Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
Vom Netzwerk:
die Glut in der Feuerstelle noch warm ist.«
    Hastig senkte Teresa den Blick, ihr Gesicht färbte sich dunkelrot, und in hektischer Geschäftigkeit eilte sie zu einem Regal am anderen Ende des Labors.
    »Thymiankraut und Thymianwurzeln stehen hier. Und dann …«
    Cosimo lächelte breit und warf Anne einen viel sagenden Blick zu. Offenbar hatte Teresa sich nicht allein damit begnügt , das Labor zu putzen, sondern hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und selbst ein paar Versuche angestellt .
    »Drachenzahn, gemahlen – ja. Da steht das Glas. Wie wird denn der Drachenzahn gebraucht, grob oder lieber fein gemahlen ? Davon steht hier nichts.«
    Cosimo riss vor Erstaunen die Augen auf und sah zu Teresa empor, die auf einer Leiter stand und ein großes, mit einem Korken verschlossenes Gefäß aus dem obersten Fach nahm und ihm reichte.
    »Drachenzahn, grob gemahlen«, las er vor. »Dein Vater hatte sogar einen Drachenzahn?«
    »Ja, und nicht nur einen.« Teresa nickte eifrig. »Ein Hirtenjunge fand vor einigen Jahren einen Drachenkopf in einer der Höhlen in diesem Berg. Ein wahrer Glücksfall. Mein Vater hat ihm den Schädel natürlich abgekauft. Er hat einen Ehrenplatz dort hinten in der Ecke.«
    Anne ging hin. Auf einem Felsen lag ein gewaltiger Schädelknochen und starrte sie zornig aus riesigen Augenhöhlen an. Das Gebiss, obgleich es manche Lücke aufwies, war wirklich furchterregend. Wahrscheinlich war es noch vollständig gewesen, als der Hirtenjunge es gefunden hatte. Die jetzt fehlenden Zähne befanden sich vermutlich – eingeteilt in verschiedene Mahlgrade – in den Vorratsgläsern. Was mochte der Junge wohl gedacht haben, als er den Schädel gefunden hatte? Ob er Angst gehabt hatte?
    »Unglaublich!«
    Anselmo und Cosimo waren neben Anne getreten und betrachteten aufmerksam den Schädelknochen.
    »Ein Drachenkopf!« Anselmos Stimme bebte vor Ehrfurcht und Staunen. »Ehrlich gesagt habe ich bislang immer geglaubt, dass es sich bei den Drachen um Fabeltiere handelt. Aber es gibt sie wirklich!« Er sah sich nach Teresa um. »Darf ich ihn berühren?«
    »Ja, natürlich!«, rief sie, ohne ihre Augen von der Liste zu erheben. Anne kam sie vor wie eine Bibliothekarin bei der Arbeit. »Er ist nicht mehr gefährlich. Alle Giftdrüsen liegen in der Haut der Drachen – hat mir mein Vater erzählt.«
    Anselmo streckte seine Hand aus und berührte den Knochen vorsichtig.
    »Er ist hart«, stellte er überrascht fest. »Viel härter als ein gewöhnlicher Knochen.«
    »Es ist schließlich auch kein gewöhnlicher Knochen«, entgegnete Teresa mit Bibliothekarinnenstimme, »sondern der Knochen eines Drachen. Die Knochen dieser Kreaturen sind fast so hart und schwer wie Stein. Das macht sie – unter anderem – so schwer verwundbar.«
    Anne musste sich arg zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. Drachen! Sie wusste es natürlich besser. Dies war der Schädel eines Dinosauriers, eines Fleischfressers, um genau zu sein. Vielleicht war es sogar ein Tyrannosaurus. Der achtjährige Sohn ihres Chefs hätte es ihr vermutlich genau erklären können, um welche Spezies es sich handelte – er machte gerade die übliche Dinosaurier-Phase durch und kannte sich auf diesem Gebiet fast ebenso gut aus wie ein Paläontologe nach fünf Jahren Studium.
    Vorsicht, Anne, mahnte sie sich selbst. Halt den Mund, damit du dich nicht verplapperst. Wenn sie Cosimo jetzt von Riesenechsen erzählte, die vor Millionen von Jahren die ganze Erde bevölkert hatten, würde er sie wahrscheinlich so lange in diesem Labor festhalten, bis sie ihm alles über die Erdgeschichte erzählt hatte, was sie wusste. Und bei ihrer Rückkehr ins Jahr 2004 würde er sie für diese Unachtsamkeit lynchen.
    »So«, sagte Teresa, »ich bin fertig.«
    Sie stand vor dem mittleren der Tische, auf dem sie eine ganze Sammlung von Flaschen, Gläsern und Tiegeln aufgebaut hatte.
    Cosimo, Anselmo und Anne traten ebenfalls an den Tisch.
    »Hast du etwa alles gefunden?«, fragte Cosimo in ungläubigem Staunen.
    »Ja«, antwortete sie, und der Stolz färbte ihre Wangen rot. »Oder wenigstens beinahe. Zwei der Kräuter, die frisch gebraucht werden, stammen nicht von hier. Eines kommt aus dem Norden, das andere sogar aus der Neuen Welt. Die habe ich natürlich nicht. Aber …«, sie ergriff zwei der auf dem Tisch stehenden Gläser und hielt sie triumphierend hoch, »hier sind die Samen der beiden Pflanzen. Zwei Töpfe voller Erde, Wasser, etwas Geduld und …« Sie machte eine

Weitere Kostenlose Bücher