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Die Festung

Die Festung

Titel: Die Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meša Selimović
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habe so etwas
nie gemacht, also brauche ich es auch jetzt nicht, hatte ich mich getröstet, da
mir nichts anderes übriggeblieben war.
    Mahmut hatte ganz benommen zugehört
und sicher gedacht, daß ich ein Tropf war, der nicht wußte, was eine richtige
Feier unter Männern war, und es nie erfahren würde, wenn ich eine Einladung
ablehnte, die jeder echte Mann angenommen hätte. Ich war also kein echter Mann
und schlug Osman vor, meinen Freund Mahmut mitzunehmen, er habe Freude daran
und sei ein besserer Gesellschafter als ich.
    Mahmut hatte mich dankbar, Osman
hoffnungsvoll angesehen, aufgeregt wie ein Mädchen, das einem Heiratsantrag
entgegenbangte, und als Osman zustimmte, hatte er zu röcheln begonnen, als
erstickte er fast an dieser Ehre, aber er faßte sich schnell und dankte
würdevoll für die Einladung.
    Ich wunderte mich, aufrichtig
gesagt, daß Osman ihn einlud, doch das war nicht meine größte Sorge. Ich ging
mit ihm hinaus, um ihn zu fragen, ob er nicht versuchen wollte, Ramiz zu
retten, heute abend wäre es sehr günstig, da alle feierten, und er lachte nur:
»Auch ich werde feiern.«
    Ich blieb verwirrt zurück, und Osman
ging lachend fort.
    Am nächsten Tag erzählte mir Mahmut,
es sei ein unerhörtes Gelage gewesen: wie gesagt, zum Trinken müßten echte
Männer zusammenkommen. Sie seien wackere Burschen, da gäbe es nichts, vor allem
Osman, aber sie hätten recht daran getan, auch ihn, Mahmut, dazuzubitten. Er
habe ihnen gezeigt, wie man trinke, bedächtig, in langen Schlucken über die
Zunge, das hastige In-die-Kehle-Gießen sei allzu gewöhnlich, und das könne man
nicht lange aushalten. Zwar habe auch er später sich das Getränk glasweise in
die Kehle geschüttet und wie Suppe aus dem Teller geschlürft, aber das sei
gegen Morgen gewesen, als sie berauscht waren, alle bis auf Osman. Er habe
ihnen auch beigebracht, wie die Musiker spielen müßten, leise und fein, damit
es nur bis zur Haustür zu hören war, damit es zu Herzen ging und zu Tränen
rührte. Osman Vuk habe ihm Anerkennung gezollt, er habe gesagt, daß Mahmut das
Fest verschöne, und habe ihn immer und immer wieder umarmt, wie einen Bruder,
wie den besten Freund. Diesem Osman Vuk sei nichts auf der Welt unmöglich, und
so leicht könne ihm keiner das Wasser reichen. Er sei voller Neuigkeiten,
voller Mut und Fröhlichkeit. Er, Mahmut, habe sich fast die Kiefer verrenkt vor
Lachen, und wär er gestern gestorben, er hätte nicht erfahren, daß es auch
solche Menschen auf der Welt gab. Osman sei der heiterste, unterhaltsamste,
beste, klügste, tapferste Mensch, den er je gesehen habe. Es sei kaum zu
glauben, was alles in ihm verborgen sei. Er habe Ramos Lieder auf der Laute
begleitet, dann habe er gesungen und Ramo gespielt, dann habe er einen
tscherkessischen Tanz aufgeführt, Mahmut habe nie etwas Schöneres gesehen,
danach einen rumänischen zusammen mit Zajko. Gegen Mitternacht seien einige
ungehobelte Kerle erschienen, um das Fest zu stören, sie hätten verlangt, daß
Ramo für sie spiele und daß der Tanz aufhöre, aber Osman habe ihnen gut
zugeredet, sie zum Trinken eingeladen, sie gebeten, das Vergnügen nicht zu
beeinträchtigen, da ihnen auch niemand etwas tun wolle.
    »Sie wurden noch frech, ihnen hätte
keiner etwas zu sagen, und wenn es ihm nicht passe, dort sei die Tür, die
Straße sei frei, und immer so fort, man hätte speien können, sie fingen sogar
an zu drohen, und ich sehe, da kann allerhand passieren. Aber mit Osman
passiert einem nichts. Er steht dir auf und geht ganz langsam und ruhig, als
hätte er viel Zeit, auf den einen Kerl zu, aber das war ein Riese, er paßte
kaum durch die Tür, und versetzt ihm rechts und links zwei solche Ohrfeigen,
daß er bloß in die Knie geht. Genauso verfährt er mit dem zweiten, daß dem fast
der Kopf weggeflogen wäre, wenn er nicht am Hals festgesessen hätte, dann geht
er ein paar Schritte zurück und nimmt wieder Aufstellung, Fäuste hat er wie
Streitkolben, und der Kerl weiß nicht, wie ihm geschieht. Dann befiehlt er dem
einen, die Tür zu öffnen, und beiden, auf der Stelle zu verschwinden und sich
ihr Lebtag hier nicht mehr sehen zu lassen, und tatsächlich, sie ziehen die
Köpfe ein, gehorchen wie die Kinder dem Hodscha und verdrücken sich in die
Dunkelheit. Und er kehrt zu seinen Gästen zurück. ›Wo sind wir stehengeblieben?‹
fragt er, als wäre nichts gewesen. Da hat Muharem Pjevo vor lauter Begeisterung
ein Lied bestellt und wollte bezahlen, Osman wirft ihm

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