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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dürfen?«
    »Ich bin Gai'schain«, sagte die Frau heiser zu den Läufern, auf die sie hinabblickte. »Wenn Euch die Antwort nicht zufriedenstellt, bestraft mich, aber ich kann Euch keine andere geben.«
    »Stellt Euch nicht so an«, sagte Egwene in scharfem Ton. »Und richtet Euch auf. Ihr seid doch keine Kröte.«
    Die weißgekleidete Frau gehorchte augenblicklich und hockte aufgerichtet auf ihren Fersen, wobei sie ergeben auf den nächsten Befehl wartete. Dieses kurze Aufblitzen von Trotz oder Stolz war schon gar nicht mehr wahr.
    Egwene atmete tief durch. Die Frau hatte sich offensichtlich auf ihre eigene Weise mit der Trostlosigkeit arrangiert. Es war wohl töricht, aber sie konnte nichts daran ändern. Außerdem erwartete man von ihr, daß sie sich auf dem Weg zum Dampfzelt befand und nicht mit Cowinde schwatzte.
    Dann erinnerte sie sich an den kalten Luftzug und zögerte. Der eiskalte Windstoß hatte dazu geführt, daß sich zwei große weiße Blüten in einer flachen Schale mit Wasser zum Teil geschlossen hatten. Sie stammten von einer Pflanze, die hier Segade genannt wurde, einem fleischigen, blattlosen, ledrigen Ding, das vor Dornen starrte. Sie hatte heute morgen Aviendha getroffen, die auf diese Blüten in ihren Händen herabgeblickt hatte. Die Aielfrau war zusammengezuckt, als sie ihrer gewahr wurde, und dann hatte sie Egwene die Blüten in die Hand gedrückt und behauptet, sie habe sie für sie gepflückt. Ihrer Ansicht nach war Aviendha immer noch zu sehr eine Tochter des Speers, um zuzugeben, daß sie Blumen mochte. Obwohl - ja, sie hatte eigentlich schon bemerkt, daß eine Tochter durchaus eine Blüte im Haar oder am Mantel trug.
    Du versuchst nur, deinen Abgang hinauszuzögern, Egwene al'Vere. Hör jetzt auf, dich wie ein närrischer
    Wollkopf zu benehmen. Du bist genauso töricht wie Cowinde. »Geht voraus«, sagte sie und hatte gerade noch genug Zeit, den wollenen Umhang um ihre Nacktheit zu hüllen, bevor die Frau die Zeltklappe für sie aufriß und sie in die kälteklirrende Nacht entließ.
    Über ihr standen die Sterne als klar umrissene Lichtpunkte in der Dunkelheit, und der dreiviertelvolle Mond schien hell. Das Lager der Weisen Frauen bestand aus einer Gruppe von zwei Dutzend niedrigen Erhebungen, keine hundert Schritt entfernt vom Ende einer der gepflasterten Straßen Rhuideans. Sie endete dort in hartem, gesprungenem Lehm, mit Steinen durchsetzt. Die vor dem Mondschein flüchtenden Schatten machten aus der Stadt ein Gebirge dräuender Klippen und tiefdunkler Schluchten. Bei jedem Zelt waren die Klappen geschlossen, und die Luft war erfüllt vom Duft der Feuer und siedenden Speisen.
    Die anderen Weisen Frauen kamen fast täglich zu Beratungen her, doch sie verbrachten die Nächte bei ihren eigenen Septimen. Ein paar schliefen aber tatsächlich mittlerweile in Rhuidean. Bair allerdings nicht. Sie befanden sich jetzt so nah an Rhuidean, wie Bair überhaupt der Stadt kommen wollte. Wenn Rand nicht hiergewesen wäre, hätte sie zweifellos darauf bestanden, ihr Lager in den Bergen aufzuschlagen.
    Egwene hielt ihren Umhang mit beiden Händen geschlossen und ging, so schnell sie nur konnte. Eisige Windfinger krochen unter dem Saum des Umhangs hindurch, jedesmal, wenn ihre nackten Beine einen Spalt darin öffneten. Cowinde mußte ihr weißes Gewand beim Gehen um die Knie raffen, um vor ihr zu bleiben. Egwene benötigte die Führung der Gai'schain keineswegs, aber da die Frau ausgesandt worden war, um sie hinzubringen, wäre sie beschämt und wahrscheinlich auch beleidigt, wenn sie ihr das nicht gestattete. So biß sie die Zähne zusammen, um sie am Klappern zu hindern, und wünschte, die Frau würde laufen.
    Das Dampfzelt sah aus wie jedes andere, niedrig und breit, die Klappen auf allen Seiten heruntergelassen, aber den Rauchabzug hatte man abgedeckt. Gleich daneben war ein Feuer bereits bis auf die letzte Glut heruntergebrannt, die über ein paar männerkopfgroße Steine verteilt war. Der Lichtschein reichte nicht aus, um die kleinere dunkle Erhebung neben dem Zelteingang genau erkennen zu können, aber sie wußte, daß sie aus sauber zusammengelegter Frauenkleidung bestand.
    Sie atmete noch einmal tief die eiskalte Luft ein, trat sich die Schuhe von den Füßen, ließ den Umhang fallen und hechtete beinahe in das Zelt hinein. Ein Augenblick der beißenden Kälte, dann fiel die Klappe hinter ihr zu und die dampfende Hitze umschloß sie. Innerhalb eines Moments trieb ihr die Hitze den Schweiß aus

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