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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Herkunft –, in dem ein prächtiger Rotwein funkelte. Wenigstens ein Lichtblick . Wenn auch der Bischof von Córdoba selbst nicht gerade durch Bescheidenheit, Bildung und gute Manieren glänzte, sein Weinkeller schien jedenfalls vortrefflich geführt zu sein. Vorsichtig nahm Karl V. einen Schluck und spülte mit der dunkelroten Flüssigkeit jeden Winkel seiner Mundhöhle. Der Wein hinterließ einen angenehmen Geschmack auf seiner Zunge und seinem Gaumen mit einer Note von reifen Feigen und wilden Beeren. Er nahm einen zweiten Schluck und ließ ihn langsam und voller Genuss die Kehle hinunterrinnen. Ja, wahrlich, dies war in der Tat einer der besten Weine, die er seit langem getrunken hatte.
    »Beneidenswert«, sagte Karl V. und stellte den Kelch neben dem großen silbernen Teller ab, auf dem einer der Diener bereits so viele Speisen aufgetan hatte, dass er sich fragen musste, wie er sich dieses Berges erwehren sollte, ohne dabei jegliche Tischmanieren zu vergessen.
    »Was habt Ihr gesagt, Majestät?«, rief der Bischof von der anderen Seite der Tafel und kaute dabei so genüsslich an einer Gänsekeule in seiner Hand, dass ihm das Fett über das Kinn rann. »Ihr müsst lauter sprechen. Die Tafel ist so lang.«
    Ja, genauso habe ich mir immer die Barbaren vorgestellt, von denen Tacitus berichtet hat, dachte Karl V.
    »Dieser Wein ist bemerkenswert«, sagte er laut und deutlich . »Stammt er aus dieser Gegend?«
    »Nein«, nuschelte der Bischof, griff nach seinem Glas und trank geräuschvoll, ohne vorher eine Serviette benutzt zu haben . Die bis auf den Knochen abgenagte Gänsekeule lag bereits neben seinem Teller, und er widmete sich jetzt voller Hingabe einer gewaltigen Scheibe Schweinebraten. »Der Wein hier aus der Gegend ist lausig. Er taugt kaum für Essig. Nein, ich lasse meinen Wein aus Malaga kommen. Malaga liegt etwas weiter im Süden jenseits …«
    »Besten Dank für Eure freundliche Belehrung, Hochwürden «, unterbrach ihn Karl V. und hob verärgert eine Augenbraue . »Mein Reich mag zwar groß sein, aber über einige rudimentäre Kenntnisse seiner Geografie verfüge ich dann doch.«
    Der Bischof verstummte und senkte sein dunkelrot angelaufenes Gesicht tiefer über den Teller. Eine Weile schwiegen sie, während Karl V. versuchte den Haufen der verschiedensten Fleischsorten, Gemüse und Brot auf seinem Teller so zu ordnen, dass er über ihn Herr werden konnte, ohne dabei wie sein Gegenüber schamlos die Hände zu Hilfe nehmen zu müssen. Endlich gelang es ihm, eine Scheibe Fleisch so hinzulegen , dass er mit Messer und Gabel ein Stück davon abschneiden konnte. Langsam und voller Genuss begann er zu kauen. Schweinebraten! Einer der köstlichsten Schweinebraten , die er seit langem gegessen hatte. Das Fleisch war zart und saftig und so exzellent gewürzt, dass sein angenehmer Geschmack optimal zur Geltung kam. Auch wenn die Manieren des Bischofs sehr zu wünschen übrig ließen, seine Küche konnte sich ohne weiteres mit der vieler gekrönter Häupter in ganz Europa messen. Da mochte man ihm so manchen Fauxpas verzeihen. Karl V. schnitt ein weiteres Stück Fleisch ab, schloss die Augen, während er genüsslich kaute, und bat im Geiste Isabella um Verzeihung. Schweinebraten, welch eine Versuchung! Dafür lohnte es sich sogar, die Gefahr eines Anfalls in Kauf zu nehmen. Vielleicht sollte er besser gleich nach dem Essen eines der Pulver einnehmen, die er vorsorglich mitgenommen hatte.
    »Schmeckt es Euch, Majestät?«, rief ihm der Bischof von der anderen Seite des Tisches zu und ließ sich den Teller erneut füllen.
    »Ja, danke«, erwiderte Karl V., tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und hob sein Glas. »Ein großes Lob Eurer Küche und Eurem Weinkeller, Hochwürden. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gespeist.«
    Der Bischof hob ebenfalls sein Glas und strahlte dabei über das ganze runde Gesicht. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete sichtlich zufrieden seinen Gast.
    »Wenn Ihr Euch gestärkt habt, so denke ich, dass ich Euch ein wenig in der Stadt herumführe, Majestät. Wie ich hörte, seid Ihr zuvor nie in Córdoba gewesen. Die Beamten und Generäle im Magistrat warten bereits sehnsüchtig auf Euren Besuch, und dann dachte ich, dass Ihr Euch gewiss gern die Kathedrale ansehen würdet, deren Umbau Ihr in Eurer großen Güte vor einigen Jahren genehmigt habt, und dann …«
    »Das klingt wahrhaft alles verlockend«, unterbrach ihn Karl V. freundlich, aber bestimmt. Er war

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