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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die er nur hier besaß. Und wenn Rahvin diese Fähigkeit gewonnen hatte, dann vielleicht auch er selbst? Nur dieses Abbild seiner selbst hatte ihn festgehalten und wieder zurückgebracht.
    Er konzentrierte sich auf den nächsten Rosenstrauch, der etwa eine Spanne hoch war, und stellte sich vor, er würde immer dünner und durchscheinend. Gehorsam verschwamm der Strauch und verschwand ganz. Als er sich jedoch im Geist an dieser Stelle nichts vorstellte, war der Rosenstrauch plötzlich wieder da, genau wie vorher.
    Rand nickte kalt. Es hatte also alles seine Grenzen. Es gab immer Grenzen und Regeln, und die hier kannte er nicht. Doch er kannte die Macht soweit Asmodean ihn unterrichtet hatte und er sich selbst, und Saidin war immer noch in ihm, all die Süße des Lebens, all die Verwesung nach dem Tod. Rahvin mußte in der Lage gewesen sein, ihn zu sehen, denn sonst hätte er nicht angreifen können. Wollte man die Macht verwenden, mußte man entweder sehen, was man beeinflussen wollte, oder man mußte haargenau wissen, wo es sich im Verhältnis zur eigenen Person gerade befand. Möglicherweise traf das hier nicht zu, aber das glaubte er eigentlich nicht. Er wünschte sich beinahe, daß Lews Therin nicht wieder geschwiegen hätte. Der Mann kannte diesen Ort und die hier herrschenden Bedingungen wahrscheinlich.
    Von Baikonen und Fenstern aus konnte er den Garten überblicken. Der Palast war hier an manchen Stellen vier Stockwerke hoch. Rahvin hatte versucht, ihn zu ... seine Existenz hier einfach ... zu verhindern. Er sog durch den Angreal tief aus dem tobenden Strom Saidins. Blitze zuckten vom Himmel, hundert sich spaltende silberne Bolzen, noch mehr, hieben auf jedes Fenster, jeden Balkon ein. Donner erfüllte den Garten, und abgebrochene Steinbrocken hagelten herab. Die Luft knisterte, und die Haare an seinen Armen und auf seiner Brust standen trotz des Hemdes zu Berge. Selbst die Haare auf seinem Kopf begannen, sich zu strecken. Er ließ die Blitze ersterben. Hier und da brach noch ein Steinbrocken aus einem zerschmetterten Fensterrahmen oder von einem Balkon ab. Das Krachen, wenn sie herunterfielen, wurde durch das Echo des Donners gedämpft, das noch immer in seinen Ohren nachhallte. Klaffende Löcher befanden sich nun dort, wo Fenster gewesen waren. Sie wirkten wie die Augenhöhlen eines riesigen Schädels und die Reste der Balkone wie ein Dutzend Mäuler mit zersplitterten Zähnen. Falls sich Rahvin irgendwo dort befunden hatte, war er sicher tot. Rand würde das aber erst glauben, wenn er die Leiche sah. Er wollte den toten Rahvin sehen.
    Er hatte sein Gesicht auf eine wilde Art verzogen, die er selbst nicht bemerkte. So schlich er lauernd in den Palast zurück. Er wollte sehen, wie Rahvin starb.
    Nynaeve warf sich auf den Boden und kroch über den Boden des Korridors, als etwas die am nächsten befindliche Wand durchschnitt. Moghedien rutschte genauso schnell hinterher, denn andernfalls hätte sie sie an der Leine des A'dam mitgeschleift. War das Rand gewesen oder Rahvin? Sie hatte Strahlen aus grellweißem Feuer gesehen, flüssigem Licht, ähnlich wie in Tanchico, und sie hatte kein Bedürfnis, einem davon noch einmal nahe zu kommen. Sie wußte nicht, was das war, und sie wollte es auch gar nicht wissen. Ich will das Heilen erlernen! Seng doch diese beiden idiotischen Männer, heilen, aber nicht eine neue, ausgefallene Art zu töten!
    Sie richtete sich ein wenig auf und spähte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Nichts. Ein leerer Flur mitten im Palast. Da war eben nur ein zehn Fuß langer Schnitt in beiden Wänden zu sehen, wie ihn auch der beste Steinmetz nicht sauberer hätte machen können, und auf dem Boden lagen verkohlte Reste von Wandbehängen. Kein Anzeichen der Anwesenheit eines der beiden Männer. Bisher hatte sie auch keinen einzigen Blick auf einen davon erhäschen können. Nur auf das, was sie zerstört hatten. Mehrmals hätte sie beinahe mit dazugehört. Es war gut, daß sie von Moghediens Zorn zehren, ihn aus der panischen Angst herausfiltern, die immer wieder aufzuwallen drohte, und in sich einsickern lassen konnte. Ihr eigener Zorn war dagegen ein bemitleidenswert dürftiges Gefühl, das kaum ausgereicht hätte, um sie die Wahre Quelle wahrnehmen zu lassen, geschweige denn den Strang Geist zu erhalten, der ihr Verbleiben in Tel'aran'rhiod sicherte.
    Moghedien lag zusammengekrümmt auf den Knien und würgte, ohne sich richtig übergeben zu können. Nynaeve verzog den Mund.

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