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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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lebten von Kadavern, die durch den Tunnel angespült wurden.
    Sie mussten nicht sehen können; sie konnten Fleisch riechen, und sie konnten die Bewegungen eines verzweifelten Lebewesens wahrnehmen.
    Und Max war beides.

18
    A ls Max in den bodenlosen Schlund des Ungeheuers fiel, erstarrte ! Koga vor Angst, aber er lief nicht in Panik davon. Stattdessen kauerte er sich hin, klammerte sich an einen Felsen und harrte dort aus, als die brüllende Gischt nach oben schoss und dann prasselnd auf ihn niederregnete. Er glaubte, Max würde zusammen mit der Galle aus dem Bauch des Teufels gespuckt und dann zappelnd im Sand liegen wie ein Fisch, den man aus dem Wasser gezogen hatte. Aber Max kam nicht, und als die Wasserfluten wieder versiegt waren, trat !Koga tapfer an den Rand des Teufelsmauls zurück.
    Dort unten sah er nur noch die letzten schäumenden Wasserreste in den Rachen des Ungeheuers zurückfließen. Sonst nichts. Von Verzweiflung überwältigt, sank er auf die Knie. Seine Angst vor dem Ungeheuer wurde von seiner Wut verdrängt – ein Gefühl, das er noch nie empfunden hatte.
    »Max!«, schrie er. Aber dieser furchtbare Schlund erfasste seine Stimme und warf sie wie ein Steinchen hin und her, bis auch sie vollständig verschluckt war.
    Er betrachtete die Stelle, die Max ihm gezeigt hatte – den Eingang zum Tunnel –, aber auch dort wies nichts darauf hin, dass Max überlebt hatte. Kein Wunder geschah, niemand lächelte zu ihm hinauf und sagte, das mit dem hochschießenden Wasser sei ganz schön unheimlich gewesen, aber es sei ja noch mal gut gegangen.
    »Bitte, Max, sag doch was – sag, dass du da bist. Sag, dass du dich in diesen Vogel verwandelt hast, der Steine anhebt und nach den Insekten oder Schlangen pickt, die darunter hervorkommen.« Doch ihm antwortete nur Schweigen. Und obwohl aus dem schwarzen Tunnel kein Leichnam gespült wurde, stand für ihn fest, dass sein Freund ums Leben gekommen war – verschlungen von dem Ungeheuer, das bereits auf das nächste Opfer wartete.
    !Koga hatte Jäger gesehen, die der Spießbock durchbohrt hatte oder die von Löwen zerrissen worden waren, aber die Leere, die er jetzt empfand, war etwas ganz Neues für ihn. Als die Wut sich legte und er wieder klar denken konnte, stand er auf und warf einen letzten Blick auf den Ort, an dem der Junge aus dem fernen Land gestorben war. !Koga hatte nicht die Macht, ihn von dort zurückzuholen; er konnte auch nicht in den Abgrund springen und mit Pfeil und Bogen oder mit dem Messer oder den bloßen Händen gegen das Ungeheuer kämpfen. Er war hilflos, und er hatte Max nicht beschützen können.
    Der Junge und sein Vater hatten ihr Leben geopfert, um !Kogas Volk zu helfen, und deshalb würde er jetzt das Papier mit den Linien nehmen, die verrieten, wo andere Leute gestorben waren, und dieses Mädchen Kallie van Reenen aufsuchen. Eigentlich sollte er auf die Nacht warten, denn dann müsste er nicht auf seine Deckung achten und käme schneller voran, aber die Zeit des Wartens war vorbei. Er würde den ganzen Tag durch die sengende Hitze laufen und jede Gefahr auf sich nehmen. Diesmal würde er nicht versagen.
    Er wandte sich von dem Ort ab, der für ihn Max’ Grab war, und lief los, auf den flimmernden Horizont zu. Und er blickte nicht mehr zurück.
     
    Slye mochte Skeleton Rock nicht, denn das Fort erinnerte ihn an die Zeit, die er in einem mongolischen Gefängnis verbracht hatte, wo nichts anderes auf dem Speiseplan gestanden hatte als Yakfettsuppe, Yakfettbrei und Yakfetttee. Dort hatte er in einer unterirdischen Höhlenzelle gesessen, die so riesig war, dass jeder Atemzug ein Echo erzeugt hatte. Das war schon einige Jahre her, aber die Dunkelheit hier erinnerte ihn an diese düstere Kerkerzeit, in der nur wenig Licht durch die mit Eisen beschlagene Tür zu ihm hereingedrungen war. Das schwache Licht stammte von einer Öllampe, die nicht für ihn, sondern für seinen Wächter auf der anderen Seite der Türe brannte. Dieser Wächter – was für eine gruslige Horrorgestalt! Ungewaschen, untersetzt, zottelhaarig, krummbeinig von einem Leben, das er auf dem Rücken von Yaks verbracht hatte, und derart ungebildet, dass an ein Gespräch über die Feinheiten des Bolschoiballetts überhaupt nicht zu denken war. Und Slye hatte ihn furzen gehört, wenn er die Treppe zu seiner Zelle heruntergekommen war.
    Wie ein Pferd, dachte Slye heute, denn ein Yak hatte er noch niemals furzen hören, während Shaka Changs Rennpferde genug Methan

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