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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Die Mikrofone waren sehr empfindlich.
    »Medizin«, erwiderte der Pilot. Er legte zwei Schalter am Armaturenbrett vor ihnen um und lehnte sich bequem zurück.
    Sie sausten Richtung Süden, etwa in einer Meile Abstand zu den Klippen entlang der Küste. Die tosende Brandung zu ihrer Linken und die hochaufragenden Felsen erinnerten Eleanor an den Vorspann irgendeiner alten Fernsehserie... Magnum. Sie schmunzelte und blickte auf die Petroglyphenfelder und das Gebiet, in dem sie an jenem Morgen gejoggt war, die sie nun hinter sich zurückließen. »Ist es Ihr Beruf, Hubschrauberrundflüge zu machen?« fragte sie Mike.
    Der Pilot grinste. Nette kleine Lachfältchen zogen sich um seine Augen und waren selbst bei aufgesetzter Sonnenbrille noch sichtbar. »In gewisser Weise. Der Hubschrauber gehört mir, und ich fliege für die Forscher...« Die Sonnenbrille wandte sich in Eleanors Richtung. »Es gibt da ein Labor hoch oben am Haleakala... das ist der riesige ruhende Vulkan im Osten von Maui... und da betreiben sie hauptsächlich Astronomie und Meteorologie und geheime Forschungsprojekte der Air Force, aber Kate... das ist meine Frau... arbeitet in einem Immunologie-Labor dort oben, und ich bringe sie jeden Tag zur Arbeit. Von unserer Hütte auf Meeresspiegelhöhe rauf auf 3055 Meter, wo ihr Labor ist.«
    Bei der Vorstellung, jeden Tag von tropischer Hitze zu arktischem Eis und wieder zurück zu wechseln, wurde Eleanor ganz schwindelig. »Warum hat man so hoch oben und so weit weg ein Immunologie-Labor errichtet?« fragte sie.
    Mike zuckte die Achseln. Seine rechte Hand ruhte auf dem Steuerknüppel, während er mit der linken den Neigungswinkel des Heckrotors regulierte. »Vermutlich haben sie sich gedacht, wenn irgendein häßlicher Virus ausbricht, würde er dort oben schnell eingehen. Nun, jedenfalls ist Kate dadurch wohl der einzige Mensch auf Hawaii, der jeden Tag in Sandalen und Daunenparka zur Arbeit fährt.« Mike wandte den Kopf um, und sie flogen im Bogen auf die Küste zu, über eine Landzunge hinweg, auf der steinerne Ruinen und geschnitzte Holzfiguren auf die steigende Flut hinauszustarren schienen. »Stadt der Zuflucht«, sagte Mike.
    Einen Moment später erreichten sie den ersten Lavastrom. Durch das diffuse Zwielicht und den Rauch hindurch konnte Eleanor noch immer deutlich das Asphaltband des grauen Highways landeinwärts ausmachen, der von den breiteren grauen Bändern des qualmenden Lavastroms unterbrochen wurde. Das Küstendorf Milolii tauchte kurz unter den Landekufen des Hubschraubers auf, und Eleanor beugte sich vor, um sich den breiterwerdenden Fächer aus glühender Lava anzusehen, der sich ins Meer ergoß. Die Dampfwolke stieg noch immer fünfzehntausend Meter oder höher auf, eine weiße, erschreckend fest anmutende Säule, die sich keine halbe Meile zu ihrer Rechten in den Himmel bohrte. »Da werden wir nicht zu nahe rangehen«, meldete sich Mikes Stimme über Sprechfunk. Er bewegte den Steuerknüppel, und sie schwenkten mit einer Achterbahnkippe nach links ab, was Eleanor glauben ließ, ihr Herz würde in ihrem Brustkorb einen Hüpfer machen.
    »Da«, sagte sie und zeigte durch das Plexiglas. Die Lavaströme schienen sich dichter an den AirStream-Wohnwagen von Leonard und Leopold Kamakaiwi, den kahunas, herangeschoben zu haben. Grasbrände und lodernde Büsche umzingelten die kleine Behausung, orangefarbene Flammen wurden von den matten Seiten des käferförmigen Wohnwagens reflektiert.
    Mike zog eine niedrige Schleife über dem Areal. »Ist das jemand, nach dem wir mal sehen sollten?«
    »Nein, ist schon alles in Ordnung«, sagte Paul. Er zeigte mit dem Finger. »Ihr Pick-up ist weg.«
    Eleanor erinnerte sich vage an einen alten, verrosteten Pick-up, der an jenem Nachmittag hinter dem Wohnwagen gestanden hatte. Jetzt war dort kein Fahrzeug mehr zu entdecken.
    »Wohin können sie gefahren sein?« fragte sie und sah nach rechts und links. Im Südwesten erhob sich die Dampfsäule wie ein Atompilz. Im Osten des Mauna Loa verteilten sich die Lavaströme entlang der südwestlichen Grabenzone und wälzten sich an drei Stellen über die Belt Road, was die South-Kona-Küste wirkungsvoller als ein Minenfeld von Kau und der Südspitze der Insel abschnitt.
    »Die kommen schon zurecht«, beharrte Paul. »Onkel Leonard und Onkel Leopold sind stur, aber nicht verrückt.«
    »Okay«, sagte ihr Pilot. »Wollen wir es machen? Wollen wir uns die Vulkane angucken?«
    »Ja«, sagte Eleanor. Dann fügte sie

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