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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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restlos zuwider. Das Reich plagten dringendere Probleme als die persönlichen Feindschaften zwischen Angehörigen derselben Kirche.
    »Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise, Sire«, sagte der Bischof, als sie endlich das Ende der Treppe erreicht hatten und sich vor ihnen die Türen des Palastes öffneten. Dabei schnaufte er, als würde er gleich umfallen. Er ließ sich von einem seiner beiden Priester ein Tuch geben und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war rot wie das eines ausgewachsenen Truthahns.
    »Ja«, erwiderte Karl V. Plötzlich fühlte er sich müde und zerschlagen. Ja, er wurde wohl tatsächlich allmählich alt.
    »Keine unangenehmen Zwischenfälle auf der Fahrt hierher ?«
    »Gottlob nein.«
    Sie gingen langsam und würdevoll einen weiten Gang entlang auf eine Tür zu, vorbei an ungezählten Gemälden, die offenbar nicht nur Heilige und Märtyrer, sondern auch zahlreiche Vorfahren des jetzigen Bischofs darstellten. Nicht wenige der streng auf Karl V. herabblickenden Gesichter zierte die gleiche Knollennase und das gleiche wulstige Kinn. Und in ihm stieg der Verdacht auf, dass eher das Vermögen seiner Ahnen den jetzigen Bischof von Córdoba auf seinen Stuhl verholfen hatten als besondere Frömmigkeit oder Intelligenz .
    »Ihr müsst hungrig sein von der Reise, Sire«, sagte der Bischof, während zwei Knaben die schwere Tür vor ihnen aufzogen . »Deshalb habe ich mir erlaubt, anlässlich Eurer Ankunft in Córdoba eine bescheidene Mahlzeit vorbereiten zu lassen.«
    Karl V. betrat den Speisesaal, der so reich und prächtig ausgestattet war, dass er ohne weiteres aus einer seiner kaiserlichen Residenzen hätte stammen können. Und die » bescheidene Mahlzeit« ließ die Tafel, auf der sie angerichtet war, unter ihrem Gewicht stöhnen. Karl V. sah gebratene Tauben, Enten und Gänse, Schüsseln mit Gemüse und Obst, Suppe und Brot, ein ganzes am Spieß gebratenes Ferkel, Schweinebraten und Schinken, kalte und heiße Würste, alles auf silbernen Platten serviert. Ihm wurde übel. Jetzt, nach Stunden und Tagen in der hin und her schwankenden Kutsche , hatte er nur noch den Wunsch, sich so bald wie möglich seiner staubigen Kleider zu entledigen und in einem weichen, bequemen Bett auszustrecken. Hunger verspürte er kaum. Ein Bissen Brot, eine kräftige Brühe und ein Schluck eines einfachen Rotweins wären ihm bereits genug gewesen. Hoffentlich gibt sich der Bischof wenigstens nicht so übertrieben bescheiden, dachte er und unterdrückte mühsam ein Gähnen.
    »Ich danke Euch für Eure Großzügigkeit«, sagte er und lächelte, obgleich ihm gar nicht danach zumute war.
    Der Bischof klatschte in die Hände. »Führt Seine Majestät Kaiser Karl V. an seinen Platz.«
    Augenblicklich eilten zwei junge Burschen herbei, und Karl V. konnte ihnen gerade noch mit einem Wink zu verstehen geben, dass sie ihn in ihrem Eifer nicht bei den Armen packen und führen mussten wie einen gehbehinderten Greis. Würdevoll schritt er die Tafel entlang zu seinem Platz. Der Stuhl wurde ihm so hastig zurechtgeschoben, dass die Kante schmerzhaft in seine Kniekehlen stieß. Er ertrug es, ohne mit der Wimper zu zucken. Es war offensichtlich, dass weder der Bischof selbst noch die Diener in seinem Haus mit ihrem hohen Gast umzugehen verstanden.
    Was hätte nur der alte Johann gesagt, wenn er das hier gesehen hätte, dachte Karl V., als man ihm ein Tuch und eine Schüssel reichte und dabei ein wenig Wasser über seinen Rock spritzte. Vermutlich hätte er alle Anwesenden für einen Monat bei Wasser und Brot ins finstere Loch geworfen .
    Nun, wenigstens konnte er sich die Hände vor dem Essen waschen. Am anderen Ende der Tafel hatte unterdessen der Bischof Platz genommen. Seine Mütze und sein Stab wurden von einem Knaben auf einem Tisch an der Seite des Saals abgelegt.
    »Nehmt, Eure Majestät!«, rief er ihm zu, während einer der Diener sein Glas füllte und die verschiedensten Speisen auf seinen Teller häufte. »Esst, so viel Ihr wollt. Und wenn es nicht genug sein sollte, so werde ich noch mehr bringen lassen.«
    Karl V. lächelte seinem Gastgeber zu. Für einen kurzen Augenblick fühlte er sich in eine der Hafenschenken versetzt und stellte sich Sebastian de Guevara als dicken Wirt mit schmieriger Schürze vor, ungeachtet der erlesenen Speisen und des kostbaren Silbers, das der Bischof hatte auffahren lassen. Dann hob auch er sein Glas, einen wunderschönen geschliffenen Kelch – zweifellos venezianischer

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