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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Jedes bißchen Schutz vor der Kälte war wichtig. Sie hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht. Er schob die Decken weit genug auseinander, daß er sein Ohr an ihre Brust legen konnte. Ihr Herz schlug so langsam, daß er sich den Herzschlag vielleicht auch nur einbildete. Selbst die vier Decken und die dicke Bettunterlage reichten nicht aus, doch er konnte nicht so einfach Wärme mit Hilfe der Macht in sie einströmen lassen wie in den Boden. Selbst wenn er die Stränge so dünn wie eben möglich webte, würde er sie damit eher töten als aufwärmen. Er nahm das Gewebe wahr, das er benützt hatte, um ihr Tor offenzuhalten, vielleicht eine oder zwei Meilen entfernt im Sturm. Versuchte er, sie so weit zu tragen, würden sie beide nicht überleben. Sie brauchten einen schützenden Unterschlupf, und den hier an Ort und Stelle.
    Er webte Stränge aus Luft, und Schnee glitt gegen die Windrichtung über den Boden, ballte sich zusammen und formte schließlich dicke, glatte Wände im Abstand von etwa drei Schritt voneinander. Eine Öffnung war als Tür geblieben. Die Wände wuchsen nach oben weiter. Der Schnee wurde zusammengepreßt, bis er wie Eis glitzerte. Ein Dach schob sich über die Grundmauern, hoch genug, um darunter stehen zu können. Er hob Aviendha auf seine Arme und stolperte mit ihr in das dunkle Innere hinein. Er webte kleine Flammen, die in den Ecken tanzten, und nabelte das Gewebe ab. Dann lenkte er weitere Stränge so, daß sie den Eingang mit Schnee verschlossen.
    Es war schon jetzt erheblich wärmer, da sie vor dem Wind geschützt waren. Doch das reichte nicht. Er benützte den Trick, den ihm Asmodean gezeigt hatte, verwob Luft und Feuer, und die Luft im Schneehaus erwärmte sich. Er wagte allerdings nicht, diese Stränge abzubinden, denn wenn er einschlief, würde die Wärme immer stärker, und die Hütte mußte schließlich schmelzen. Deshalb war es eigentlich auch gefährlich, die kleinen Flammen zu lassen, wie sie waren, aber er war so hundemüde und durchgefroren, daß er einfach nicht mehr als ein Gewebe aufrechterhalten konnte.
    Der Boden im Innern war natürlich schneefrei, da aller Schnee in den Wänden und dem Dach der Hütte steckte. Die bloße Erde war sandig, und darauf lagen ein paar braune Blätter, die er nicht einordnen konnte, und zerfledderte, niedrige, abgestorbene Kräuter, die ihm ebenfalls unbekannt waren. Er ließ das Gewebe los, das die Luft erhitzte, und wärmte dafür den Boden genug, daß er nicht mehr so eisig kalt war. Dann nahm er die anderen Stränge wieder auf. Danach brachte er es gerade noch fertig, Aviendha sanft auf den Boden zu legen. Beinahe hätte er sie fallenlassen, so erschöpft war er.
    Er schob eine Hand unter die Decken und fühlte nach ihrer Wange und ihrer Schulter. Kleine Rinnsale rannen ihr über das Gesicht, als das Eis in ihren Haaren schmolz. Ihn fror, doch sie schien ihm wie blankes Eis. Sie benötigte jedes bißchen Wärme, das er erzeugen konnte, und er wagte nicht, die Luft noch weiter zu erhitzen. Die Innenseiten der Schneemauern schimmerten bereits feucht. So sehr ihn auch fror, in ihm war jedenfalls noch mehr Wärme als in ihr.
    So zog er sich schnell aus und schob sich zu ihr unter die Decken. Seine eigenen feuchten Kleider legte er obenauf, denn sie konnten helfen, die Körperwärme im Innern festzuhalten. Sein von Saidin und dem Nichts noch verstärkter Tastsinn war erfüllt von ihr. Gegen ihre Haut fühlte sich Seide noch grob an. Wenn man es mit ihrer Haut verglich, war selbst Satin... Nicht nachdenken! Er strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht. Er hätte es trocknen sollen, aber das Wasser war nicht mehr so kalt, und er hätte außerdem sowieso nur die Decken oder ihre Kleider dazu benützen können. Ihre Augen waren geschlossen, und ihre Brust hob und senkte sich langsam an der seinen. Ihr Kopf lag auf seinem Arm und drückte gegen seine Brust. Wäre sie nicht noch immer so kalt gewesen, hätte er geglaubt, sie schlafe. So friedlich; überhaupt nicht zornig wie sonst. So schön. Hör auf damit! Scharf befahl er sich das von außerhalb der Leere her, die ihn umgab. Sprich lieber.
    So sprach er einfach über das erste, was ihm in den Sinn kam: Elayne und die Verwirrung durch ihre beiden Briefe. Doch das erzeugte bald Vorstellungen von der goldhaarigen Elayne, die über das Nichts glitten, Erinnerungen daran, wie er sie an heimlichen Orten im Stein von Tear geküßt hatte. Denk doch nicht ans Küssen, du Narr! Er ging zu Min

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