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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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einem sterilen Overall. Das Ganze vermittelte unbestreitbar den Eindruck eines Verurteilten in der Todeszelle.
    »Fortschritte?«, fragte Slye.
    »Geringfügig«, sagte Schernastyn.
    » Geringfügig ist keine Antwort, Doktor. Dieses Wort ist weder durch qualitative Analyse noch durch quantitative Messung bestimmt. Fortschritte?«
    Schernastyn unterdrückte grimmig den Wunsch, Slye ins Gesicht zu spucken, ihn am Hals zu packen und durchzuschütteln, bis ihm das Blut aus den Augen hervorschoss und seine Zunge dunkelblau anlief. Und zu schreien, dass er, Schernastyn, ein Wissenschaftler sei, kein Lakai, der Bettpfannen leerte und Laken wechselte. Er brauchte Zeit, wenn er analysieren und berechnen sollte, was in seinem Patienten vor sich ging. Die verschlungenen Pfade des neurologischen Geschehens waren nun einmal nicht so leicht zu verstehen wie der Plan der Londoner U-Bahn. Aber er ließ sich seine Gedanken nicht anmerken und nickte nur.
    »Selbstverständlich, Genosse Slye, verzeihen Sie mir. Sein Blutdruck hat sich stabilisiert, seine kognitiven Fähigkeiten haben sich um dreißig Prozent gesteigert – ausgehend von seinem nahezu vegetativen Zustand in den letzten zwei Wochen, in dem er nicht einmal mehr laufen konnte, weil die chemischen Substanzen, die er geschluckt hatte, um seine Erinnerung zu blockieren, die vollständige Kontrolle über seine neurologischen Funktionen übernommen hatten, die …«
    »Ich weiß, was mit ihm los war«, unterbrach ihn Slye. »Erist Wissenschaftler. Er hat einen Gedächtnisblocker geschluckt, der ihn verschlossen hat wie einen Tresor, damit wir keinerlei Informationen aus ihm herausholen können. Kommen Sie mir nicht mit diesen alten Kamellen. Wir müssen herausfinden, was er weiß. Wissen wir heute mehr als gestern?«, fragte Slye mit Nachdruck. »Das sind die Fortschritte, die für Mr Chang interessant sind. Also?«
    »Nein.«
    »Aha.«
    »Aber wie Sie sehen, kann er stehen und gehen.«
    »Ja, ich sehe, dass er an der Wand lehnt, aber er spricht nicht, und offenbar hört er auch nichts. Er sieht aus wie ein Toter, den man in eine Ecke seiner Zelle gestellt hat.« Slye zeigte auf Tom Gordon, der eine Wand anstarrte; sein Blick war vollkommen leer, eine Wirkung der Drogen, die sein Gehirn ausgeschaltet hatten. Schernastyn stöhnte auf, als Slye plötzlich ausholte, um seinen Patienten zu schlagen, und erst in letzter Sekunde innehielt. Tom Gordon zuckte mit keiner Wimper.
    Slye sah Schernastyn an. »Die Zeit läuft uns davon. Falls er seine Entdeckungen weitergegeben hat, könnte das Mr Changs Untergang bedeuten. Also steigern Sie die Dosis.«
    »Das könnte sein Gehirn endgültig zerstören. Er könnte sterben«, sagte Schernastyn, der sich weniger um den Mann sorgte als um sein Experiment, das man ihm entziehen könnte, bevor er sämtliche Möglichkeiten wissenschaftlicher Forschung ausgeschöpft hatte.
    »Dann stirbt er eben – das Risiko, niemals zu erfahren, ob irgendjemand im Besitz dieser Informationen ist, müssen wir in Kauf nehmen.«
    Slye wandte sich ab. Er wollte weg von diesem widerlichen Krankenhausgeruch hier unten. Weg vom schlechten AtemSchernastyns, der offenbar eine Zahnfleischentzündung hatte. Vielleicht war seine nachlässige Mundhygiene ja auch eine der Waffen, mit denen er das Gehirn eines Gefangenen zu zerstören versuchte.
     
    Der ekelhafte Gestank aus dem Maul des Krokodils wirkte auf Max noch abschreckender als seine Zähne. Das Krokodil stürzte auf ihn zu, den Rachen in Erwartung des großen Happens so weit aufgerissen, dass sich die Hautlappen an den Seiten des Mauls spannten. Wenn diese Zähne um einen Arm oder ein Bein zuschnappten, würde allein schon die Wucht des Aufpralls die Gliedmaße abtrennen. Oder – im allerschlimmsten Fall – das Vieh würde Max mit seinem mächtigen Gebiss aus der Deckung zwischen den Turbinenschaufeln herausschleifen, ihn hin und her schleudern und in Stücke reißen, während sich seine blinden, schuppigen Reptilienkameraden um einzelne Fetzen von ihm balgten.
    Max zog sein Bein gerade noch rechtzeitig zurück. Das Turbinengehäuse war so groß, dass er beinahe darin stehen konnte, aber es gab dort zwei hintereinanderliegende Rotoren, deren Propeller in diesem, wie ein Riesenventilator gebauten Mechanismus, leicht zueinander versetzt lagen. Wenn Wasser auf den vorderen Propeller traf, begann er zu rotieren und brachte mit dem so beschleunigten Wasser den zweiten Propeller in Gang. Wie ein gigantischer

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