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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wahrscheinlich hätten auch Rhuarc und die anderen Häuptlinge den Händlerzug unter Bewachung gestellt, wenn Rand das nicht schon von allein angeordnet hätte. Und Kadere schien lediglich froh darüber zu sein, daß er keinen Speer in die Rippen bekam.
    Rand hatte keine Ahnung, wie er dieses Problem angehen sollte. Oder ob es überhaupt lösbar sei. Es war ein tolles Durcheinander. In den Geschichten der Gaukler wurden immer nur die Bösewichte in ein solches Dilemma verwickelt.
    Sobald sie sicher war, daß er sich nicht weiter einmischen werde, wandte Aviendha ihre Aufmerksamkeit wieder der anderen Frau zu. »Ihr könnt den Wein hinstellen.«
    Isendre beugte anmutig die Knie und stellte das Tablett neben sein Lager. Ihr Gesichtsausdruck dabei kam Rand eigenartig vor. Er brauchte aber ein paar Augenblicke, um zu begreifen, daß sie versuchte, ihn anzulächeln, ohne es die Aielfrau sehen zu lassen.
    »Und nun lauft Ihr zur ersten Tochter des Speers, die ihr finden könnt«, fuhr Aviendha fort, »und sagt ihr, was Ihr getan habt. Lauft, Sorda!« Isendre stöhnte und rang die Hände, aber sie rannte doch unter großem Geklapper ihres Schmucks davon. Sobald sie aus dem Zimmer war, fuhr Aviendha ihn an: »Ihr gehört zu Elayne! Ihr habt kein Recht, eine Frau herzulocken, und ganz besonders nicht diese!«
    »Sie?« Rand schnappte nach Luft. »Glaubt Ihr etwa...? Glaubt mir, Aviendha, und wenn sie die letzte Frau auf der Welt wäre, würde ich immer noch so schnell ich könnte davonrennen, um nicht bei ihr sein zu müssen.«
    »Das behauptet Ihr vielleicht.« Sie schnaubte. »Sie ist bereits siebenmal - siebenmal! - ausgepeitscht worden, weil sie versucht hat, sich in Euer Bett einzuschleichen. Sie würde nicht so darauf beharren, wenn Ihr sie nicht ermutigen würdet. Sie steht unter der Gerichtsbarkeit der Far Dareis Mai und geht nicht einmal den Car'a'carn etwas an. Nehmt das als Eure heutige Lektion in bezug auf unsere Sitten. Und denkt daran, daß Ihr zu meiner Nächstschwester gehört!« Ohne ihn auch nur ein Wort herausbringen zu lassen, stolzierte sie hinaus. Er hatte das Gefühl, Isendre werde ein erneutes Zusammentreffen mit Aviendha möglicherweise nicht überleben.
    Er atmete heftig aus und stand auf, nur um das Tablett mit dem Wein in eine Ecke der Kammer zu stellen. Er würde nichts trinken, was ihm Isendre gebracht hatte.
    Siebenmal hat sie versucht, zu mir durchzukommen? Sie mußte mitbekommen haben, daß er zu ihren Gunsten eingegriffen hatte. Bei ihrem Denken lag die Überlegung nah: Wenn er das schon für einen Schlafzimmerblick und ein Lächeln getan hatte, was würde er dann für eingehendere ›Dienste‹ tun? Er schauderte bei diesem Gedankengang genauso wie der wachsenden Kälte wegen. Lieber noch ein Skorpion im Bett. Wenn die Töchter sie nicht endgültig von solchen Ideen abbrachten, würde er ihnen vielleicht doch erzählen müssen, was er über sie wußte. Das würde dann jedem ihrer Pläne ein Ende bereiten.
    So blies er die Lampen aus und kroch im Dunklen auf sein Lager, immer noch voll angezogen und in Stiefeln. Er langte um sich herum, bis er endlich sämtliche Decken über sich gezogen hatte. Ohne ein Feuer im Kamin würde er vermutlich Aviendha bis zum Morgen ehrlich dankbar sein. Die Abschirmung aus dem Element Geist zu errichten, die jedes Eindringen in seine Träume verhinderte, war ihm mittlerweile fast schon zur zweiten Natur geworden, und trotzdem schmunzelte er dabei. Er hätte ja eigentlich auch ins Bett gehen und dann erst die Lampen mit Hilfe der Macht löschen können. An die einfachsten Dinge im Gebrauch der Macht dachte er für gewöhnlich nicht.
    Eine Weile lang lag er da und wartete darauf, daß seine Körperwärme das Innere der Deckenschicht erwärmte. Er verstand einfach nicht, wie es am gleichen Ort bei Tag so heiß und bei Nacht so kalt sein konnte. Er steckte eine Hand unter sein Hemd und fühlte nach der halb zugeheilten Narbe an seiner Seite. Diese Wunde, die selbst Moiraine bei all ihrer Kunst nicht heilen konnte, würde ihn eines Tages umbringen. Da war er sicher. Sein Blut auf den Felsen des Shayol Ghul. Das hatten die Prophezeiungen für ihn auf Lager.
    Aber heute nacht nicht. Heute nacht werde ich nicht daran denken. Ich habe schon noch etwas Zeit. Doch wenn man jetzt die Siegel mit einem Messer absplittern kann, halten sie dann noch lange...? Nein. Heute nacht nicht.
    Unter den Decken wurde es ein wenig wärmer, und er wälzte sich herum, im vergeblichen

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