Die Feuer von Córdoba
in hilfloser Wut stampfte er mit dem Fuß auf. Er wusste aus Erfahrung , dass es manchmal keinen Sinn hatte, mit Cosimo zu reden. Trotzdem fiel es ihm zuweilen schwer, das zu akzeptieren .
»Bereite ein üppiges Mahl vor, Anselmo«, sagte Cosimo. »Ich habe der Señora versprochen, sie zurzeit der Vesper zu wecken. Dann werden wir alles in Ruhe besprechen.«
Anne wachte von selbst auf. Sie fühlte sich ausgeruht und war bereits aufgestanden und hatte sich gewaschen, als die Glocken einer Kirche irgendwo in der Nähe sechsmal schlugen.
Sie verließ ihr Zimmer und ging hinunter. Am Fuß der Treppe stieß sie auf Cosimo.
»Oh, Señora Anne«, sagte er lächelnd. »Ich wollte Euch gerade wecken. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch besser?«
»Ja, der Schlaf hat mir gut getan«, entgegnete Anne. »Aber jetzt habe ich Hunger.«
»So darf ich Euch zur Tafel geleiten.« Er bot ihr seinen Arm an und führte Anne zu dem Tisch, der genau an derselben Stelle stand, wie sie es aus dem Jahr 2004 kannte. In diesem Haus schien sich wirklich nichts verändert zu haben. Gar nichts außer …
»Das Fresko!«, rief sie überrascht aus und deutete auf die kahle Wand über dem Kamin. Als sie diese Wand das letzte Mal gesehen hatte, war sie von dem farbenprächtigen Engel mit der Posaune beherrscht worden. Spätestens jetzt war wirklich jeder Zweifel beseitigt. Sie befand sich tatsächlich in der Vergangenheit. »Es …« Anne bemerkte Cosimos seltsamen Blick und verstummte. Er sah sie an, als würde er sich fragen, ob sie noch normal sei.
»Wovon sprecht Ihr, Señora?«
»Ich … die Wand …«, stotterte Anne hilflos herum, während sie fieberhaft nach einer Ausrede suchte. Sie konnte Cosimo doch nicht erzählen, dass sie ein Gemälde vermisste, das sie in der Zukunft bewundert hatte. »Die Wand ist so kahl«, sagte sie schließlich und versuchte unbefangen zu lächeln. »Ich finde, ein Gemälde würde sie wunderbar schmücken.«
Cosimo neigte den Kopf, und seine Augen wurden schmal. »Ihr seid wahrlich erstaunlich«, sagte er langsam, »denn ich muss gestehen, dass auch ich bereits daran gedacht habe, die Wand über dem Kamin bemalen zu lassen. Ich sollte Euch bei Gelegenheit die Entwürfe zeigen. Vielleicht könnt Ihr mir bei der Auswahl behilflich sein.«
Anne nickte. »Gern«, erwiderte sie und fragte sich, ob sie bereits zu viel verraten hatte. Hatte sie jetzt schon den Lauf der Geschichte verändert? Cosimo war schließlich nicht dumm. Dass sie so stark auf diese kahle Stelle im Haus reagierte , ließ ja nur einen Schluss zu: Das Fresko würde eines Tages in einer fernen Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
»Verzeiht diese schlichte bäuerliche Umgebung und das bescheidene Mahl«, sagte Cosimo und rückte ihr den Stuhl zurecht. »Als wir uns hier vor vier Jahren niederließen, gaben wir vor, Pferdezüchter zu sein. Und einem Pferdezüchter steht es nicht zu, Brokatstoffe, Porzellan, Tafelsilber und eine Bibliothek voller in Leder gebundener Bücher zu besitzen. Aber wir haben uns für diesen einfachen Lebensstil entschieden, um die Aufmerksamkeit und den Neid unserer Nachbarn nicht unnötig auf uns zu lenken. Auch auf Bedienstete haben wir aus diesem Grund verzichtet, obgleich Anselmo sich anfangs sehr darüber beschwert hat. Doch mittlerweile hat er sich zu einem ganz anständigen Koch gemausert.«
Was Cosimo ein »bescheidenes Mahl« nannte, hätte ohne weiteres ausgereicht, außer ihnen selbst noch ein halbes Dutzend ausgehungerter Gäste zu bewirten. Der schwere Holztisch bog sich fast unter der Last von Wurst, Schinken, Käse und Brot, gebratenem Huhn und kaltem Schweinebraten, getrockneten Feigen, Orangen, Milch und Wein. Und dann kam Anselmo auch noch aus der Küche mit einer großen Schüssel voller glänzender, in Knoblauch, Kräutern und Zitronen eingelegter Oliven. Er musste die anderen Schüsseln und Platten erst zur Seite schieben, um einen Platz dafür zu finden.
»Greift zu«, forderte Cosimo Anne auf und reichte ihr das Brot.
Das Essen schmeckte wirklich köstlich. Das Brot war knusprig, die Oliven waren so frisch, als wären sie gestern erst gepflückt worden, und der Schinken stammte direkt von einem Bauern aus der näheren Umgebung.
»Nehmt Euch noch«, sagte Cosimo, als Anne sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte zum Zeichen, dass sie mit dem Essen fertig war. »Wir haben noch genug. Und falls etwas fehlen sollte, bin ich sicher, dass Anselmo es innerhalb kurzer Zeit beschaffen kann.«
»Vielen
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