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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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über. Bisher hatte er noch nie an Min als Frau gedacht. Nun ja, ein paar Träume zählten nicht. Min hätte ihm eine Ohrfeige verpaßt, wenn er versucht hätte, sie zu küssen. Oder sie hätte gelacht und ihn Wollkopf genannt. Es kam ihm nun aber so vor, daß ihn jede Frau, von der er sprach, daran erinnerte, daß er eine nackte Frau in seinen Armen hielt. Von der Macht erfüllt, nahm er ihren Duft wahr, fühlte jeden Fingerbreit ihrer Haut, als striche er mit seinen Händen... Das Nichts bebte. Licht, du willst sie doch nur aufwärmen! Schlag dir die schmutzigen Gedanken aus dem Kopf, Mann!
    Im Bemühen, diese Gedanken zu vertreiben, redete er über die Hoffnungen, die er mit Cairhien verband, wie er dem Land Frieden und ein Ende der Hungersnot bringen wolle; wie er sämtliche Länder ohne weiteres Blutvergießen dazu bringen wolle, sich ihm anzuschließen. Aber auch dieses Thema entwickelte ein Eigenleben, ging einen eigenen, unvermeidlichen Weg bis hin zum Shayol Ghul, wo er dem Dunklen König gegenübertreten und sterben mußte, wenn die Weissagungen stimmten. Es erschien ihm feige, als er sagte, er hoffe das doch irgendwie zu überleben. Die Aiel kannten keine Feigheit. Selbst der feigste unter ihnen war noch tapfer wie ein Löwe. »Die Zerstörung der Welt hat die Schwachen getötet«, hatte er Bael sagen hören, »und das Dreifache Land hat die Feiglinge getötet.«
    Er begann damit, laut zu spekulieren, wo sie sich wohl befänden, wohin sie ihre wilde, sinnlose Flucht geführt haben mochte. In irgendein fernes und fremdes Land, in dem es zu dieser Jahreszeit Schnee gab. Es war schlimmer als nur sinnlos gewesen, hierher zu rennen. Verrückt. Und doch war ihm klar, daß sie vor ihm weggerannt war. Vor ihm geflohen war. Wie sehr mußte sie ihn hassen, daß sie so weit sie nur konnte vor ihm floh, anstatt ihm einfach zu sagen, er solle sie beim Waschen allein lassen.
    »Ich hätte anklopfen sollen.« An seine eigene Schlafzimmertür? »Ich weiß, daß du dich nicht in meiner Nähe aufhalten willst. Du mußt ja auch nicht. Was die Weisen Frauen auch wünschen, was sie auch sagen mögen, du kehrst jedenfalls zu ihren Zelten zurück. Du mußt mir nicht mehr nahe kommen. Und wenn doch... dann schicke ich dich weg.« Warum zögerte er dabei? Wenn sie wach war, brachte sie ihm Zorn entgegen, Kälte, Bitterkeit, und wenn sie schlief... »Das war wirklich verrückt von dir. Du hättest dich umbringen können.« Wieder streichelte er über ihr Haar. Er konnte sich nicht davon abhalten. »Wenn du jemals wieder etwas so Wahnsinniges anstellst, breche ich dir das Genick. Hast du eine Ahnung, wie sehr ich deine Atemzüge bei Nacht vermissen werde?« Sie vermissen? Sie trieb ihn damit zum Wahnsinn! Er war von ihnen beiden der Verrückte. Er mußte damit aufhören. »Du wirst weggehen, klar? Und wenn ich dich nach Rhuidean zurückschicken muß. Die Weisen Frauen können mich nicht davon abhalten, wenn ich als Car'a'carn ein Machtwort spreche. Du mußt nicht mehr vor mir davonlaufen.«
    Die Hand, die er nicht davon abhalten konnte, über ihr Haar zu streicheln, erstarrte, als sie sich rührte. Ihm wurde bewußt, daß sie sich nun warm anfühlte. Sehr warm. Er sollte sich jetzt anständigerweise in eine seiner Decken einwickeln und sich ein Stück von ihr entfernt hinlegen. Sie schlug die Augen auf, klar und tiefgrün, und blickte ihn ernst aus nicht einmal einem Fuß Entfernung an. Sie schien weder überrascht von seiner Anwesenheit, noch stieß sie ihn weg. Er nahm die Arme von ihr weg und wollte sich zurückziehen, doch sie packte eine Handvoll seiner Haare, daß es ihm weh tat. Wenn er sich jetzt bewegte, würde er einen kahlen Fleck am Kopf davontragen. Sie gab ihm keine Gelegenheit, etwas zu erklären. »Ich habe meiner Nächstschwester versprochen, auf Euch aufzupassen.« Sie sagte das sowohl sich selbst wie auch ihm mit leiser, beinahe ausdrucksloser Stimme. »Ich bin vor Euch davongelaufen, so gut ich nur konnte, um meine Ehre zu bewahren. Und du bist mir sogar hierher gefolgt. Die Ringe lügen nicht, und ich kann nicht mehr weglaufen.« Ihr Tonfall nahm eine wilde Entschlossenheit an. »Ich werde nicht mehr weglaufen!«
    Rand versuchte, sie zu fragen, was sie damit meine, und gleichzeitig bemühte er sich, ihre Finger sanft aus seinem Haar zu lösen, doch sie packte auch noch mit der anderen Hand zu und zog seinen Mund zu ihrem hin. Das war das Ende alles rationalen Denkens. Das Nichts zersprang und Saidin entfloh ihm.

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