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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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diesen die Fahne hatte herunterholen
lassen. In einem günstigen Moment zeigte besagter Politiker
dann auf den Hügel und rief, dass die Fahne nicht flattere.
Der überlieferten Tradition zufolge hatten in diesem Fall
sämtliche offiziellen Geschäfte zu ruhen und die
Bürger zu den Waffen zu greifen und sich zu versammeln, obwohl
sie natürlich wussten, dass sich im Umkreis von tausend Meilen
keine feindliche Armee aufhalten
konnte.       
    In letzter Zeit zogen
sich immer mehr neue Häuser die Hänge hinauf. Es war so
lange her, dass Rom von einer fremden Armee angegriffen worden war,
dass die Leute die Angst davor verloren hatten, außerhalb der
Stadtmauern zu bauen, zumal die Grundstücke dort viel billiger
waren als innerhalb der Stadt. Inzwischen standen auf dem Janiculum
ein paar imposante Häuser; die meisten gehörten
wohlhabenden Equites oder Ausländern, da es sich für
Patrizier und ehemalige Konsuln nicht schickte, außerhalb des
Pomeriums zu wohnen.
    Wir stiegen den
Hügel hinauf, bis die Häuser immer dünner gesät
waren und wir auf ein edles, neues Haus stießen, das so
aussah, als ob es dasjenige sein müsste, das Julia beschrieben
hatte. Es war von neuen, sehr kostspieligen Anpflanzungen umgeben.
Der architektonisch gestaltete Garten war mit seinen zahlreichen,
in großen Tuffkalktöpfen angepflanzten Obstbäumen
so beeindruckend, wie Julia angedeutet hatte. Ich fragte mich, wie
die Bewohner das Wasser hier hochbekamen, da das Transtiberviertel
in jenen Tagen noch nicht von einem großen Aquädukt
versorgt wurde.
    »Ich weiß,
dass das Land im Vergleich zur Stadt hier oben billig ist«,
sagte Hermes. »Aber hier hat irgendjemand einen Haufen Geld
ausgegeben.«
    »Genau das
dachte ich auch gerade«, pflichtete ich ihm bei. »Diese
Frau ist keine von denen, die auf dem Forum für ein paar
Kupferasse die Zukunft voraussagen.«
    Wir steuerten die
Tür an, und Hermes klopfte. Zu meiner Überraschung machte
uns Ashthuva selbst auf. Ich wusste, dass es Ashthuva sein musste,
denn Julias Beschreibung war sehr gründlich gewesen.
Für einen kurzen Moment fragte ich mich, warum jemand, der
offenkundig so wohlhabend war, keinen Pförtner hatte. Doch die
Frau hatte eine Art, die einen Mann alle unbedeutenderen Gedanken
schlagartig vergessen ließ.
    Ich war in meinem
Leben schon vielen schönen Frauen begegnet, einige von ihnen
waren sogar von äußerster Exotik gewesen, aber ich hatte
noch nie eine Frau wie diese gesehen. Die
Gleichmäßigkeit ihrer Gesichtszüge und ihrer
glänzenden gelbbraunen Haut wurde auf erstaunliche Weise durch
die Punkte und Linien hervorgehoben, die sie mit Farbe auf ihre
Stirn, ihre Wangen und ihr Kinn aufgetragen hatte. Das Gewand, oder
besser gesagt, die Umhüllung, wie Julia ihre Kleidung
beschrieben hatte, war an diesem Tag golden und verhüllte sie
so komplett wie eine ägyptische Mumie, offenbarte jedoch hier
und da aufreizende Blicke auf ihr Fleisch. Ihren Nabel zierte, wie
von Julia beschrieben, ein riesiger roter Edelstein. Doch am
verlockendsten von allem war ihr Parfüm, das Julia aus
irgendeinem unerfindlichen Grund nicht erwähnt hatte. Es war
ein Duftgemisch aus Blumen und Gewürzen und irgendetwas
Unbeschreiblichem, das so gerade unterhalb der bewussten
Wahrnehmbarkeitsschwelle lag, aber intensiv genug war, um die
männliche Leistengegend in Aufruhr zu versetzen.
    »Ja bitte
Senator?«, sagte die Frau mit einer derart schmeichelnden
Stimme, dass es sich anfühlte, als würde man von oben bis
unten liebkost. Sie legte ihre Hände so aneinander, dass ihre
tiefroten Fingernägel nach oben wiesen und beinahe ihr Kinn
berührten, und vollführte jene schlangenartige
Verbeugung, die Julia als so wunderbar anmutig beschrieben hatte
und die ich selbst als unglaublich verführerisch empfand. Ich
hatte noch nie gesehen, dass sich jeder einzelne Teil des Körpers
einer Frau auf eine derart betörende Art bewegte, außer
vielleicht bei einigen gewissen, ihre Kunst bis zur absoluten
Vollkommenheit beherrschenden spanischen Tänzerinnen jener
Sorte, denen der Zutritt nach Rom aus Furcht, dass sie die guten
Sitten verderben könnten, häufig von den Censoren
verwehrt wurde.
    »Äh, ja,
ich bin Senator Metellus, und ich … äh, das heißt
…« Ich hatte mich sogar in Anwesenheit germanischer
Stammeshäuptlinge besser artikulieren können, die darauf
erpicht gewesen waren, mich langsam zu Tode zu foltern.
    »Verehrte
Dame«, sagte Hermes, der nicht weniger erregt war als

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