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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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etwa eine Spanne Breite. Während er weiterrannte, schmolz auch der Schnee vor seinen Füßen immer weiter. Dampf stieg auf, und der dicht fallende Schnee löste sich einen Fuß über dem sandigen Boden auf. Er spürte die Hitze durch seine Stiefel hindurch. Bis fast zu seinen Knöcheln hinab zitterte sein Körper von der beißenden Kälte, während seine Füße schwitzten und beinahe vor der sengenden Hitze des Bodens zurückzuckten. Doch wenigstens holte er jetzt auf. Noch fünf Minuten, und...
    Plötzlich verschwand die verschwommene Gestalt, der er gefolgt war, als sei sie in ein Loch gefallen.
    Er hielt den Blick auf den Fleck gerichtet, an dem er sie zuletzt gesehen hatte, und rannte, so schnell er nur konnte. Mit einemmal klatschten seine Beine bis auf halbe Kniehöhe durch eiskaltes, fließendes Wasser. Vor ihm enthüllte der schmelzende Schnee eine dunkle Wasseroberfläche und eine Eiskante, die sich schnell vor ihm zurückzog. Kein bißchen Dampf erhob sich von der schwarzen Wasseroberfläche. Ob Bach oder Fluß, die Macht, die er einsetzte reichte jedenfalls nicht aus, das rasch strömende Wasser auch nur eine Spur aufzuwärmen. Sie mußte aufs Eis hinausgerannt und eingebrochen sein, aber er würde sie nicht retten können, indem er einfach hinauswatete. Von Saidin erfüllt, war er sich der Kälte wohl kaum bewußt, aber seine Zähne klapperten unkontrolliert.
    Er zog sich ans Ufer zurück und richtete den Blick auf die Stelle, wo er Aviendha versunken glaubte. Dann lenkte er Stränge aus Feuer ein Stück vom Bach entfernt in den noch schneefreien Boden, bis der Sand dort schmolz und weißglühend zusammenfloß. Sogar in diesem Sturm würde es hier eine Weile lang heiß bleiben. Er legte das Bündel daneben in den Schnee. Ihr Leben würde davon abhängen, daß er die Decken und alles andere wiederfand. Dann watete er durch den tiefen Schnee auf der einen Seite seines geschmolzenen Pfades und legte sich schließlich flach auf den Bauch. So schob er sich hinaus auf die von Schnee bedeckte Eisfläche.
    Der Wind heulte über ihn hinweg. Er hätte genausogut ohne Mantel sein können. Seine Hände waren mittlerweile starr vor Kälte, und in seinen Füßen hatte er auch fast kein Gefühl mehr. Das Zittern hatte bis auf ein gelegentliches Schaudern aufgehört. In der kalten Ruhe des Nichts war ihm bewußt, was geschah. Es gab manchmal auch an den Zwei Flüssen Schneestürme, vielleicht sogar genauso starke wie diesen hier. Sein Widerstand ließ langsam nach. Wenn er seinen Körper nicht bald erwärmte, würde er gelassen aus der Sicherheit des Nichts beobachten, wie er starb. Doch falls er starb, würde auch Aviendha sterben. Vielleicht war sie sogar schon tot.
    Er fühlte mehr, als daß er hörte, wie das Eis unter seinem Gewicht knackte. Seine tastenden Hände erreichten Wasser. Das mußte die Stelle sein, aber durch den wirbelnden Schnee hindurch konnte er fast nichts sehen. Er schlug mit den Armen ins Wasser, suchte klatschend mit gefühllosen Händen. Eine traf auf etwas nahe der Eiskante, und er befahl seinen Fingern, sich darum zu schließen. Gefrorene Haare knisterten und brachen.
    Muß sie herausziehen. Er krabbelte rückwärts und zerrte an ihr. Sie war ein totes Gewicht, das langsam, ganz langsam aus dem Wasser glitt. Gleichgültig, ob das Eis ihre Haut aufschürft. Besser das, als sie erfrieren oder ertrinken zu lassen. Nach hinten. Weiterbewegen. Wenn du aufgibst, stirbt sie. Beweg dich, verdammt noch mal! Kriechen. Mit den Beinen ziehen und mit einer Hand nach hinten schieben. Die andere hatte sich in Aviendhas Haar verkrampft. Keine Zeit, sie irgendwo anders zu packen; sie spürte es sowieso nicht. Du hast es schon zu lange zu gut gehabt. Lords knien vor dir nieder und Gai'schain rennen, um dir Wein zu bringen, und Moiraine macht auch noch alles, was du ihr sagst. Rückwärts. Es wird Zeit, daß du mal wieder selbst was machst, falls du das überhaupt noch kannst. Beweg dich, du verdammter Hurensohn! Beweg dich gefälligst!
    Plötzlich schmerzten seine Füße. Der Schmerz kroch langsam in seine Beine zurück. Er brauchte einen Augenblick, bis er nach hinten blickte und sich schnell von dem dampfenden Fleck geschmolzenen Sandes herunterrollte. Dünne Rauchfäden, die von seiner angesengten Hose aufstiegen, wurden vom Wind zerstreut.
    Er tastete nach dem Bündel, das daneben lag, und wickelte Aviendha von Kopf bis Fuß in alles ein, was er mitgebracht hatte - Decken, Bettunterlage, Kleidungsstücke.

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