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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gleichermaßen.
    Die Männer verteilten sich um sie herum - Galad vorn, flankiert von Thom und Juilin, und die Schienarer in zwei Reihen zu ihrer Rechten und Linken. Mißtrauische Augen suchten jeden verwelkten Strauch und jede kleine Mulde zu beiden Seiten nach möglichen Gefahren ab. Nynaeve kam sich schon ein bißchen töricht vor, wie sie da mitten zwischen ihnen einherstolzierte. Man hätte denken können, sie erwarteten jeden Moment, daß sich ein ganzes Heer vom Boden erhob, und man hätte sie und die beiden anderen Frauen für ganz und gar hilflos halten können, besonders, als die Schienarer, die schweigend Unos Führung folgten, auch noch die Schwerter zogen. Warum eigentlich, wo doch kein einziges menschliches Wesen zu sehen war; selbst die Hüttendörfer vor der Stadt schienen verlassen. Galads Klinge blieb in der Scheide, aber Juilin hielt seinen daumendicken Stab kampfbereit in der Hand, anstatt ihn als Spazierstock zu benützen. In Thoms Händen tauchten plötzlich Messer auf und verschwanden wieder, als sei er sich dessen gar nicht bewußt. Sogar Birgitte legte einen Pfeil auf. Nynaeve schüttelte den Kopf. Die Schläger mußten schon sehr tapfer sein, die sich in Reichweite der Waffen dieser Gruppe begaben.
    Dann erreichten sie Samara, und sie begann sich zu wünschen, sie hätte das Angebot Petras und der Chavanas akzeptiert und jeden zu ihrem Schutz mitgenommen, der sich anbot.
    Das Tor stand offen und war unbewacht, und über die graue Stadtmauer quollen sechs schwarze Rauchsäulen in den Himmel. Die Straßen dahinter waren ruhig. Glasscherben aus eingeschlagenen Fenstern knirschten unter ihren Stiefeln, doch das war das einzige Geräusch, abgesehen von einem entfernten Summen, das klang, als flögen ungeheure Schwärme von Wespen durch die Stadt. Auf den Pflastersteinen lagen zersplitterte Möbel und vereinzelte Kleidungsstücke, Töpfe und Geschirr, Gegenstände, die man aus Läden und Wohnungen geworfen hatte. Es war nicht festzustellen, ob Plünderer oder Flüchtlinge dieses Durcheinander angerichtet hatten.
    Nicht nur Hab und Gut war zerstört worden. Bei einem Haus hing die Leiche eines Mannes in einem grünen Seidenrock halb aus einem Fenster, schlaff und bewegungslos, während man an den Dachbalken der Werkstatt eines Blechschmieds einen zerlumpten Burschen am Hals aufgehängt hatte. Einige Male erhaschte sie in Seitenstraßen oder schmalen Gassen einen Blick auf etwas, das wie weggeworfene Kleiderbündel aussah. Doch ihr war klar, daß es keine waren.
    An einem Haus hing die eingeschlagene Tür schief an einem einzigen Scharnier, und dahinter züngelten kleine Flammen an einer Holztreppe empor. Gerade eben begann Rauch herauszuquellen. Die Straßen war jetzt wohl menschenleer, doch wer das auch angerichtet hatte, war noch nicht lange fort. Nynaeve drehte unablässig den Kopf hin und her in dem Bemühen, nach allen Seiten gleichzeitig Ausschau zu halten, und außerdem hatte sie ihr Messer fest in die Hand genommen.
    Manchmal schwoll das zornige Summen an, ein wortloser, kehliger Aufschrei der Wut, der kaum eine Straße entfernt schien, und manchmal flaute er zu einem dumpfen Murmeln ab. Doch als das Verhängnis kam, kam es ganz plötzlich und lautlos. Wie ein Rudel hungriger Wölfe kam die kompakte Masse von Männern um die nächste Ecke, füllte die Straße von einer Seite zur anderen, lautlos bis auf das Stampfen der Stiefel. Der Anblick Nynaeves und der anderen wirkte auf sie wie eine Fackel, die man auf den Heuboden wirft. Es gab kein Zögern. Wie ein Mann stürzten sie los, heulten wild auf, schwangen Mistgabeln und Schwerter, Äxte und Knüppel, alles, was man als Waffe benützen konnte.
    In Nynaeve kochte noch genug Zorn, daß sie in der Lage war, nach Saidar zu greifen, und das tat sie denn auch, ohne weiter nachzudenken und noch bevor sie das Glühen um Elayne herum wahrnahm. Es gab ein Dutzend Möglichkeiten, allein und ohne Hilfe diesen Mob zurückzuhalten, und ein Dutzend mehr, ihn zu vernichten, wenn sie das wollte. Wäre da nicht die Bedrohung durch Moghedien gewesen. Sie war sich nicht sicher, ob Elayne durch die gleiche Überlegung zurückgehalten wurde. Ihr war lediglich bewußt, daß sie mit gleicher Leidenschaft an ihrem Zorn und an der Wahren Quelle festhielt, und mehr als die heranstürmende Menge war es Moghedien, die ihr das schwer machte. Sie hielt an der Macht fest, und doch wagte sie nicht, sie zu benützen. Nicht, solange es noch die kleinste Möglichkeit gab,

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