Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Gesichter in den Röcken der Mütter, doch die Erwachsenen blickten sehnsuchtsvoll zu dem Schiff hinüber. Der Anblick brach Nynaeve fast das Herz. Sie erinnerte sich an die gleichen Blicke, nur in viel größerer Zahl, in Tanchico. Menschen, die verzweifelt auf einen Weg in die Sicherheit hofften. Sie war nicht in der Lage gewesen, etwas für sie zu tun.
    Bevor sie auch nur irgend etwas für diejenigen hier tun konnte, packte Galad sie und Elayne jeweils am Arm, zog sie den Kai entlang und über eine schwankende Planke hinunter auf das Schiff. Sechs weitere Männer mit strengen Gesichtern, weißen Umhängen und glänzend polierten Harnischen standen an Deck und blickten auf eine Ansammlung barfüßiger Männer, meist mit bloßem Oberkörper, die am Bug nahe der Reling kauerten. Es war schwer zu entscheiden, ob der Kapitän am Fuß der Planke die Weißmäntel mürrischer anblickte oder die bunt gemischte Gruppe, die nun sein Schiff betrat.
    Agni Neres war ein großer, knochiger Mann in einem dunklen Rock. Seine Ohren standen ab, und sein schmales Gesicht trug einen eigensinnigen Ausdruck.
    Er beachtete den Schweiß gar nicht, der ihm über das Gesicht rann. »Ihr habt mir die Passage für zwei Frauen bezahlt. Wollt Ihr etwa, daß ich das andere Frauenzimmer und die Männer umsonst mitnehme?« Birgittes Blick verhieß Gefahr, aber er schien es nicht zu bemerken.
    »Ihr sollt Euer Geld bekommen, mein guter Kapitän«, sagte Elayne kühl zu ihm.
    »Solange es sich in vernünftigen Grenzen hält«, fügte Nynaeve schnell hinzu und beachtete Elaynes scharfen Blick nicht.
    Neres' Lippen wurden womöglich noch schmaler, obwohl das kaum wahrscheinlich erschien, und er wandte sich wieder an Galad: »Also, wenn Ihr dann Eure Männer von meinem Schiff abziehen würdet kann ich die Segel setzen lassen. Es gefällt mir nun weniger als je zuvor, mich im hellen Tageslicht hier zu befinden.«
    »Sobald Ihr eure anderen Passagiere an Bord genommen habt«, sagte Nynaeve und nickte in Richtung der Menschen, die am Ufer kauerten.
    Neres blickte sich nach Galad um, doch der unterhielt sich ein Stück weiter mit den anderen Weißmänteln. Dann sah er sich die Leute am Ufer an und sprach in die Luft über Nynaeves Kopf hinein: »Jeden, der zahlen kann. Nicht viele von denen da drüben sehen aus, als könnten sie. Und ich könnte auch nicht alle mitnehmen, selbst wenn sie bezahlten.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er ihr Lächeln auf keinen Fall übersah. Sein Kinn versank daraufhin in seinem Kragen. »Jeden einzelnen von ihnen, Kapitän. Ansonsten schneide ich Euch selbst die Ohren ab.«
    Der Mann öffnete zornig den Mund, doch dann riß er plötzlich die Augen auf und starrte an ihr vorbei.
    »In Ordnung«, sagte er hastig. »Aber merkt Euch, ich erwarte irgendeine Art von Bezahlung. Ich gebe nur am Namenstag Almosen, und der ist schon lange her.«
    Sie ließ ihre Fersen wieder auf das Deck sinken und blickte sich mißtrauisch um. Thom, Juilin und Uno standen dort und beobachteten sie und Neres ausdruckslos. So ausdruckslos sie nur konnten, wenn man Unos Gesichtszüge bedachte und das Blut auf ihren Gesichtern sah. Viel zu ausdruckslos.
    Nach einem betonten Schnauben sagte sie: »Ich will sie alle an Bord sehen, bevor irgend jemand auch nur ein Tau berührt«, und wandte sich ab, um Galad zu suchen. Sie fand, er habe nun doch einen Dank verdient. Er hatte geglaubt, das Richtige zu tun. Das war das Schwierige gerade bei den besten Männern. Sie glaubten immer, das Richtige zu tun. Nun, was diese drei eben auch angestellt haben mochten, sie hatten ihr jedenfalls einen längeren Streit erspart.
    Sie fand Galad bei Elayne. Auf diesem schönen Männergesicht stand blanke Niedergeschlagenheit. Seine Miene erhellte sich aber bei ihrem Anblick. »Nynaeve, ich habe für Eure Fahrt bis hinunter nach Boannda bezahlt. Das liegt nur auf halbem Weg nach Altara, dort, wo der Boern in den Eldar mündet, aber ich konnte mir einfach nicht mehr leisten. Kapitän Neres hat mir jede Kupfermünze aus der Tasche geluchst, und ich mußte mir sogar noch etwas borgen. Der Kerl verlangt zehnfach überhöhte Preise. Ich fürchte, Ihr werdet Euch von dort aus selbst den Weg nach Caemlyn suchen müssen. Es tut mir wirklich so leid.«
    »Du hast bereits genug getan«, warf Elayne ein, während ihr Blick zu den Rauchwolken über Samara hinüberschweifte.
    »Ich habe mein Versprechen gegeben«, sagte er müde resignierend. Offensichtlich hatte es schon

Weitere Kostenlose Bücher