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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Zögern getötet, oder sie hätte, wenn sie die andere für nützlich hielt, Stränge gewoben, um ihr den Willen zu rauben, um sie dazu zu bringen, daß sie sie anbetete. Nynaeve hatte einen Vorgeschmack davon, bekommen, in Tanchico, aber selbst wenn sie gewußt hätte, wie man das machte, hätte sie das wahrscheinlich keiner anderen antun können. Sie verachtete diese Frau und haßte sie von ganzem Herzen. Und doch - hätte sie Moghedien nicht gebraucht: sie einfach umbringen, wie sie so dastand, nein, das hätte sie nicht fertiggebracht. Sie fürchtete nur, daß Moghedien das mittlerweile ebenfalls klargeworden war.
    Trotzdem. Eine Seherin leitete die Versammlung der Frauen, auch wenn die manchmal ihren Entscheidungen nicht zustimmte, und die Versammlung bestrafte Frauen, die ein Gesetz übertreten oder zu sehr gegen die guten Sitten verstoßen hatten, und manchmal auch Männer für irgendwelche Übertretungen. Sie teilte wohl keineswegs Moghediens Hemmungslosigkeit, zu töten oder den Verstand eines Menschen zu zerstören, doch...
    Moghedien öffnete den Mund, und Nynaeve füllte ihn mit einem Knebel aus Luft. Genauer gesagt, sie ließ das Moghedien selbst erledigen. Durch den sie verbindenden A'dam erschien das, als lenke sie selbst die Stränge, aber Moghedien war sich sehr wohl bewußt, daß Nynaeve ihre Fähigkeiten wie ein Werkzeug benutzte. Die dunklen Augen glitzerten empört, als Moghediens eigene Stränge die Arme an ihren Körper fesselten und ihr den Rock fest um die Füße zusammenzogen. Das Übrige erledigte Nynaeve mit Hilfe des A'dam, genau wie bei den Nesseln, und schuf Gefühle, die sie die andere empfinden lassen wollte. Nicht die Wirklichkeit, nur ein Gefühl, es sei alles real.
    Moghedien versteifte sich in ihren Fesseln, als ihr ein unsichtbarer Lederriemen das Hinterteil versohlte. So mußte es sich jedenfalls für sie anfühlen. Empörung und Demütigung quollen durch die Leine zu ihr herüber. Und Verachtung. Verglichen mit ihrer hochentwickelten Kunst, Menschen Schmerzen zuzufügen, schien das eher für ein Kind als Bestrafung geeignet.
    »Wenn Ihr wieder bereit seid, mir zu helfen«, sagte Nynaeve, »dann nickt einfach.«
    Sie durfte sich nicht viel Zeit dafür nehmen. Sie konnte ja nicht einfach dastehen, während Rand und Rahvin versuchten, sich gegenseitig umzubringen. Falls der Falsche starb, weil sie der Gefahr aus dem Weg ging und sich von Moghedien aufhalten ließ...
    Nynaeve erinnerte sich an einen Tag, als sie noch sechzehn war. Erst kurz zuvor hatte man sie für reif befunden, sich das Haar zum Zopf zu flechten. Sie hatte Corin Ayellin einen Rosinenpudding gestohlen, weil Nela Thane sie sonst für feige gehalten hätte, und als sie aus der Küchentür trat, lief sie genau Frau Ayellin in die Hände. Nun packte sie die daraufhin eingetretenen Folgen obenauf und schickte alles zusammen durch die Leine zu Moghedien hinüber, der prompt die Augen aus dem Kopf zu fallen schienen.
    Mit grimmiger Miene wiederholte Nynaeve die Prozedur. Sie wird mich nicht aufhalten! Noch einmal. Ich werde Rand helfen, ganz gleich, was sie davon hält. Noch einmal. Und wenn ich uns damit umbringe! Noch einmal. O Licht, sie könnte recht behalten; Rand tötet uns vielleicht, bevor er erkennt, daß ich es bin. Noch einmal. Licht, wie ich diese Angst hasse! Noch einmal. Ich hasse sie! Noch einmal. Ich hasse sie! Noch einmal.
    Mit einemmal wurde ihr bewußt, daß sich Moghedien verzweifelt in ihren Fesseln aufbäumte und mit ihrem Kopf, der etwas Bewegungsfreiheit hatte, so heftig nickte, daß man furchten mußte, er könnte herunterfallen. Einen Augenblick lang gaffte Nynaeve das tränenüberströmte Gesicht der anderen an, und dann hörte sie mit ihrer Strafaktion auf und löste hastig die Stränge aus Luft. Licht, was hatte sie getan? Sie war doch nicht Moghedien. »Ich verstehe doch recht, daß Ihr mir keine weiteren Schwierigkeiten bereiten wollt?«
    »Sie werden uns töten«, brachte die andere mit schwacher Stimme und durch ihr Schluchzen kaum verständlich heraus, aber gleichzeitig nickte sie in hastiger Zustimmung.
    Mit voller Absicht verhärtete Nynaeve ihre Seele. Moghedien verdiente wahrlich alles, was sie abbekommen hatte, und noch mehr, viel mehr. In der Burg hätte man eine der Verlorenen sofort einer Dämpfung unterzogen und sie hingerichtet, so schnell man sie nur aburteilen konnte, und außer ihrer Identität wären nicht viele Beweise notwendig gewesen. »Gut. Jetzt werden

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