Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
die Euch die Panarchin schenkte, und den Pfeil - wenn Zeit dafür ist, müßt Ihr mir erzählen, warum sie Euch ein solches Geschenk machte - und gehen. Eine der anderen Aufgenommenen wird Euch Schlafplätze suchen. Es wird vermutlich schwieriger werden, Eurem Rang entsprechende Kleidung aufzutreiben, doch man wird Kleider für Euch finden. Ich erwarte, daß Ihr eure ... Abenteuer ... nun hinter Euch zurücklaßt und Euch wieder problemlos einfügt.« Klar, wenn auch unausgesprochen, blieb die Drohung, daß sie Probleme bekommen würden, sollten sie sich nicht wieder einfügen. Sheriam nickte zufrieden, als sie sah, daß beide begriffen hatten.
    Beonin hatte kein Wort gesagt, seit die Saidar-Abschirmung aufgelöst worden war, doch als nun Nynaeve und Elayne zum Abschied knicksten, erhob sich die Graue Schwester und schritt zu dem Tisch hinüber, auf dem ihre Sachen ausgebreitet lagen. »Und wie steht es damit?« wollte sie im schwerfälligen Taraboner Dialekt wissen. Sie riß das Tuch weg, mit dem sie das Siegel zum Gefängnis des Dunklen Königs bedeckt hatten. Zur Abwechslung blickten ihre blaugrauen Augen einmal eher zornig als überrascht drein. »Wird es keine weiteren Fragen mehr dazu geben? Habt Ihr alle vor, dies zu ignorieren?« Da lag die schwarz und weiß unterteilte Scheibe vor ihnen, neben dem Waschlederbeutel, in ein Dutzend oder mehr Stücke zerbrochen und wie ein Puzzle zusammengefügt, so gut das eben möglich war.
    »Es war noch ganz, als wir es in die Tasche steckten.« Nynaeve schwieg einen Moment, weil ihr Mund plötzlich wie ausgetrocknet war. So sehr sie auch vorher jeden Blick zu dem Tuch hin vermieden hatte, so sehr klebte ihr Blick nun an dem Siegel fest. Leane hatte hämisch gegrinst, als sie das rote Kleid sah, mit dem sie das Siegel umwickelt gehabt hatte, und sie hatte gesagt... Nein, nicht noch einmal davor weglaufen, nicht einmal in Gedanken! »Warum hätten wir besonders darauf achtgeben sollen? Es ist aus Cuendillar!«
    »Wir haben es nicht mehr angesehen oder berührt«, sagte Elayne atemlos, »als unbedingt sein mußte. Es hat ein schmutziges, böses Gefühl ausgestrahlt.« Jetzt nicht mehr. Carlinya hatte jeder von ihr ein Bruchstück in die Hand gedrückt und zu wissen verlangt, von welchem schlimmen Gefühl sie da sprächen.
    Sie hatten das alles bereits zuvor gesagt, mehr als einmal, und jetzt beachtete niemand mehr ihre Worte.
    Sheriam erhob sich und stellte sich neben die Graue mit dem honigfarbenen Haar. »Wir ignorieren nichts, Beonin. Es nützt aber nichts, wenn wir diesen Mädchen noch mehr Fragen stellen. Sie haben uns alles gesagt, was sie wissen.«
    »Weitere Fragen sind immer gut«, sagte Morvrin, aber sie hatte wenigstens aufgehört, mit dem Ter'Angreal herumzuspielen, und starrte nun genauso angestrengt wie die anderen das zerbrochene Siegel an. Es mochte ja aus Cuendillar bestehen - sowohl sie wie Beonin hatten es untersucht und waren sich einig darüber -, und doch hatte sie eines der Bruchstücke mit eigenen Händen weiter zerbrochen.
    »Wie viele der sieben halten noch?« fragte Myrelle leise, als führe sie ein Selbstgespräch. »Wie lange noch, bis der Dunkle König ausbricht und die Letzte Schlacht beginnt?« Jede Aes Sedai beteiligte sich im Grunde an allen Aufgaben, je nach ihren Talenten und Neigungen, und doch hatte auch jede Ajah ihre ganz eigene Existenzberechtigung. Grüne, die sich selbst als Kampf-Ajah bezeichneten, sahen ihren Lebenszweck darin, sich für die Letzte Schlacht bereitzuhalten und dort den neuen Schattenlords gegenüberzutreten. In Myrelles Stimme lag fast etwas wie Vorfreude.
    »Drei«, sagte Anaiya mit brüchiger Stimme. »Drei halten noch. Falls wir alles wissen. Laßt uns beten, daß uns alles bekannt ist. Laßt uns beten, daß drei ausreichen.«
    »Laßt uns beten, daß diese drei stärker sind als das hier«, knurrte Morvrin. »Cuendillar kann man doch nicht so einfach zerbrechen. Nicht, wenn es noch Cuendillar ist. Das geht doch nicht.«
    »Wir sprechen über alles zu seiner Zeit«, sagte Sheriam. »Nachdem wir einige vorrangige Dinge erledigt haben, die für uns lösbare Aufgaben darstellen.« Sie nahm Beonin das Tuch ab und bedeckte das zerbrochene Siegel wieder. »Siuan, Leane, wir sind zu einer Entscheidung gekommen, was ... « Sie hielt inne, als sie sich umdrehte und Elayne und Nynaeve bemerkte. »Hat man Euch nicht gesagt, Ihr solltet gehen?« Trotz aller äußeren Ruhe machte sich der Aufruhr in ihrem Innern bemerkbar.

Weitere Kostenlose Bücher