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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beherrschte sich lediglich, um die Auswirkungen der Hitze nicht so deutlich zu zeigen. Rand hätte von hier oben aus wetten können, daß sie nicht einmal schwitze.
    Der Vorarbeiter war ein dunkler, massiger Mann namens Hadnan Kadere, angeblich ein fahrender Händler, der ganz in beige Seide gekleidet war. Heute allerdings war seine Kleidung schweißdurchnäßt. Er wischte sich ständig mit einem großen Taschentuch übers Gesicht und schrie den Männern - seinen Wagenfahrern und Leibwächtern -Flüche zu, doch er sprang genauso schnell und packte mit zu wie die anderen, wenn die schlanke Frau auf etwas deutete, ob groß oder klein. Aes Sedai mußten nicht groß sein, um anderen ihren Willen aufzuzwingen, aber Rand glaubte, Moiraine würde das auch fertigbringen, wenn sie niemals in der Weißen Burg gewesen wäre.
    Zwei der Männer versuchten gerade, einen Gegenstand aufzuladen, der wie ein seltsam verdrehter Türrahmen aus Sandstein wirkte. Die Ecken stimmten irgendwie nicht überein, und das Auge weigerte sich, den scheinbar geraden senkrechten Linien zu folgen. Das Ganze blieb immer aufrecht. Sie konnten es drehen, wie sie wollten, doch kippen ließ es sich nicht, damit sie es leichter beim Aufladen gehabt hätten. Dann rutschte einer der beiden Männer aus und stürzte bis zur Hüfte in die Türöffnung hinein. Rand verkrampfte sich. Einen Augenblick lang schien der Oberkörper des Mannes nicht mehr zu existieren, und seine Beine zuckten in wilder Panik. Bis Lan, ein hochgewachsener Mann, in unauffällige Grünschattierungen gekleidet, heranschritt und ihn am Gürtel wieder heraushievte. Lan war Moiraines Behüter, durch einen Eid, dessen Wirkungsweise Rand nicht ganz verstand, an die Aes Sedai gebunden. Er war ein harter Mann, der sich wie ein Aiel bewegte, wie ein jagender Wolf. Das Schwert an seiner Hüfte schien nicht nur ein Teil von ihm zu sein, es war ein Teil seiner selbst. Er ließ den Arbeiter mit dem Hinterteil zuerst auf die Pflastersteine fallen und dort sitzen. Die angsterfüllten Schreie des Burschen drangen dünn und klagend bis zu Rand hinauf, und sein Kamerad war wohl auf dem Sprung, einfach wegzulaufen. Mehrere von Kaderes Männern, die nahe genug gewesen waren, um alles zu beobachten, blickten sich gegenseitig an und wogen wohl ihre Chancen ab.
    Moiraine stand jedoch derart schnell zwischen ihnen, als habe sie die Macht dazu benützt, sich unter sie zu begeben, und bewegte sich elegant von einem zum anderen. Von ihren Gesten konnte Rand beinahe ablesen, welche kühlen, beherrschenden Anweisungen sie den Männern gab, so erfüllt von dem sicheren Bewußtsein, sie würden ihnen nachkommen, daß überhaupt kein Zweifel daran aufkommen konnte. So knüppelte sie jeden Widerspruch nieder, zerstampfte alle Einwände und jagte jeden einzelnen zurück an seine Arbeit. Das Paar mit dem Türrahmen zerrte und schob bald wieder wie vorher, wenn sie auch gelegentlich Moiraine Seitenblicke zuwarfen, in Momenten, wo sie glaubten, sie sehe nicht her. Auf ihre Art war sie sogar noch härter als Lan.
    Soweit Rand wußte, waren all diese Artefakte entweder Angreal oder Sa'Angreal oder Ter'Angreal, die vor der Zerstörung der Welt angefertigt worden waren, um die Eine Macht zu verstärken oder auf verschiedene Arten zu benützen. Sicher hatte man sie mit Hilfe der Macht angefertigt, aber selbst die Aes Sedai wußten heute nicht mehr, wie man solche Dinge herstellt. Bei dem verdrehten Türrahmen wußte er ja über den Gebrauch Bescheid - eine Tür in eine andere Welt -, aber was die anderen betraf, hatte er keine Ahnung. Keiner wußte das. Deshalb arbeitete Moiraine so hart, um so viele davon wie möglich zur Weißen Burg zu schaffen, damit man sie dort untersuchen konnte. Es war durchaus möglich, daß sich selbst in der Burg nicht so viele Angreal befanden, wie hier auf dem Platz verstreut lagen, obwohl doch dort angeblich die größte Sammlung der Welt aufbewahrt wurde. Und auch bei denen wußten die Aes Sedai nur von einigen wenigen, wie sie zu gebrauchen seien.
    Was sich bereits in den Wagen befand oder auf dem Pflaster verstreut herumlag, interessierte Rand nicht. Er hatte das, was er brauchen konnte, bereits in Sicherheit gebracht. Auf gewisse Weise hatte er sogar mehr mitgenommen, als er wollte.
    Im Mittelpunkt des Platzes, nahe den verbrannten Überresten eines großen, hundert Fuß hohen Baums, stand ein kleiner Wald aus Glassäulen, jede beinahe so hoch wie der Baum und so schlank, daß es schien, der

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