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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Elaida wüßte ganz genau, wo sie sie ins Netz bekommen konnte. Währenddessen machten sie sich Gedanken darüber, wie man Gemüsegärten anlegt und ob sie genug Feuerholz zusammenbekämen, bevor der erste Frost kam.
    »Dann ist das ja wohl erledigt«, sagte Carlinya kühl. »Ihr scheint nicht zu verstehen, daß Ihr nicht mehr Amyrlin und Behüterin seid. Ihr seid noch nicht einmal mehr Aes Sedai.« Einige hatten die Güte, verlegen dreinzublicken. Nicht so Morvrin oder Beonin, aber wohl die anderen. Keine Aes Sedai sprach gern über die Dämpfung, noch ließ sie sich gern daran erinnern. Sie mußten das als besonders hart empfunden haben, da es ausgerechnet angesichts dieser beiden gesagt worden war. »Ich sage das nicht, um grausam zu erscheinen. Wir glauben die Anklagen gegen Euch nicht, trotz Eures Reisegenossen, sonst wären wir nicht hier. Aber Ihr könnt auch nicht Eure alten Positionen unter uns wieder einnehmen. Das ist eine unumstößliche Tatsache.«
    Siuan konnte sich noch gut an Carlinya als Novizin und Aufgenommene erinnern. Einmal im Monat hatte sie damals etwas angestellt, nichts Bedeutendes, eine Kleinigkeit, die ihr ein oder zwei Stunden Extraarbeit eingebracht hatten. Genau einmal im Monat. Sie hatte sich vor den anderen nicht wie eine Streberin anstellen wollen. Das waren ihre einzigen Verstöße gegen die Regeln gewesen. Ansonsten übertrat sie nie ein Verbot und machte keinen einzigen falschen Schritt, denn das wäre ja unlogisch gewesen. Deshalb hatte sie auch nie verstanden, warum die anderen sie trotzdem für den Liebling der Lehrerin gehalten hatten. Eine ganze Menge Logik, aber kein gesunder Menschenverstand: das war Carlinya.
    »Während das, was man Euch antat, genau den Buchstaben des Gesetzes entsprach«, sagte Sheriam mit sanfter Stimme, »waren wir immer der Meinung, daß es bösartig und ungerecht sei und den Sinn der Gesetze vollkommen verdrehte.« Die Stuhllehne hinter ihrem feuerroten Kopf war wenig überzeugend in Form einer kämpfenden und sich windenden Masse von Schlangen geschnitzt. »Was auch die Gerüchte besagen mochten, die meisten Anklagepunkte gegen Euch waren so dünn und durchsichtig, daß man nur darüber lachen konnte.«
    »Aber nicht die Anschuldigung, sie habe von Rand al'Thor gewußt und sich mit anderen verschworen, seine Existenz vor der Burg geheimzuhalten«, unterbrach Carlinya in scharfem Ton.
    Sheriam nickte. »Wie dem auch sei, selbst das reichte nicht aus für einen solchen Schuldspruch. Außerdem hätte man Euch nicht im geheimen verurteilen dürfen, ohne jede Möglichkeit, Euch zu verteidigen. Fürchtet nicht, daß wir Euch den Rücken zuwenden werden. Wir werden dafür sorgen, daß es Euch beiden gutgeht.«
    »Ich danke Euch«, sagte Leane mit sanfter und fast bebender Stimme.
    Siuan verzog das Gesicht. »Ihr habt mich noch nicht einmal zu den Augen-und-Ohren befragt, die mir immer noch zur Verfügung stehen.« Sie hatte Sheriam gern gehabt, als sie noch gemeinsam studierten, doch die Jahre hatten eine Kluft zwischen ihnen geöffnet. ›Gutgeht‹, ha! »Ist Aeldene hier?« Anaiya setzte schon an, den Kopf zu schütteln, als sie sich doch beherrschte. »Ich habe es vermutet, sonst wüßtet Ihr mehr von den Vorgängen dort draußen. Ihr habt sie einfach zurückgelassen, und nun schicken sie ihre Berichte immer noch zur Burg.« Langsam dämmerten ihnen diese Erkenntnisse. Sie hatten von Aeldenes Aufgaben nichts gewußt. »Ich habe das Netz der Augen-und-Ohren der Blauen Ajah geleitet, bevor ich zur Amyrlin erhoben wurde.« Weitere Überraschung. »Mit ein bißchen Mühe werden alle Spioninnen der Blauen und auch diejenigen, die mir als Amyrlin direkt dienten, künftig ihre Berichte an Euch senden, und zwar auf Wegen, die ihnen gar nicht bewußt machen, wo ihre Berichte tatsächlich landen.« Das würde erheblich mehr als nur ein bißchen Mühe machen, aber das meiste hatte sie sich schon im Kopf zurechtgelegt, und mehr mußten sie im Moment sowieso nicht erfahren. »Und sie können weiterhin Berichte an die Burg senden, die das enthalten, was... Ihr Elaida glauben machen möchtet.« Beinahe hätte sie das Wort ›wir‹ gebraucht. Sie mußte ihr Mundwerk im Zaum halten.
    Es gefiel ihnen natürlich überhaupt nicht. Die Frauen, die in diesem Netz arbeiteten, mochten wohl nur wenigen bekannt sein, aber sie waren allesamt Aes Sedai. Es waren immer Aes Sedai gewesen. Doch das war ihr einziger Hebel, den sie ansetzen konnte, um in die Kreise hineinzukommen,

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