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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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große Raubkatze, deren Spur er gesehen hatte. Und wo es eine davon gab, hielten sich wohl auch noch mehr auf.
    Das Tor befand sich noch an der richtigen Stelle, doch anstatt in das Zimmer in Eianrod blicken zu können, war dahinter nur einheitliches Grau zu sehen. Es schien jetzt auch enger, als es in seiner Erinnerung gewesen war. Und schlimmer noch: Er konnte das Gewebe dieser grauen Wand erkennen. Sie war aus Saidin gewebt. Zornige Gedanken glitten über das Nichts. Er wußte nicht, was das sollte, doch es konnte durchaus eine von einem der männlichen Verlorenen gewebte Falle für denjenigen sein, der hindurchtrat. Höchstwahrscheinlich von Asmodean. Falls der Mann ihn den anderen übergab, gewann er damit möglicherweise seinen Platz unter ihnen zurück. Aber hierbleiben kam auch nicht in Frage. Wenn sich Aviendha nur daran erinnern könnte, wie sie das Tor ursprünglich geöffnet hatte! Dann könnte sie ein weiteres öffnen. Aber so, wie die Dinge standen, würden sie dieses benützen müssen, ob Falle oder nicht.
    Eine der berittenen Frauen trug auf der grauen Brust ihres Umhangs als Abzeichen einen schwarzen Raben vor einem einzelnen Turm. Sie hatte ein strenges Gesicht und dunkle Augen, die sich förmlich in seinen Schädel zu bohren versuchten. Die andere, jünger, hellhäutiger und kleiner, doch edler in ihrer Haltung, trug einen silbernen Hirschkopf auf ihrem grünen Umhang. Die kleinen Finger ihrer Reithandschuhen waren viel zu lang. Rand erkannte aber an den kahlgeschorenen Seiten ihres Kopfes, daß sich unter den Handschuhen überlange Fingernägel verbargen, sicher lackiert, denn beides waren typische Merkmale des Adels bei den Seanchan. Die Mienen der Soldaten waren steinern und ihre Haltung gerade und aufrecht, doch die blauen Augen des Offiziers funkelten wütend hinter den Beißwerkzeugen des insektengleichen Helms, und seine in Handschuhen steckenden Finger krümmten sich, als er sich vergeblich bemühte, nach seinem Schwert zu greifen.
    Rand waren sie gleichgültig, doch die Damane wollte er auf keinen Fall zurücklassen; wenigstens konnte er ihnen die Möglichkeit zur Flucht verschaffen. Sie starrten ihn wohl an wie ein wildes Tier, das mit gefletschten Zähnen vor ihnen stand, aber sie hatten sich ja auch nicht das Los von Gefangenen ausgesucht, die selbst wenig besser als Haustiere behandelt wurden. Er berührte mit der Hand das Halsband der Nächststehenden und verspürte einen Schlag, der seinen Arm fast betäubt hätte. Einen Moment lang verschob sich das Nichts, und Saidin durchtobte ihn wie ein Tausendfaches des Schneesturms. Das kurzgeschnittene blonde Haar der Damane wirbelte herum, als sie sich unter seiner Berührung wand. Sie schrie auf, und die Sul'dam, mit der sie verbunden war, wurde leichenblaß und schnappte nach Luft. Beide wären zu Boden gesackt, hätten die Fesseln aus Luft sie nicht aufrecht gehalten.
    »Versuch du es«, sagte er zu Aviendha und schüttelte die Hand aus. »Eine Frau muß doch wohl in der Lage sein, das Ding anzufassen, ohne einen Schlag abzubekommen. Ich weiß nicht, wie man es losmacht.« Es sah aus wie aus einem Stück gefertigt, vielleicht auf irgendeine Art aus Gliedern zusammengesetzt, genauso wie der Armreif und die Leine. »Aber da es angelegt werden kann, kann man es auch wieder abnehmen.« Ein paar Augenblicke mehr spielten keine Rolle, was auch immer mit dem Tor geschehen sein mochte. War das Asmodeans Werk?
    Aviendha schüttelte den Kopf, begann aber doch, an dem Halsband der einen Frau herumzuversuchen. »Halt still«, knurrte sie, als die Damane, ein Mädchen von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren mit bleichem Gesicht, vor ihr zurückzucken wollte. Wenn die angeleinten Frauen Rand schon wie eine wilde Bestie angeschaut hatten, dann mußte Aviendha jetzt in ihren Augen wie ein fleischgewordener Alptraum wirken.
    »Sie ist eine Marath'Damane«, heulte das bleiche Mädchen. »Rettet Seri, Herrin! Bitte, Herrin! Rettet Seri!« Die andere Damane, eine ältere, fast mütterlich wirkende Frau, begann, unkontrolliert zu weinen. Aviendha funkelte Rand genauso zornig an wie das Mädchen und knurrte etwas in sich hinein, während sie an dem Halsband herumfummelte. Rand hatte keine Ahnung, warum sie auf ihn zornig sein sollte.
    »Er ist es, Lady Morsa«, sagte die Sul'dam der anderen Damane plötzlich in so schleppendem Ton, daß Rand sie kaum verstand. »Ich habe den Armreif schon lange getragen und wüßte es, wenn die Marath'Damane mehr getan

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