er. Er ist der
einzige Mann in Rom, der es schafft, mich immer zu
besiegen.«
»Wie du
aussiehst, hast du weder im Badehaus noch im Gymnasium
gerungen«, stellte Fulvia fest.
»Nein, ich bin
ihm auf dem Viehmarkt begegnet und habe ihm vorgeschlagen, direkt
dort ein Kämpfchen auszutragen.«
»Das muss
für die Müßiggänger auf dem Markt ja ein
schönes Vergnügen gewesen sein«, sagte
Fulvia.
»Das will ich
annehmen. Man hat schließlich nicht alle Tage Gelegenheit,
zwei wirklichen Könnern beim Ringen zuzusehen. Gehe ich recht
in der Annahme, dass wir keinen Wein im Haus
haben?«
»Ich lasse euch
dann allein«, sagte ich. »Ich muss mich um Caesars
Angelegenheiten kümmern.«
»Oh«,
entfuhr es Fulvia. »Jetzt ist es mir wieder
eingefallen.«
»Ja?«
»Ich weiß
jetzt wieder, wer mir von Polasser erzählt hat. Es war
Servilia.«
Wir traten aus dem
Haus, und ich blieb einen Moment auf der Straße stehen und
kniff mir in den Rücken meiner langen Nase, das Wahrzeichen
der Metelli. »Ich habe Kopfschmerzen.«
»Diese
Geschichte ist dazu angetan, selbst Herkules Kopfschmerzen zu
bereiten.«
»Uberall, wo ich
aufkreuze, fällt Servilias Name, der Name der einzigen Frau,
der ich in Rom nicht begegnen will, ohne eine Legion im Rücken
zu haben.«
»Ganz zu
schweigen davon, dass sie die Frau ist, von der Caesar mit
Sicherheit nicht will, dass du sie verdächtigst, in die Morde
verwickelt zu sein. Wenn sie dich nicht töten lässt, wird
er es tun.«
»Du verstehst es
wirklich, mich aufzuheitern. Und was sollen wir jetzt
tun?«
»Es ist, als ob
wir von Feinden verfolgt würden und in eine Sackgasse gelaufen
wären«, sagte Hermes, »und jetzt vor einer leeren
Wand stehen und es keinen Ausweg gibt.«
»Ein Vergleich,
der von Homer stammen könnte«, kommentierte ich.
»Also? Was tun wir, wenn wir in einer Sackgasse
feststecken?«
Er grinste. »Wir
verbergen uns im nächstgelegenen
Türeingang.«
»Genau. Gehen
wir dieses Problem nicht frontal an, sondern nähern wir uns
ihm von der Seite.«
»Was auch immer
das bedeuten mag, ich bin voll und ganz deiner Meinung.
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