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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war nur für die bestimmt, die Rhuidean betreten und überleben konnten.«
    Er sprach zu niemandem bestimmten, aber natürlich waren die Worte für Rands Ohren gedacht. Es war Rand gewesen, der allen enthüllt hatte, was ein Mann erfuhr, wenn er den Wald der Glassäulen auf dem großen Platz betrat, der genug enthüllt hatte, daß die Häuptlinge und die Weisen Frauen sich schließlich nicht weigern konnten, auch den Rest zu erzählen. Falls es jetzt noch in der Wüste einen Aiel gab, der die Wahrheit nicht wußte, dann mußte er bereits einen Monat lang mit keiner Menschenseele mehr gesprochen haben.
    Die Aiel trugen keineswegs, wie die meisten geglaubt hatten, das Erbe ruhmreicher Schlachten in sich, sondern sie hatten ihre Geschichte als hilflose Flüchtlinge nach der Zerstörung der Welt begonnen. Natürlich war damals jeder Überlebende zum Flüchtling geworden, aber die Aiel hatten sich nie als hilflos angesehen. Noch schlimmer: Sie waren Anhänger des ›Wegs des Blattes‹ gewesen und hatten sich somit geweigert, Gewalt anzuwenden, sogar zur Verteidigung des eigenen Lebens. Aiel hieß in der Alten Sprache ›hingegeben‹, und sie hatten sich dem Frieden hingegeben. Diejenigen, die sich heute Aiel nannten, waren die Nachkommen solcher, die den Schwur unzähliger Generationen gebrochen hatten. Von der alten Lehre war nur noch ein kleiner Rest geblieben: Ein Aiel würde lieber sterben, als ein Schwert in die Hand nehmen. Das hatten sie immer als Teil ihres Stolzes angesehen, etwas, das sie von den anderen unterschied, die außerhalb der Wüste lebten.
    Er hatte Aiel sagen hören, daß sie eine Sünde begangen haben mußten, für die sie in die unwegsame Wüste verbannt worden waren. Jetzt wußten sie, was der Grund gewesen war. Die Männer und Frauen, die Rhuidean erbaut hatten und hier gestorben waren, die man die Jenn Aiel genannt hatte oder den ›Clan, den es nicht gab‹, wenn man überhaupt von ihnen sprach, waren diejenigen gewesen, die den Aes Sedai aus der Zeit vor der Zerstörung die Treue gehalten hatten. Es war schwer, mit dem konfrontiert zu werden, was man immer für eine Lüge gehalten hatte.
    »Es mußte gesagt werden«, sagte Rand. Sie hatten ein Recht darauf, es zu erfahren. Ein Mensch sollte nicht eine Lüge leben müssen. Ihre eigene Weissagung behauptete, ich würde sie zerstören. Und ich hätte sowieso nicht anders handeln können. Die Vergangenheit war vergangen und vorbei; jetzt mußte er sich über die Zukunft Gedanken machen. Einigen dieser Männer bin ich unsympathisch, andere hassen mich, weil ich nicht als einer von ihnen geboren wurde, aber sie folgen mir. Ich brauche sie alle. »Wie steht es mit den Miagoma?«
    Erim, der zwischen Rhuarc und Han lag, schüttelte den Kopf. Sein einstmals leuchtend rotes Haar war zur Hälfte weiß, aber seine grünen Augen blickten genauso lebhaft drein wie die eines jungen Mannes. Seine großen Hände, breit, lang und hart, zeigten, daß auch seine Arme noch stark sein mußten. »Timolan läßt seine Füße nicht wissen, wohin er springen wird, bis er bereits gesprungen ist.«
    »Als Timolan noch ein junger Häuptling war«, sagte Jheran, »versuchte er, die Clans zu vereinen, und scheiterte. Es wird ihm nicht leichtfallen, anzuerkennen, daß nun endlich einer gekommen ist, der schafft, woran er scheiterte.«
    »Er wird kommen«, sagte Rhuarc. »Timolan hat sich selbst nie für Ihn gehalten, Der Mit Der Morgendämmerung kommt. Und Janwin wird die Shiande bringen. Aber sie warten noch. Sie müssen erst ihre innere Zerrissenheit beherrschen lernen.«
    »Sie müssen damit fertigwerden, daß Er, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt, ein Feuchtländer ist«, wetterte Han. »Nichts für ungut, Car'a'carn.« In seiner Stimme schwang keinerlei Unterwürfigkeit mit; ein Häuptling war zwar kein König, aber der Häuptling aller Häuptlinge eben auch nicht. Im besten Fall war er der Erste unter Gleichen.
    »Ich glaube, auch die Daryne und die Codarra werden schließlich kommen«, sagte Bruan ruhig. Und schnell, damit aus seinem Schweigen kein Grund erwachsen konnte, den Tanz der Speere zu tanzen. Im besten Fall der Erste unter Gleichen. »Sie haben mehr als alle anderen Clans an die Trostlosigkeit verloren.« Die Aiel hatten sich angewöhnt, die lange Periode so zu nennen, in denen jemand ins Leere starrte, bevor er oder sie vor der Tatsache wegzulaufen versuchte, ein Aiel zu sein. »Im Augenblick sind Mandelain und Indirian damit beschäftigt, ihre Clans

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