Die Feuer des Himmels
Nicola und erklärte ihnen, man werde ihnen nichts tun und sie zu nichts zwingen. Soweit wäre Nynaeve gar nicht gegangen. Wenn die Aes Sedai eine Frau fanden, die wie Elayne oder Egwene mit diesem Funken geboren worden war und die irgendwann einmal, absichtlich oder nicht, die Macht benützen würde, dann packten sie sie und steckten sie in die Ausbildung, ob sie selbst das wollte oder nicht. Etwas nachlässiger schienen sie mit Frauen umzugehen, die man wohl ausbilden konnte, die aber ohne eine gründliche Schulung von selbst Saidar niemals erreichen konnten; und ebenso mit Wilden, die jene Eins-zu-vier-Chance überlebt und sich selbst das meiste beigebracht hatten, gewöhnlich ohne daß ihnen überhaupt bewußt war, was sie taten, und die oftmals auf irgendeine Weise blockiert waren, so wie Nynaeve. Angeblich konnten diese wählen, ob sie kommen oder bleiben wollten. Nynaeve hatte sich für die Burg entschieden, aber sie vermutete, man hätte sie sonst auch gegen ihren Willen hingebracht, und wenn man sie an Händen und Füßen hätte fesseln müssen. Die Aes Sedai ließen Frauen, die eine auch noch so geringe Möglichkeit zeigten, eine von ihnen zu werden, nicht mehr Chancen als einem Lamm an einem Festtag.
»Drei«, sagte Faolain nach kurzem Nachdenken. »All diese Mühe, und sie haben nur drei gefunden. Eine davon war eine Wilde.« Sie konnte Wilde wirklich nicht leiden. »Ich weiß nicht, warum sie sich so anstrengen, neue Novizinnen zu bekommen. Die Novizinnen hier bei uns können ja ohnehin nicht erhoben werden, bis wir die Burg zurückgewinnen. Das ist alles Siuan Sanches Schuld, ihre und die Leanes.« Ein Muskel in ihrer Wange zuckte, als ihr bewußt wurde, daß diese Bemerkung als feindselig der früheren Amyrlin und der ehemaligen Behüterin gegenüber aufgefaßt werden konnte, und so packte sie schnell Areina und Nicola an den Armen. »Kommt mit. Ich folge den Befehlen, und wenn Ihr überprüft werden sollt, dann werdet ihr es eben, ob man damit Zeit verschwendet oder nicht.«
»Eine böse Frau«, murmelte Min und schielte hinter Faolain her, als sie die beiden durch den Schankraum zerrte. »Man sollte denken, falls es noch Gerechtigkeit gibt, hätte sie eine äußerst ungemütliche Zukunft vor sich.«
Nynaeve hätte Min gern gefragt, welche Vision sie bei dieser Aufgenommenen mit dem Lockenkopf gehabt hatte - sie wollte ihr am liebsten hundert Fragen stellen -, aber nun pflanzten sich Thom und die anderen beiden Männer entschlossen vor ihr und Elayne auf, Juilin und Uno auf einer Seite, Thom auf der anderen, damit sie nach allen Richtungen blicken konnten. Birgitte führte inzwischen Jaril und Seve zu ihrer Mutter und hielt diese so von ihrer Gruppe fern. Min wußte offensichtlich auch, was die Männer vorhatten, so bedauernd schaute sie sie an. Sie schien etwas sagen zu wollen, aber am Ende zuckte sie lediglich die Achseln und schloß sich Birgitte an.
Thoms Gesichtsausdruck nach hätte er über das Wetter sprechen können oder fragen, was es zum Abendessen gebe. Völlig nebensächliche Dinge. »Dieser Ort steckt voll von gefährlichen Narren und Träumern. Sie glauben, Elaida absetzen zu können. Deshalb befindet sich Gareth Bryne hier. Er soll ein Heer für sie aufstellen.«
Juilins Grinsen war unwahrscheinlich breit. »Keine Narren. Verrückte - Frauen wie Männer. Es ist mir völlig gleich, selbst wenn Elaida schon geherrscht hätte, als Logain geboren wurde. Sie spinnen, wenn sie glauben, von hier aus eine Amyrlin vorn Thron stürzen zu können, die sicher in der Weißen Burg sitzt. Wir könnten vielleicht in einem Monat in Cairhien sein.«
»Ragan und die anderen haben sich bereits Pferde ausgesucht, die sie ... borgen ... könnten.« Auch Uno grinste, was ganz im Widerspruch zu dem böse blickenden roten Auge auf seiner Augenklappe stand. »Die Wachen wurden so aufgestellt, daß sie nach Leuten Ausschau halten, die herkommen, aber nicht nach solchen, die weggehen. Wir könnten sie im Wald abhängen. Es wird bald dunkel. Sie finden uns nie.« Als die Frauen noch nach Verlassen des Schiffes am Flußufer ihre Großen Schlangenringe übergestreift hatten, hatte das eine bemerkenswerte Auswirkung auf seine Ausdrucksweise gehabt. Allerdings schien er das ›wiedergutmachen‹ zu wollen, wenn er glaubte, sich außerhalb ihrer Hörweite zu befinden.
Nynaeve sah Elayne an, die den Kopf leicht schüttelte. Elayne würde alles dafür geben, Aes Sedai zu werden. Und sie selbst? Die Chance, die Aes
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