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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schob sich einen Brocken weißen Käse in den Mund und grollte noch: »Die Shaido waren schon immer Feiglinge und Diebe.«
    »Ehrlose Hunde«, sagten Bael und Jheran im Chor, und dann sahen sie sich an, als fürchteten sie, der andere habe sie irgendwie zu dieser Aussage verführt.
    »Ehrlos oder nicht«, warf Bruan beruhigend ein, »Couladins Heer wächst jedenfalls.« So ruhig er auch klang, er mußte doch erst einen tiefen Zug aus seinem Becher nehmen, bevor er weitersprach: »Ihr wißt alle, wovon ich spreche. Einige von denen, die nach der Trostlosigkeit weglaufen, werfen ihre Speere nicht fort. Statt dessen vereinigen sie sich mit denen aus ihrer Gemeinschaft unter den Shaido.«
    »Kein Tomanelle hat jemals seinen Clan verlassen«, rief Han zornig.
    Bruan blickte an Rhuarc und Erim vorbei den Häuptling der Tomanelle an und sagte betont: »Das ist in jedem Clan mittlerweile vorgekommen.« Ohne auf einen weiteren Widerspruch zu warten, legte er sich auf seinem Kissen zurück. »Man kann das auch nicht so sehen, daß sie ihren Clan verließen. Sie schließen sich ihrer Kriegergemeinschaft an. Wie die Töchter des Speers von den Shaido, die hierher zu ihrem Dach gekommen sind.«
    Es gab ein wenig Gemurre, doch diesmal widersprach keiner. Die Regeln in bezug auf die Kriegergemeinschaften der Aiel waren kompliziert, und auf gewisse Weise fühlten sich ihre Mitglieder genauso an sie gebunden wie an ihren Clan. So kämpften beispielsweise Mitglieder der gleichen Gemeinschaft nicht gegeneinander, auch wenn ihre Clans eine Blutfehde ausfochten. Einige Männer heirateten eine Frau nicht, wenn sie zu eng mit einem Mitglied der eigenen Kriegergemeinschaft verwandt war, als sei sie dadurch eine eigene Blutsverwandte. Über die Sitten der Far Dareis Mai, der Töchter des Speers, wollte Rand lieber erst gar nicht nachdenken.
    »Ich muß wissen, was Couladin vorhat«, sagte er zu ihnen. Couladin war wie ein Stier mit einer Biene im Ohr -er konnte in jeder möglichen Richtung losstürmen. Rand zögerte. »Würde es die Ehre verletzen, wenn wir Leute aussenden, die sich den Mitgliedern ihrer Gemeinschaften bei den Shaido anschließen?« Er mußte sich nicht ausführlicher erklären. Alle versteiften sich auf ihren Kissen und starrten ihn voller Kälte an, als wollten sie die Hitze aus dem Raum vertreiben.
    »Auf diese Weise zu spionieren« - Erim verzog den Mund bei dem Ausdruck ›spionieren‹, als sei das bloße Wort schon eine Beleidigung - »wäre genauso, als verrate man die Geheimnisse der eigenen Septime. Niemand mit Ehre im Leib würde so etwas tun!«
    Rand verkniff es sich, zu fragen, ob man vielleicht jemanden mit einem etwas lockereren Ehrbegriff finden könne. Der Humor bei den Aiel war eine eigenartige Sache, oftmals sogar grausam, aber es gab Fälle, in denen verstanden sie absolut keinen Spaß.
    Um das Thema zu wechseln, fragte er: »Gibt es irgendwelche Nachrichten von jenseits des Drachenwalls?« Er kannte die Antwort, denn diese Art von Neuigkeiten sprach sich selbst bei der Anzahl von Aiel schnell herum, wie sie hier vor Rhuidean versammelt war.
    »Nichts Nennenswertes«, antwortete Rhuarc. »Bei den Streitigkeiten unter den Baummördern kommen nur wenige Händler ins Dreifache Land.« So nannten die Aiel ihre Wüste: zum einen Buße für ihre Sünde, dann als Ort, an dem sie ihren Mut beweisen mußten, und schließlich als Amboß, auf dem sie zurechtgeschmiedet wurden. Als Baummörder bezeichneten sie die Bewohner Cairhiens. »Das Drachenbanner weht noch über dem Stein von Tear. Die Taierener sind nach Norden marschiert, wie Ihr angeordnet hattet, und haben unter den Baummördern Lebensmittel verteilt. Sonst nichts.«
    »Ihr hättet die Baummörder verhungern lassen sollen«, brummte Bael, und Jheran schloß eiligst den Mund. Rand vermutete, er habe gerade dasselbe sagen wollen.
    »Die Baummörder sind zu nichts anderem gut, als entweder getötet oder wie Vieh in Shara verkauft zu werden«, sagte Erim zornig. Das waren zwei der Strafen, die bei den Aiel üblich waren, wenn man uneingeladen in die Wüste kam. Nur Gaukler, Händler und Kesselflicker hatten uneingeschränkt Zugang, obwohl die Aiel die Kesselflicker mieden wie die Pest. Shara nannten sie die Länder jenseits der Wüste. Nicht einmal die Aiel wußten viel über sie.
    Aus dem Augenwinkel sah Rand zwei Frauen, die erwartungsvoll gerade innerhalb des hohen Türbogens standen. Jemand hatte einen Vorhang aus mit bunten Glasperlen behängten Schnüren

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