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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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gestern bei ihrer Ankunft vorgefunden hatte. Gut, es war schon Abend gewesen, und vielleicht hatte sie im Halbdunkel nicht alles genau sehen können. Trotzdem kam ihr das Bild unverändert vor. Unter ihr lag der Hof, daneben stand die Garage, dahinter waren die Bäume und die Weide, auf der jetzt einige Pferde grasten. Wahrscheinlich waren sie gestern Abend bereits im Stall gewesen . Es hatte sich nichts verändert. Anne wurde übel, und sie musste sich am Fensterrahmen festhalten.
    Es hat nicht funktioniert! Es hat nicht funktioniert! Es hat nicht funktioniert!
    Der Satz hämmerte einen fast traumatischen Rhythmus in ihrem Kopf. Sie war kaum mehr in der Lage, an etwas anderes zu denken. Das Bett, die Truhe, die Bäume – alles begann sich um sie zu drehen. Und dann kam noch ein gleichmäßiges »Klack« dazu, wie der Bass in einem irrwitzigen, ohrenbetäubenden Song einer drittklassigen Heavy-Metal-Band.
    Jetzt ist es so weit, dachte Anne. Jetzt werde ich wirklich verrückt.
    Und als sie schon glaubte sich übergeben zu müssen, nahm sie plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr, die ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Das Karussell und der Lärm in ihrem Kopf stoppten fast sofort. Für einen Moment fühlte sie sich wie damals, als ein Junge sie von der Drehscheibe auf dem Spielplatz geschubst hatte. Ihr war schwindlig , und die räumliche Orientierung fiel ihr schwer. Doch dieser Zustand besserte sich innerhalb weniger Sekunden. Und als sie sowohl wieder klar sehen als auch klar denken konnte, erkannte sie, was ihre Aufmerksamkeit gefesselt hatte. Es war ein Pferd.
    Ein zierliches dunkelbraunes Pferd mit rötlich schimmerndem Fell, das Cosimo am Halfter auf den Hof führte. Die Hufe klapperten auf dem Kopfsteinpflaster. Wahrscheinlich hatte das Pferd in einer Box im Nebengebäude gestanden , denn ein Flügel des Garagentors war offen. Anselmo trat gerade mit einem Sattel in den Armen heraus. Anne konnte einen Blick auf ein weiteres Pferd erhaschen, das neugierig den Kopf aus seiner Box streckte, bevor Anselmo dem Torflügel einen Tritt gab, sodass er hinter ihm wieder zufiel. Sowohl er als auch Cosimo waren in weite Hemden und eng anliegende Hosen gekleidet. Sie trugen hohe, schmale Stiefel, und Cosimo hatte einen breitkrempigen Hut auf dem Kopf. Sie sahen aus, als hätten sie sich für einen Zorro-Film kostümiert .
    Oder wie Männer des spanischen Landadels aus einer längst vergangenen Epoche, dachte Anne und schloss vor Erleichterung die Augen.
    Gestern Abend waren keine Pferde im Nebengebäude gewesen , da war sie sich sicher. Anselmo hätte sonst nie den Wagen dort parken können. Also hatte das Elixier doch gewirkt . Und ihr Zimmer sah nur deshalb genauso aus wie vorher , weil Cosimo und Anselmo tatsächlich über die Jahrhunderte hinweg nichts in dem Haus verändert hatten. Sie benutzten offenbar sogar immer noch die gleichen Stoffe.
    Unterdessen blieb Anselmo auf dem Hof in respektvoller Entfernung von Cosimo und seinem Pferd stehen.
    »Nun komm schon, Anselmo!«, rief Cosimo ihm zu, während er zärtlich die Nase des Pferdes streichelte. »Er tut dir nichts. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, hörte Anne Anselmo sagen . Misstrauisch näherte er sich Schritt für Schritt von der Seite. Das Pferd wandte den Kopf zu ihm um und wieherte.
    »Hört nur, Cosimo, das Vieh lacht mich aus!«
    »Natürlich tut er das«, entgegnete Cosimo. »Er lacht über deine Angst. Nun komm endlich und reich mir den Sattel.« Zögernd, ohne das Pferd aus den Augen zu lassen und jederzeit bereit, sich in Sicherheit zu bringen, trat Anselmo näher. Endlich war er so nahe herangekommen, dass er Cosimo den Sattel geben konnte. »Halt ihn fest«, sagte Cosimo und drückte ihm die Zügel in die Hand.
    »Wenn der Herrgott gewollt hätte, dass wir uns auf dem Pferderücken fortbewegen, er hätte jedem von uns bei der Geburt einen Gaul mit in die Wiege gelegt«, knurrte Anselmo und hielt mit finsterem Gesicht die Zügel in der Hand. Gleichzeitig versuchte er so viel Abstand wie nur möglich von dem Pferd zu halten.
    Aber das Tier schien seinen Spaß daran zu haben, Anselmo zu ärgern. Es schüttelte den Kopf, senkte und riss ihn hoch und machte den Hals so lang, wie es konnte, um nach Anselmo zu schnappen. Nach einer Weile gelang es ihm, mit den Lippen einen von Anselmos weiten Ärmeln zu erwischen, und kaute darauf herum.
    »He, das Vieh frisst mein Hemd!«, schrie Anselmo, während er

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