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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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in denen die Entscheidungen fielen. Ansonsten würden sie wahrscheinlich Leane und sie auf irgendeinen abgelegenen Bauernhof stecken, ihnen eine Dienerin mitgeben, um sie zu versorgen, nun, und vielleicht käme von Zeit zu Zeit eine Aes Sedai zu Besuch, die Frauen nach einer Dämpfung untersuchen wollte. Und so weiter, bis sie starben. Unter diesen Umständen würden sie recht früh sterben.
    Licht, vielleicht verheiraten sie uns auch einfach! Manche glaubten, ein Ehemann und Kinder würden eine Frau in genügendem Maße beschäftigen, um die Eine Macht in ihrem Leben zu ersetzen. Mehr als eine Frau, die sich selbst einer Dämpfung unterzogen hatte, weil sie zuviel Macht an sich gerissen hatte und ihre Fähigkeiten ausbrannte, oder durch einen Unfall beim Erproben eines Ter'Angreals, hatte sich plötzlich potentiellen Ehemännern gegenübergefunden. Da aber diejenigen, die tatsächlich heirateten, meist so weit wie überhaupt möglich von der Burg fortzogen, blieb die Theorie unbewiesen.
    »Es sollte keine großen Schwierigkeiten machen«, sagte Leane in nebensächlichem Tonfall, »mich in Verbindung mit denjenigen zu setzen, die meine eigenen Augen-und-Ohren waren, bevor ich Behüterin der Chronik wurde. Und was noch wichtiger ist: als Behüterin hatte ich selbst in Tar Valon Spione.« Ein paar rissen die Augen überrascht auf, nur die Carlinyas zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Leane rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und lächelte schwach. »Ich hatte es immer für töricht gehalten, mehr Aufmerksamkeit der politischen Stimmung in Ebou Dar oder Bandar Eban zu widmen als der Stimmung in unserer eigenen Stadt.« Sie mußten den Wert von Augen-und-Ohren in Tar Valon doch wohl erkennen.
    »Siuan.« Morvrin beugte sich auf ihrem Stuhl mit den dicken Armlehnen vor und sprach den Namen betont aus, wohl um ihr klarzumachen, daß sie sie nicht mehr als ›Mutter‹ anredete. Jetzt wirkte ihr rundes Gesicht eher halsstarrig als gelassen, und ihr kräftiger Körper machte einen drohenden Eindruck. Als Siuan noch Novizin gewesen war, hatte Morvrin anscheinend die Streiche der Mädchen in ihrer Umgebung nicht bemerkt, doch wenn sie sie zur Kenntnis nahm, hatte sie die Dinge in die eigene Hand genommen, und zwar so, daß keine sich in den nächsten Tagen mehr zu rühren wagte. »Warum sollten wir Euch gestatten, zu tun, was Ihr wollt? Man hat Euch einer Dämpfung unterzogen, Frau. Was Ihr vorher auch wart, jetzt seid Ihr keine Aes Sedai mehr. Wenn wir die Namen dieser Agentinnen wissen wollen, werdet Ihr beiden sie uns nennen.« Das klang klar und deutlich; sie würden sie ihnen nennen - so oder so. Wenn diese Frauen es wünschten, hatten sie keine andere Möglichkeit.
    Leane schauderte sichtlich, doch Siuans Stuhl knarrte, als sie sich steif aufsetzte. »Ich weiß, daß ich nicht mehr die Amyrlin bin. Glaubt Ihr etwa, mir sei nicht bewußt, daß ich einer Dämpfung unterzogen wurde? Mein Gesicht ist verändert, aber nicht mein Inneres. Alles, was ich je wußte, habe ich immer noch im Kopf. Benützt es! Aus Liebe zum Licht - benützt mich!« Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen - Seng mich, wenn ich mich von ihnen beiseiteschieben lasse, bis ich verrotte! -, und Myrelle sprach in das Schweigen hinein: »Das Temperament einer jungen Frau, wie es zum Gesicht einer jungen Frau paßt.« Lächelnd saß sie auf der Kante eines Sessels mit Holzlehne, wie er vor den Kamin eines Bauernhauses gepaßt hätte, falls es dem Bauern egal gewesen wäre, daß die Farbe abblätterte. Doch das Lächeln war nicht ihr übliches, träge und wissend zugleich. Ihre dunklen Augen, beinahe so groß wie die Beonins, waren jetzt voller Mitgefühl. »Ich bin sicher, niemand will, daß Ihr Euch nutzlos fühlt, Siuan. Und ich bin sicher, wir alle wollen Euer Wissen voll und ganz ausnützen. Was Ihr wißt, wird uns außerordentlich hilfreich sein.«
    Siuan legte keinen Wert auf ihre Sympathie. »Ihr scheint Logain vergessen zu haben und den Grund, warum ich ihn den ganzen Weg von Tar Valon hierher mitgeschleppt habe.« Sie hatte dieses Thema eigentlich gar nicht selbst ansprechen wollen, aber wenn sie es überhaupt nicht beachteten... »Meine ›idiotische‹ Idee?«
    »Also gut, Siuan«, sagte Sheriam. »Warum?«
    »Der erste Schritt zur Entmachtung Elaidas wird sein, wenn Logain der Burg und nötig der ganzen Welt enthüllt, daß ihn die Roten Ajah als falschen Drachen eingeführt haben, damit man ihn dann stürzen konnte.« Jetzt

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