Die Feriendetektive
brauchst du dir keine Plattfüße anzustehen!«
Tatsächlich kam ihnen schon ein riesiger brauner Hund entgegen. Ohne zu bellen, rannte er mit langen Sätzen auf Tina zu und blieb direkt vor ihr stehen. Er hatte braune Augen, und um seinen Fang stand ein stacheliger Bart. Auf seiner breiten Brust bildeten seine drahtigen Haare einen Wirbel.
»Er sieht doch gar nicht böse aus!« Tina machte einen Schritt auf ihn zu. Satan knurrte tief. Sie fuhr erschrocken zurück.
»Wenn ich allein komme, ist er friedlich«, sagte Karl. »Aber euch kennt er noch nicht!«
Der Knasterbart wartete bereits unter der Haustür. Er stieß einen scharfen Pfiff aus. Sofort machte Satan kehrt und lief zu seinem Herrn. Der klopfte ihm Hals und Rücken, daß es klatschte, und lobte ihn. »So«, rief er dann, »kommt ruhig her!«
»Tut das dem Hund nicht weh, wenn er ihn so haut?« fragte Tina Karl leise.
»So einen großen Jagdhund kannst du nicht streicheln wie eine Katze. Das merkt der gar nicht richtig«, sagte Karl und ging auf den Förster zu.
Knasterbart war mindestens einsfünfundachtzig groß. Sein stattlicher Bauch steckte in einer speckigen Lederhose. Er hatte eine graue Igelfrisur und trug ein grünes Hemd, das bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt war. »Besuch am Sonntag, und ein hübsches Mädchen ist auch dabei!« rief er mit seinem dröhnenden Baß. »Das freut mich. Kommt nur herein!«
Tina wurde ein bißchen rot. Sie folgten dem Förster ins Haus. Die vorstehende Naht seiner Lederhose wackelte bei jedem Schritt lustig hin und her wie ein Entenpürzel. Tina kicherte und stieß Tim an. Klamotten hatten die Leute hier!
In der Küche stand eine im Verhältnis zu Knasterbart zierliche Frau und bürstete an einem Schaftstiefel.
Knasterbart deutete auf die Eckbank. »Setzt euch!« Er schnappte sich den zweiten Stiefel und half polieren. »Na, wo drückt der Schuh?«
»Das sind erst mal Tina und Tim. Sie sind vorgestern hier angekommen. Sie gehen auf die Ferienschule. Aber deswegen sind wir nicht hergekommen!« Karl erzählte nun, daß sie gestern sechs Schüsse gehört hatten.
Der Förster bürstete langsamer und wurde nachdenklich. Dann stellte er den Stiefel auf den Boden. »Was für ein Gewehr war es?«
»Kleinkaliberschüsse«, sagte Karl.
»Merkwürdig, merkwürdig«, brummte Knasterbart. »Wer knallt im Wald herum?« Er machte ein sorgenvolles Gesicht.
Tina und Tim verstanden gar nichts, aber Karl ließ den Förster nicht aus den Augen.
Dieser kratzte sich jetzt am Kopf und setzte sich an den Tisch. Auch seine Frau legte die Arbeit weg und hörte aufmerksam zu.
»Habt ihr ein Auto gesehen oder gehört«, fragte er ernst. »Ich fürchte nämlich, daß wieder einmal Wilderer die Gegend unsicher machen. Das war letztes Jahr um diese Zeit genauso.«
»Warum wildern die Leute denn?« fragte Tina. »Können sie sich kein Fleisch kaufen?«
»Ach woher!« rief der Förster empört. »Das sind Kerle, die nachts mit dem Auto auf kleinen Straßen und befestigten Waldwegen herumfahren. Das Schiebedach ist offen. Auf dem Beifahrersitz wartet der Schütze mit schußfertigem Gewehr. Wenn Wild über die Straße wechselt, blenden sie es, und dann knallen sie es ab. Fünf Rehe in einer Nacht sind fünfhundert leicht verdiente Mark! Das Wild verschwindet meist in der Küche von Gaststätten. Und das Schlimmste daran ist, daß sie Kleinkalibergewehre benützen, die nicht laut knallen. Ein Schuß mit einem solchen Gewehr muß aber schon die Halswirbelsäule oder den Kopf treffen, damit das Tier sofort tot ist. Deshalb werden viele Tiere nur angeschossen. Die Wilderer können nicht mit dem Hund nachsuchen, weil sie sonst erwischt würden. Die angeschweißten Tiere gehen erst Stunden später jämmerlich ein. Das ist die Sauerei dabei!«
»Und warum wurden die Kerle letztes Jahr nicht erwischt?« fragte Tim.
»Weil sie mit ihren schnellen Wagen heute hier und morgen in fünfzig Kilometer Entfernung wildern.« Der Förster schwieg eine Weile. Dann wandte er sich an Karl: »Daß du mir ja nicht auf den Gedanken kommst, den Helden zu spielen! In nächster Zeit will ich euch bei Dunkelheit nicht mehr draußen im Wald sehen!«
Karl brummte mißmutig. Das hatte man davon! Aber der Knasterbart schmunzelte. »Paßt dir wohl nicht, wie? — Na, ich finde es jedenfalls sehr vernünftig, daß ihr mir gleich Bescheid gesagt habt. Soll ich euch dafür mal mit auf den Ansitz nehmen?«
»Au ja«, rief Tina entzückt. »Wann dürfen wir denn
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