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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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Berge, du blöder…«
    »Dad!«
    Moment – diese Stimme. Mist! Er hatte einen seiner Söhne an der Strippe. Aber welchen?
    »Schätze, du hast dich verwählt.«
    Es war Mike. Der wäre nicht seine erste Wahl gewesen und auch nicht die zweite, nachdem Bill jetzt klargeworden war, dass
     er nun ein Ferngespräch führte. Dumm gelaufen.
    »Marcy hat mir dieses neue Telefon besorgt«, erklärte er. »Hat die ganzen verdammten Tasten vorprogrammiert. Wählen ist heutzutage
     wohl schon zu viel der Mühe.«
    Mike lachte nicht. Er schien darauf zu warten, dass Bill fortfuhr.
    Aber Bill merkte, dass ihm partout nichts einfiel, was er sagen oder wie er erklären sollte, warum er überhaupt zum Hörer
     gegriffen hatte.
    »Na schön, dann lass ich dich wohl mal besser denjenigen anrufen, mit dem du eigentlich sprechen wolltest«, sagte Mike.
    »Warte!«, hörte Bill sich sagen, obwohl er ums Verrecken nicht darauf kam, weshalb. »Wozu die große Eile?«
    »Ich habe gar keine Eile.«
    »Alles in Ordnung bei euch?«, fragte Bill und schüttelte sofort den Kopf so wie früher, wenn Clare mitgehört und er gemerkt
     hatte, dass er gerade etwas Dämliches gesagt hatte, meistens zu einem seiner Chefs.
    »Hör mal, Dad.« Jetzt registrierte Bill Mikes Ungeduld. »Of fensichtlich wolltest du doch gar nicht mich anrufen. Warum können wir da nicht einfach …«
    »Ach komm schon. Erzähl mir jetzt bloß nicht, ich hätte deine
Gefühle
verletzt.«
    Bill biss sich auf die Lippe. Das war eigentlich keine Art, mit jemandem zu reden, den man nicht mehr gesprochen hatte seit
     … ja, seit wann?
    »Na, das hat ja nicht lange gedauert, was?« Mike klang erleichtert, beinahe sogar triumphierend.
    Bill versuchte es anders. »Ich wollte dich was fragen?«, begann er, aber von der darauffolgenden Stille wurden seine Gedanken
     genauso verweht wie eben das Laub, das hinter dem durch den Vorgarten schlurfenden Nachbarjungen hochgewirbelt wurde.
    »Na schön«, meldete sich Mike nach einer weiteren unangenehmen Pause, so als hätte er spontan abgewogen, ob eine Antwort überhaupt
     lohnte. »Dann frag mal drauf los.«
    Warum war das alles so kompliziert? Als Bill beschlossen hatte, Marcy anzurufen, hatte er gar nicht groß darüber nachgedacht,
     was er sagen würde. Da hätte er einfach sagen können, dass er sie sehen wollte, und in null Komma nichts wäre sie da gewesen,
     mit sorgenzerfurchter Stirn und einem Eimer voller Ajax- und Windex-Flaschen. Dann hätte er seine Bitte loswerdenkönnen. Aber hier konnte er diese Bitte nicht so einfach loswerden. Nicht bei Mike. Schon gar nicht bei Mike.
    »Haben die bei euch in Chicago die Straßen dichtgemacht? Den Flughafen geschlossen?«
    »Wie bitte?«
    »Ein Mann sollte seine Enkel kennen.«
    Mike atmete hörbar aus. Bill überlegte, wann genau sein Sohn eigentlich so abgeklärt geworden war. Als Heranwachsender war
     Mike noch beim geringsten Anlass in die Luft gegangen, und Clare war überzeugt gewesen, er sei irgendwie »unausgeglichen«.
     Sie hatte mit ihm zu einem Seelenklempner gewollt, aber Bill hatte sie beruhigt, dass sich das bei Mike schon noch auswachsen
     würde. So war es dann auch gekommen. Bloß hatte sich Mike von einem Heißsporn in einen regelrechten Eisblock verwandelt. Er
     wählte seine Worte dermaßen bedächtig, als spräche man mit einem Scheißpolitiker.
    »So weit ich mitbekommen habe«, sagte er jetzt betont langsam, »kennst du ja noch nicht mal die Enkeltochter richtig, die
     praktisch bei dir um die Ecke wohnt.«
    »Von was redest du?« Bill hörte selbst, wie seine Stimme anschwoll, konnte aber nichts dagegen machen. »Von wem?«
    »Keine weiteren Fragen«, schloss Mike. »Dad, du kannst deine Enkel sehen, wann immer du willst, aber dafür musst du schon
     herkommen. Und vorher solltest du dich besser nach ihren Stundenplänen erkundigen. Diese Enkelkinder, die du plötzlich so
     unbedingt sehen willst, sind nämlich mittlerweile schon in der Highschool. Dein Enkelsohn ist wahrscheinlich größer als du.
     Er ist Kapitän im Lacrosse-Team.«
    »Weiß ich«, gab Bill zurück. Plötzlich juckte es ihn im Nacken. Er schaffte es, sich die Frage zu verkneifen, was Lacrosse
     war. »Weiß ich doch.«
    »Prima.« Das kam in genau diesem entlarvenden Tonfall, den Mike schon so lange beherrschte »Wann willst du kommen?«
    »Eigentlich hatte ich mir überlegt, wir könnten doch
alle
mal wieder zusammenkommen. Alle vier. Weißt schon, du, ich, Mike … ich meinte, du, ich,

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