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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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seien.«
    »Vielleicht war
sein Interesse nur vorübergehender Natur, und er hat sich
enttäuscht von ihnen abgewendet«, schlug Hermes
vor.
    »Das könnte
sein. Eine weitere Merkwürdigkeit, die die Sache
verkompliziert.«
    »Und? Was machen
wir als Nächstes?«
    »Etwas, das ich
versucht habe zu vermeiden. Jetzt bleibt mir wohl nichts anderes
übrig, als mit Fulvia zu reden.« Hermes verzog sein
Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Diesmal wird es nicht so
spaßig«, erklärte ich. »Sie wohnt inzwischen
im Haus von Antonius.«
    »Ach ja«,
erwiderte er, und sein Grinsen machte sichtlicher Enttäuschung
Platz. »Das hatte ich ganz vergessen.« Bei unseren
Besuchen, die wir Fulvia in den zurückliegenden Jahren
abgestattet hatten, hatte sie in einem Haus gewohnt, das für
die Schönheit der dort arbeitenden weiblichen und
männlichen Sklaven berühmt gewesen war. Im Hause des
Antonius würde uns zweifellos etwas anderes
erwarten.
    Wir steuerten den
Palatin an, wo sich Antonius' Domizil befand. Der
Türöffner sah aus wie ein professioneller
Ringkämpfer, und der Hausverwalter, der uns empfing, war
unverkennbar einer von Antonius' Soldaten. Das Atrium war voller
Kriegstrophäen, Waffen und anderer für Männer
typischer Ausrüstungsgegenstände. Doch der Innenhof, auf
den er uns führte, war voll wunderschöner Skulpturen, von
denen mir einige aus Fulvias ehemaligen Häusern bekannt
vorkamen. Die Innenausstattung war in diesem Haus ganz offenkundig
ein Thema, um das es einigen Streit gab.
    Schließlich
erschien Fulvia selbst, um uns willkommen zu heißen, und wir
brachten die üblichen Formalitäten hinter uns. Fulvia war
sehr klein und hatte eine kurvenreiche Figur und eine rauchige
Stimme. Ich hatte sie bisher für die anziehendste Frau ganz
Roms gehalten, doch nachdem ich soeben noch von der Gegenwart
Ashthuvas betört worden war, schien sie mir jetzt nicht
verführerischer als eine einigermaßen ansehnliche
Statue.
    »Polasser aus
Kish?«, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch. »Wurde
der nicht vor kurzem ermordet?«
    »Genau«,
bestätigte ich. »Und Caesar hat mich beauftragt
herauszufinden, wer ihn und einen weiteren Sterngucker namens
Demades umgebracht hat. Wie gut kanntest du
Polasser?«
    »So gut wie gar
nicht. Ich bin ihm während einer der von Kleopatra
organisierten Zusammenkünfte begegnet, aber ich hatte bereits
vorher von ihm gehört.«
    »Von ihm
gehört? Wie das?«
    Sie runzelte
nachdenklich die Stirn. »Lass mich mal überlegen,
irgendjemand hat ihn erwähnt … Dir ist doch klar, dass
Astrologen in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen ich mich
bewege, gerade schwer in Mode sind, oder?«
    »Seit ich mit
dieser Sache betraut bin, habe ich kaum von etwas anderem
gehört.«
    »Deshalb reden
die Frauen, die ich kenne, ständig über den einen oder
anderen von ihnen. Aber egal, irgendwo habe ich von ihm
gehört, und als ich ihn bei Kleopatra kennengelernt habe, hat
er einen so faszinierenden und kundigen Eindruck auf mich gemacht,
dass ich beschlossen habe, ihn bezüglich der Zukunft meines
geliebten Antonius zu
konsultieren.«         
    »Hat es dich
nicht abgeschreckt, dass er ein Grieche war, der sich wie ein
Babylonier gekleidet hat?«
    Sie zuckte die Achseln
und brachte ihren üppigen Busen zum Beben. »Ich habe
noch nie einen Babylonier gesehen. Aber nach allem, was ich
weiß, sah er wie einer aus, ja.«
    »Also hast du
Antonius' Horoskop bekommen. Ich nehme an, dass Polasser deinem
Ehemann eine glorreiche Zukunft vorausgesagt hat, hab ich
recht?«
    Sie strahlte.
»Er hat gesagt, dass Antonius der bedeutendste Mann Roms
werden würde.«
    »Hat er auch
gesagt, für wie lange?«
    »Nein.«
    »Ein
Getreidehändler namens Balesus hat mir erzählt, dass du
ihm Polasser empfohlen hast.«
    »Habe ich das?
Kann schon sein. Das muss gewesen sein, als ich die letzte Ernte
verkauft habe, die mir vom Anwesen des armen Curio zustand. Es war
das einzige Mal, dass ich den Getreidemarkt je aufgesucht
habe.«
    »Es
überrascht mich, dass eine patrizische Dame sich dazu
herablässt, ein derartiges Geschäft zu erledigen. Warum
hast du nicht einen Verwalter des Anwesens
geschickt?«
    »Der einzige
Verwalter, auf den ich in jener Zeit zurückgreifen konnte, war
der von Curio eingesetzte Verwalter, und der hat
unmissverständlich erkennen lassen, dass er auf der Seite von
Curios Familie stand. Ich habe in meinem Leben weitaus anstößigere
Dinge getan, als Getreide zu verkaufen.« Fulvia war

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