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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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da gesprochen wurde, doch diesmal schenkte sie ihren Augen Glauben. Sie war entschlossen, hinzugehen und sich zu erkennen zu geben, als hinter ihr jemand sagte: »Habt Ihr beschlossen, früher zu kommen? Und allein?«
    Egwene wirbelte herum und sah sich Amys gegenüber. Ihr dunkelbraun gebranntes Gesicht schien zu jugendlich für das weiße Haar. Neben ihr stand Bair mit ihren ledern wirkenden Wangen. Beide hatten die Arme vor der Brust verschränkt, und sogar die Art, wie sie die Schals eng zusammengezogen hatten, deutete auf Mißbilligung hin.
    »Ich bin eingeschlafen«, sagte Egwene. Es war einfach zu früh, um ihre zurechtgelegte Geschichte vorzubringen. Während sie noch erklärte, wie sie eingeschlummert war und warum sie nicht zurückkehrte - ohne zu erwähnen, daß sie ein Gespräch unter vier Augen zwischen Nynaeve und Amys verhindern wollte -, war sie doch überrascht von ihren eigenen Schuldgefühlen, weil sie vorgehabt hatte zu lügen, und über ihre Erleichterung, daß ihr das nun erspart geblieben war. Vielleicht würde die Wahrheit sie nicht vor Strafe bewahren. Wohl war Amys nicht so streng wie Bair - nicht ganz -, aber sie war durchaus fähig, sie dafür den Rest der Nacht über Steine aufstapeln zu lassen. Viele Weise Frauen glaubten an die strafende Wirkung völlig nutzloser Arbeit. Man konnte sich ja dabei nicht einmal einreden, es sei etwas anderes als eben nur eine Strafe, während man beispielsweise Asche mit einem Löffel vergrub. Und das setzte noch voraus, daß sie sich nicht einfach weigerten, sie weiter zu unterrichten. Dann zog sie doch lieber die Asche vor.
    Sie konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken, als Amys nickte und sagte: »Das kann passieren. Aber beim nächsten Mal kehrt Ihr zurück und träumt Eure eigenen Träume. Ich hätte auch allein anhören können, was Nynaeve zu sagen hat, und ihr mitteilen, was wir wissen. Wenn Melaine heute nacht nicht bei Bael und Dorindha wäre, wäre auch sie hier anwesend. Ihr habt Bair einen Schreck eingejagt. Sie ist stolz auf Eure Fortschritte, und wenn Euch etwas passiert...«
    Bair aber wirkte gar nicht stolz. Sie schien im Gegenteil eine noch finsterere Miene zu machen als sonst, als Amys schwieg. »Ihr hattet Glück, daß Cowinde Euch fand, als sie das Geschirr abräumen wollte. Sie machte sich Sorgen, weil sie Euch nicht wecken konnte, um die Decken aufzuschütteln. Falls ich geglaubt hätte, Ihr wärt schon länger als nur ein paar Minuten allein hier gewesen...« Ihr Blick wurde einen Augenblick lang drohend, und ihre Stimme klang mehr nach einem Grollen: »Ich glaube, nun müssen wir auf Nynaeve warten, und wenn wir damit nur verhindern, daß Ihr weiterhin bettelt, nicht zurückgeschickt zu werden. Wenn wir dableiben müssen, dann sei es so. Wir können die Zeit möglicherweise anders nutzen. Konzentriert Euch auf... «
    »Es ist nicht Nynaeve«, sagte Egwene schnell. Sie wollte gar nicht wissen, was ihr Bair antun könnte, wenn sie solche Laune hatte. »Es ist Elayne, und...« Ihre Worte verklangen, als sie sich umdrehte. Elayne in ihrem eleganten grünen Seidenkleid, das auf jeden Ball gepaßt hätte, schritt unweit von Callandor auf und ab. Birgitte war nicht zu sehen. Ich habe sie mir aber nicht bloß eingebildet! »Sie befindet sich bereits hier?« fragte Amys und trat vor, so daß sie in die gleiche Richtung blicken konnte.
    »Noch so ein törichtes Mädchen«, knurrte Bair. »Die Mädchen heutzutage haben nicht mehr Gehirn als Ziegen.« Sie stolzierte vor Egwene und Amys her und pflanzte sich vor Elayne und Callandor gegenüber mit in die Hüften gestemmten Fäusten auf. »Ihr seid nicht meine Schülerin, Elayne von Andor, auch wenn Ihr genug von uns gelernt habt, um Euch hier nicht selbst umzubringen, wenn Ihr Vorsicht walten laßt. Aber wenn Ihr meine Schülerin wärt, würde ich Euch von Kopf bis Fuß versohlen und Euch zu Eurer Mutter zurückschicken, bis Ihr alt genug seid, daß man Euch allein fortläßt. Das könnte meiner Meinung nach noch einmal so viele Jahre dauern, wie Ihr bereits hinter Euch erlebt habt. Ich weiß, daß Ihr allein in die Welt der Träume gekommen seid, Ihr und Nynaeve. Ihr seid beide sehr töricht, so etwas zu unternehmen!«
    Elayne fuhr zusammen, als sie so plötzlich erschienen, doch als sie Bairs Tiraden vernahm, richtete sie sich hoch auf und wirkte durch ihre Kopfhaltung geradezu eisig. Ihr Kleid färbte sich rot und nahm einen noch feineren Glanz an. Die Ärmel waren mit

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