Die Feinde des Imperators
Hause
war«, sinnierte Julia. »Diese Frau ist eine einzige
Plage.«
»Ich dachte, du
magst sie.«
»Das tue ich
auch. Es ist sehr angenehm, mit ihr zusammen zu sein, sie ist,
abgesehen von Callista, bei weitem besser gebildet als jede Frau in
Rom und zudem Griechin. Ich kann mir niemanden vorstellen, mit dem
ich lieber zusammen wäre, wenn ich zu Besuch in Alexandria
bin, aber hier in Rom übt sie einen zerstörerischen
Einfluss aus. Sie hat für diesen Jungen Ambitionen, die
für die Zukunft nichts Gutes
verheißen.«
Der fragliche Junge
war Caesarion, von dem Kleopatra behauptete, dass er von Caesar
gezeugt worden sei, und den Caesar auch selbst als seinen Sohn
anerkannte, doch ich hatte meine Zweifel. Caesars mangelnde
Fruchtbarkeit war allgemein bekannt; aus vier Ehen und
unzähligen Liebschaften war nur eine einzige Tochter
hervorgegangen, die gelebt hatte. Und dennoch hatte Kleopatra ihm
kaum neun Monate nach ihrer Begegnung einen Sohn präsentiert
und ihm damit seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt, und das zu
einem Zeitpunkt, als sie ein enormes Interesse daran hatte, genau
dies zu tun. Sie betrachtete Caesar als einen König und Gott
und glaubte, dass ein gemeinsamer Sohn dazu beitragen würde,
Rom und Ägypten unter ihren Nachkommen zu vereinen. Für
meinen skeptischen Geschmack passte ihr das einfach zu gut in den
Kram.
»Ich
fürchte, du hast recht. Die Leute lieben Caesar beinahe
vorbehaltlos, und der Vorbehalt rührt aus seiner Beziehung zu
Kleopatra. Er sollte sie und den Jungen zurück nach Ägypten
schicken, aber er lässt sie gewähren, und ich frage mich,
warum.«
»Es ist der
armen Calpurnia gegenüber so gemein!«, stellte Julia
erhitzt fest. Dies war vielleicht die einzige Angelegenheit, in der
sie das Treiben ihres Onkels mit kritischen Augen
betrachtete.
»Seit Cornelia
haben all seine Ehen einzig und allein dem Schmieden politischer
Allianzen gedient«, stellte ich fest. Cornelia war Caesars
erste Frau gewesen, jene Frau, von der Caesar sich Sullas Befehl
zum Trotz nicht hatte scheiden lassen. »Ich bezweifle, dass
er Calpurnias Gefühlen große Bedeutung beimisst.«
Calpurnia war die Tochter von Calpurnius Piso, einem Mann, der zu
jener Zeit großen politischen Einfluss
besaß.
»Trotzdem ist es
nicht seine Art, sich gegenüber seiner Frau gleichgültig
und herzlos zu zeigen«, erwiderte Julia. »Er muss einen
wichtigen Grund haben, Kleopatra in Rom zu
dulden.«
»Irreführung
vielleicht«, entgegnete ich. »Darin ist Caesar ein
Meister. Sieh dir nur an, wie er mich rausgeschickt hat, damit ich
die Prügel für seinen blöden Kalender beziehe, der,
wie mir jetzt klar wird, der Grund für endlosen Ärger
sein wird, bis die Leute sich daran gewöhnt
haben.«
»Oh, jetzt
übertreibst du aber. Das tust du immer, wenn du mit
irgendeiner kleineren Unannehmlichkeit konfrontiert
bist.«
»Ein Aufruhr ist
keine Unannehmlichkeit.«
»Es war nur ein
kleiner Aufruhr. Und inwiefern soll Kleopatra eine Irreführung
darstellen?«
»Für die
Masse ist Kleopatra einfach nur eine ausländische
Königin, die einen schlechten Einfluss auf ihren geliebten
Caesar ausübt. Weißt du, was der Senat von ihr
hält?«
»Der Senat ist
in diesen Tagen doch nur noch eine Versammlung von Speichelleckern
und betrügerischen falschen Freunden, die hinter Caesars
Rücken Komplotte schmieden.«
»Wohl wahr, aber
er ist auch von altmodischen Männern bevölkert, die jedes
Mal einen Möchtegernkönig wittern, wenn sich einer von
ihnen über alle anderen erhebt, wie Caesar es getan hat.
Crassus hat der Welt gezeigt, dass man sich mit großem
Reichtum Armeen kaufen kann, und was ist die größte
Quelle von Reichtum auf der ganzen Welt?«
Ȁgypten
natürlich«, sagte sie angespannt.
»Genau. Wir
hätten uns Ägypten in den vergangenen hundert Jahren
jederzeit einverleiben können, doch kein Römer würde
zulassen, dass ein anderer Römer die Möglichkeit
erhielte, all diesen Reichtum in die Finger zu bekommen, deshalb
haben wir schön die Hände davon gelassen und die
Ptolemäer als unsere Marionetten unterstützt. Kleopatra
ist praktischerweise die letzte Angehörige dieser Linie und
hat sich selbst mit Haut und Haaren Caesar verschrieben. Was
glaubst du, wie all diese altmodischen Senatoren das
finden?«
»Seine letzten
Gegner, die sich ihm widersetzt haben, sind alle tot, das sollten
sie bedenken.«
»Das tun sie,
glaub mir. Aber Caesars Gegner sind nicht alle tot. Sextus Pompeius
zum Beispiel ist immer
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