Die Feriendetektive
daß der Hase sich nicht geputzt, sondern sich mit dem Duftstoff aus den Duftdrüsen über seinen Augen, den Lichtern, eingerieben habe.
»Er hat sich also parfümiert?« fragte Tim ganz ernsthaft.
»So könnte man es nennen«. Der Förster lachte. »Genauso hat er auch ausgesehen!« meinte Tina. Dann erwähnte Karl den Habicht.
»Das freut mich«, sagte der Knasterbart, »daß sich der alte Strauchritter bei mir herumtreibt! Man hat ihn nämlich lange Zeit verfolgt und abgeschossen, weil er kleines Wild schlägt. So ist er immer seltener geworden. Aber jetzt ist er geschont, und man sieht ihn wieder häufiger.«
»Wenn ich bloß ein bißchen vorsichtiger gewesen wäre«, bedauerte Tim. »Den hätte ich mir gerne genauer angesehen!«
»Das nächste Mal stellst du dich bestimmt geschickter an«, tröstete ihn der Förster.
Sind Wilderer leicht zu fangen?
Am Montagmorgen schmeckte Tim das Frühstück nicht. Die Ferienschule begann!
Neben Karls Stuhl sah er auch eine Schultasche stehen. »Mußt du etwa ebenfalls in die Ferienschule?«
»Na ja«, sagte Karl verschämt, »außer mir geht nur noch einer aus Waldeck aufs Gymnasium. Und ich bin nicht besonders fleißig...«
»Er streunt lieber im Wald herum«, sagte Frau Widermoser unbarmherzig.
Tim nickte Karl verständnisvoll zu. »Es wird schon nicht so schlimm werden!«
Vor der Schule wartete der Hausmeister. Ein paar Lehrer mit vielleicht zwei Dutzend Schülern standen bei ihm. Sie wurden in einen der Unterrichtsräume geführt, und der Leiter der Ferienschule begrüßte erst mal die Kinder, die nicht im Wohnheim untergebracht waren. Dann zählte er auf, was man hier alles machen konnte: Es gab einen Sportplatz (beim Hausmeister, Herrn Kratzer, konnte man sich einen Fußball holen), man konnte Tischtennis spielen, und jeden Nachmittag ging eine Gruppe, vom Lehrer begleitet, ins Freibad des nächsten Orts. An den Wochenenden standen Wanderungen auf dem Programm, mit Lagerfeuer und Würstchenbraten. Alles freiwillig. Und Hausaufgaben gab es keine!
Die meisten atmeten auf, als sie das hörten. Karl stieß Tina an und flüsterte: »Freizeitprogramm — das könnten wir allein viel besser!«
Tim hatte es gehört und nickte. Er war froh, daß sie nicht im Wohnheim lebten, wie Heinrich und die meisten anderen. Heinrich saß vorne in der zweiten Reihe.
Anschließend wurden sie in Klassen eingeteilt. Karl und Tina kamen zusammen in eine Gruppe, die sich um Herrn Kienast, einen jungen Lehrer, sammelte. Tim gehörte zu einem Herrn Schröder. Er freute sich, als er sah, wie Heinrich zu seiner Gruppe aufgerufen wurde. Dann ging jede der Gruppen mit ihren Lehrern in die Klassenzimmer.
Herr Kienast schrieb seinen Namen an die Tafel und sagte: »Ich unterrichte euch in Mathematik. Glaubt nicht, daß ich Lust habe, in den Ferien zu arbeiten. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig. Also macht mir keinen Ärger, dann mache ich auch keinen!«
Er nahm die Kreide und begann, an der Tafel Geometrieaufgaben vorzurechnen. Es ging alles so schnell, daß Tina Mühe hatte zu folgen.
Karl kratzte sich am Kopf und flüsterte ihr zu: »Bei dem Tempo lern’ ich gar nichts!«
»Schreib eben mit, so gut du kannst. Ich kann dir ja zu Hause die Aufgaben noch mal erklären.«
»Danke«, flüsterte Karl.
»Ruhe«, sagte Herr Kienast laut, ohne sich umzudrehen, und rechnete ungerührt weiter.
Im anderen Klassenzimmer hatten sich Tim und Heinrich in die vorletzte Bank gesetzt. Herr Schröder hatte nur »good morning« gesagt und gleich einen englischen Text ausgeteilt. Einer nach dem anderen mußte einen Satz übersetzen, immer der Reihe nach.
»Hier werden wir uns nicht überarbeiten!« flüsterte Heinrich zufrieden.
»Ja«, gab Tim zurück. »Ich hab’ schon abgezählt. Du hast Satz 12 und ich Satz 13. Wenn wir die übersetzt haben, können wir pennen, bis wir wieder dran sind.«
Heinrich grinste. »Ich mache das immer genauso...«
Sie übersetzten rasch und unterhielten sich dann leise.
»Ich finde es hier grauenhaft langweilig«, meinte Heinrich.
»Ich nicht!« Tim erzählte voll Begeisterung, was er am Wochenende alles erlebt hatte.
»Ist ja irre«, meinte Heinrich. »Nehmt ihr mich mal mit?«
»Wir können Karl in der Pause fragen.«
Jetzt war die Reihe wieder an ihnen, und sie übersetzten die vorbereiteten Sätze. Danach warteten sie nur noch auf das Klingelzeichen.
In der großen Pause machte Tim Heinrich gleich mit Karl bekannt. Karl zog ein ziemlich
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