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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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»Nein«, sagte sie.
    Ihre Mutter stellte die Automatik auf Parken, und sie stiegen aus. April steckte das Notizbuch in ihre Hosentasche und wartete.
     Manchmal konnte es sogar noch länger dauern, tatsächlich auszusteigen, als das Auto abzustellen.
    »He!« Ihre Mutter deutete auf den Abstand zwischen dem Wagen und dem Bordstein. »Der steht ja noch mindestens einen halben
     Meter weit weg.«
    April zuckte die Achseln. »Du hast mich nur gefragt, ob du zudicht dran bist«, erklärte sie langsam und genüsslich in dem herablassenden Tonfall, der ihre Mutter noch jedes Mal auf die
     Palme gebracht hatte. »Und ich habe gesagt, bist du nicht. Bist du ja auch nicht.«
    Ihre Mutter stieg wieder in den Wagen und schlug die Tür so fest hinter sich zu, als sei es Aprils Schuld, dass sie immer
     noch nicht einparken konnte. Dann unternahm sie ein paar Dutzend neue Anläufe, näher an den Bordstein zu kommen. April bekam
     fast einen Lachanfall angesichts des vor und zurück springenden Wagens und der zahlreichen Flüche, die gut hörbar von drinnen
     herausdrangen.
    »Willst du etwa, dass irgendein Idiot vorbeifährt und ihn verschrammt?«, fragte ihre Mutter, als sie wieder zum Vorschein
     kam, sich die Haare zurückschob und dabei einen höchst unvorteilhaften kreisrunden Achselschweißfleck zum Vorschein brachte.
    »Meinst du etwa unseren Camry aus dritter Hand?«, fragte April und wandte sich ab. »Was wäre denn daran schon so schlimm?«
    »Aus zweiter Hand und kaum gefahren. Außerdem brauche ich ihn für meine Kunden, Fräulein Schlaumeier. Dieser Wagen hilft mir
     dabei, etwas zu essen auf den Tisch zu bringen.«
    April stopfte ihren iPod in die Vordertasche ihrer Jeans und senkte den Blick, um heimlich die Augen verdrehen zu können.
    »Und vergiss nicht«, fuhr ihre Mutter in einem plötzlich versöhnlicheren Tonfall fort, den April als ihre »Um des lieben Friedens
     willen vergesse ich das mal«-Stimme kannte, »in einem Jahr wirst du selbst diesen Camry aus dritter Hand fahren.«
    April zuckte die Achseln. »Dann hoffe ich nur, dass jemand ihn vorher zu Schrott fährt. Vielleicht kriegen wir dann ja mal
     ein Auto, das schon in diesem Jahrhundert gebaut wurde.« Siestopfte ihre Ohrstöpsel zu dem Notizbuch in die andere Tasche. »Können wir die Sache jetzt bitte hinter uns bringen? Grandpa
     beobachtet uns nämlich schon vom Fenster aus. Regelrecht unheimlich ist das.«
    April konnte eigentlich gar nicht sehen, ob ihr Großvater wirklich sie beide anglotzte oder einfach nur in die Ferne starrte.
     Mit seinem rotgrünen Flanellhemd und einer Jeans stand er mitten im Fenster. Er sah kleiner und ein wenig schmächtiger aus,
     als sie ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht war es doch schon länger als ein halbes Jahr her, seit sie ihn gesehen hatte.
     Wenn sie überhaupt an ihn gedacht hatte, was praktisch nie vorkam, hatte sie immer das Bild eines größeren und kräftigeren
     Mannes vor Augen gehabt. Aber von hier aus sah er einfach nur alt aus.
    Ihre Mutter winkte, doch ihr Großvater reagierte nicht. Ihre Mutter winkte noch einmal.
    »Wäre es nicht leichter, wenn wir einfach nur wie jeder normale Mensch läuten?«, fragte April. »Wir stehen hier und wedeln
     rum wie Deppen.«
    Während sie zur Haustür marschierten, fielen April noch andere Dinge am Haus auf, die man von der Straße aus nicht hatte sehen
     können. Auch an anderen Stellen hatte sich die Regenrinne von der Dachkante gelöst, und rund um das Panoramafenster und die
     Tür sah man große Flecken, wo die Farbe abgeblättert war.
    »Du hast mir gar nicht verraten, dass Grandpa ein Ghetto-Typ geworden ist«, sagte sie.
    Sie sah, dass ihre Mutter die Dachrinne musterte. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber früher war dieses Grundstück
     tadellos in Schuss. Habe ich dir eigentlich schon mal erzählt, dass dein Großvater dieses Haus eigens für deine Großmutter
     gebaut hat?«
    »Sobald er aus Korea zurück war, und kaum hatte er es fertig, hat er noch am selben Tag im Vorgarten um Grandmas Hand angehalten,
     und sie hat aus Spaß zuerst nein gesagt. Nein, Mom, das hast du mir noch nie erzählt.«
    »Allmählich sieht es so aus wie etwas, was wir ›renovierungs bedürftig ‹ nennen würden.«
    Mit dem »wir«, wusste April, konnte nur Hank Johnson gemeint sein, dieser ekelhafte neue Boss ihrer Mutter in der Immobilienfirma.
     Einmal hatte Hank seine Mutter zu einer Hausbesichtigung abgeholt. Bei dem unangenehmen Gedanken an seinen

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