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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sul'dam an. Jalindin aber hatte den Blick nicht vom Gesicht der Adligen genommen. »Es ist viel geheimgehalten worden, das für die Sucher kein Geheimnis darstellen dürfte, Lady Morsa«, sagte die streng dreinblickende Frau. »Die Sucher müssen alles erfahren.«
    »Ihr vergeßt Euch, Jalindin«, fauchte Morsa. Ihre Hände in den Reithandschuhen zuckten. Wären ihre Arme nicht gefesselt gewesen, hätte sie wohl an den Zügeln gerissen. So aber hielt sie nur den Kopf schräg und blickte auf die andere hinab: »Ihr seid mir zugeteilt worden, weil Sarek die Nase zu hoch zu tragen scheint und er ein Auge auf Serengada Dai und Tuel geworfen hat, ganz zu schweigen von der Absicht der Kaiserin... «
    Jalindin unterbrach sie grob: »Ihr seid es, die sich vergißt, Lady Morsa, falls Ihr glaubt, einen Beweis gegen die Wahrheitssucher zu haben. Ich habe selbst sowohl eine Tochter wie auch einen Sohn der Kaiserin, möge das Licht sie segnen, verhört, und aus Dankbarkeit für die Geständnisse, die ich ihnen abrang, gestattete sie mir, ihr Gesicht zu sehen. Glaubt Ihr, daß Euer niederes Haus über den eigenen Kindern der Kaiserin steht?«
    Morsa blieb steif sitzen - sie hatte ja auch keine andere Wahl -, doch ihr Gesicht verfärbte sich grau, und sie leckte sich über die Lippen. »Die Kaiserin, möge das Licht sie ewiglich erleuchten, weiß bereits viel mehr, als ich Euch sagen könnte. Ich habe auch keineswegs damit sagen wollen... «
    Die Sucherin unterbrach sie erneut, wobei sie den Kopf umwandte und zu den Soldaten sprach, als existiere Morsa überhaupt nicht: »Die Frau Morsa befindet sich im Gewahrsam der Wahrheitssucher. Sie wird zum Verhör gebracht, sobald wir nach Merinloe zurückkehren. Genauso auch die Sul'dam und die Damane. Wie es scheint, haben auch sie Dinge verschwiegen, die sie nicht verschweigen durften.« Die Gesichter der genannten Frauen wurden bleich vor Angst, aber Morsa sah nun am schlimmsten von allen aus. Mit weit aufgerissenen Augen wirkte ihr Gesicht eingefallen. Sie sackte in sich zusammen, soweit das ihre unsichtbaren Bande gestatteten, und brachte kein Wort heraus, keinen Widerspruch. Sie sah aus, als wolle sie schreien, und doch - akzeptierte sie das Gesagte. Jalindins Blick wanderte zu Rand hinüber. »Sie hat Euch Rand al'Thor genannt. Man wird Euch gut behandeln, wenn Ihr euch mir ergebt, Rand al'Thor. Wie Ihr auch hierher gekommen sein mögt, entkommen könnt Ihr jedenfalls nicht, selbst wenn Ihr uns tötet. Es ist eine große Suchaktion im Gang nach einer Marath'Damane, die letzte Nacht die Macht benützte.« Ihr Blick huschte zu Aviendha hinüber. »Euch wird man ebenfalls finden, das ist unvermeidlich, und es könnte geschehen, daß man Euch aus Versehen tötet. In diesem Bezirk herrscht gerade ein Aufstand. Ich weiß nicht, was man in Euren Ländern mit Männern wie Euch macht, aber in Seanchan würde man Eure Leiden verkürzen. Hier könntet Ihr Euch große Ehre durch den Gebrauch Eurer Kräfte erwerben.«
    Er lachte ihr ins Gesicht, und sie blickte beleidigt drein. »Ich kann Euch nicht töten, aber ich schwöre, dafür werde ich Euch zumindest die Haut bei lebendigem Leib abziehen.« In den Händen der Seanchan mußte er sich gewiß keine Gedanken darüber machen, einer Dämpfung unterzogen zu werden. In Seanchan tötete man Männer, die mit der Macht umgehen konnten. Sie wurden nicht hingerichtet. Man jagte sie und schoß sie nieder, sobald man sie vor sich hatte.
    Das mit Grau angefüllte Tor war wieder ein wenig schmaler geworden und kaum mehr breit genug, daß sie beide nebeneinander hindurchpaßten. »Laß es sein, Aviendha. Wir müssen jetzt weg.«
    Sie ließ Seris Halsband los und warf ihm einen frustrierten Blick zu, doch dann sah sie hinüber zum Tor, raffte ihre Röcke und stapfte durch den Schnee zu ihm herüber, wobei sie etwas von gefrorenem Wasser murmelte.
    »Sei auf alles vorbereitet«, riet er ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. Er redete sich dabei ein, sie müßten sich so eng aneinanderdrücken, um hindurchzupassen. Nicht, weil es ein so schönes Gefühl war. »Ich weiß nicht, was uns erwartet, aber sei vorbereitet.« Sie nickte, und er befahl: »Spring!«
    Gemeinsam sprangen sie ins Graue hinein. Rand ließ das Gewebe los, mit dem er die Seanchan gefesselt hatte, damit er sich bis zum Platzen mit Saidin anfüllen konnte...
    ... und landeten stolpernd in seinem Schlafzimmer in Eianrod. Die Lampen flackerten, und draußen vor den Fenstern herrschte

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