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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Euch zum Dampfzelt zu bringen.«
    Egwene stöhnte und wünschte, sie könne sich mitten ins Feuer stellen. Das Licht senge Bair und ihre Sturheit! Wenn es nicht immer nach der weißhaarigen, alten Weisen Frau ginge, könnten sie in der Stadt in richtigen Zimmern wohnen anstatt in Zelten hier draußen am Stadtrand. Ich könnte ein Zimmer mit einem schönen Kamin haben. Und mit einer Tür. Sie hätte wetten können, daß Rand nicht ständig mit Leuten zu tun hatte, die einfach zu ihm hereinkamen, wie sie wollten. Rand, der verdammte al'Thor, schnippt mit den Fingern und die Töchter springen wie Zofen um ihn herum. Ich wette, sie haben ein richtiges Bett für ihn aufgetrieben, anstatt eines Lagers auf dem Boden. Und sie war sicher, daß er jeden Abend ein heißes Bad genoß. Die Töchter schleppen wahrscheinlich das heiße Wasser eimerweise hinauf zu seinen Gemächern. Ich wette, sie haben auch noch eine echte Kupferbadewanne für ihn besorgt.
    Amys und sogar Melaine hatten Egwenes Vorschlag durchaus annehmbar gefunden, aber Bair hatte sich dagegengestellt, und sie gehorchten wie Gai'schain. Egwene glaubte, da Rand schon so viele Veränderungen gebracht hatte, wolle Bair an möglichst vielen Traditionen festhalten, aber es wäre ihr lieber gewesen, wenn sich die alte Frau dafür etwas anderes ausgesucht hätte, woran sie sich klammern konnte.
    Kein Gedanke, sich einfach zu weigern. Sie hatte den Weisen-Frauen versprochen, zu vergessen, daß sie eine Aes Sedai war - was ihr leicht fiel, da sie ja keine war - und genau das zu machen, was man ihr sagte. Und das fiel ihr schwer. Sie war schon so lange nicht mehr in der Burg gewesen, daß sie sich wieder ganz als ihr eigener Herr fühlte. Doch Amys hatte ihr entschieden erklärt, das Traumwandeln sei gefährlich, sogar nachdem man schließlich genau wußte, was man tat, und vorher sowieso. Wenn sie in der Welt der Wirklichkeit nicht gehorchte, konnten sie von ihr erst recht nicht erwarten, daß sie in der Welt der Träume gehorchen werde. Dafür wollten sie keine Verantwortung übernehmen. Also erledigte sie zusammen mit Aviendha niedrige Arbeiten, akzeptierte auch Strafen so gefaßt sie konnte und hüpfte, wenn Amys oder Melaine oder Bair nur Frosch sagten. Oder so ähnlich. Keine von ihnen hatte jemals einen Frosch gesehen. Vermutlich soll ich ihnen bloß wieder den Tee servieren oder dergleichen. Nein, heute abend war Aviendha mit dem Bedienen dran.
    Sie dachte kurz daran, Strümpfe anzuziehen, doch dann bückte sie sich lediglich, um in die Schuhe zu schlüpfen. Es waren feste Schuhe, wie man sie in der Wüste gut gebrauchen konnte. Trotzdem sehnte sie sich nach den Seidenpantoffeln, die sie in Tear getragen hatte. »Wie heißt Ihr?« fragte sie in dem Bemühen, freundlicher zu sein.
    »Cowinde«, kam die unterwürfige Antwort.
    Egwene seufzte. Sie bemühte sich ständig um ein freundschaftliches Verhältnis zu den Gai'schain, doch diese reagierten nie darauf. Das einzige, woran sie sich bisher noch nicht hatte gewöhnen können, waren Diener, obwohl natürlich die Gai'schain nicht direkt Diener waren.
    »Wart Ihr eine Tochter des Speers?«
    Ein kurzes, stolzes Aufleuchten in den tiefblauen Augen zeigte ihr, daß sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, doch der Blick wurde genauso schnell wieder gesenkt. »Ich bin Gai'schain. Vorher und nachher sind nicht jetzt, und nur das Jetzt existiert.«
    »Zu welcher Septime und welchem Clan gehört Ihr denn?« Gewöhnlich mußte man danach gar nicht erst fragen, selbst bei den Gai'schain.
    »Ich diene der Weisen Frau Melaine aus der Jhirad-Septime der Goshien Aiel.«
    Während sie sich zwischen zwei Umhängen nicht entscheiden konnte, einem aus dicker, brauner Wolle und einem aus blauer Seide mit gestepptem Futter, den sie von Kadere gekauft hatte - der Händler hatte den kompletten Inhalt seiner Wagen zu sehr günstigen Preisen verkauft, um Platz für Moiraines Fracht zu schaffen -, blickte sie die Frau kurz mit gerunzelter Stirn an. Das war keine korrekte Antwort gewesen. Sie hatte aber gehört, daß manche Gai'schain nach dem Jahr und Tag ihres Dienstes ebenfalls von einer Art der Trostlosigkeit befallen wurden und sich strikt weigerten, ihr Gewand abzulegen. »Wann ist Eure Dienstzeit vorüber?« fragte sie.
    Cowinde duckte sich noch ein wenig mehr, so daß sie fast über ihre Knie gebeugt da hockte. »Ich bin Gai'schain.«
    »Aber wann werdet Ihr wieder zu Eurer eigenen Septime in Eure eigene Festung zurückkehren

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