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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ansprechenden Lächeln, einem sauber gestutzen Bart, muskulösen Unterarmen und überraschend zartgliedrigen Händen, die die Steuerknüppel hielten. Mikes Turnschuhe standen auf Pedalen, und Eleanor konnte durch die Plexiglashaube unter seinen Füßen die Erde sehen.
    Paul Kukali hatte Kopfhörer aufgesetzt, und jetzt beugte er sich nach vorn und gab Eleanor Zeichen, ebenfalls welche aufzusetzen.
    Sie nahm die Kopfhörer aus einem Fach im unordentlichen Armaturenbrett zwischen ihr und dem Piloten und streifte sie sich über, während sie gleichzeitig das kleine Mikrofon vor ihrem Mund zurechtrückte.
    »Ist es besser so?« erkundigte sich Mike. »Dieser Vogel ist elegant, aber er macht einen Höllenlärm. Es ist leichter, sich über Sprechfunk zu unterhalten. Könnt ihr mich gut verstehen?«
    »Ja«, antwortete Pauls Stimme blechern aus Eleanors Kopfhörern. Eleanor nickte und bestätigte: »Ja.«
    »Also, okay... freut mich, Sie kennenzulernen, Eleanor«, sagte Mike und streckte ihr seine Hand hin. Offensichtlich hatte er Pauls gebrüllte Vorstellung verstanden.
    Eleanor schüttelte seine Hand und mußte unwillkürlich blinzeln wegen des widersprüchlichen Eindrucks von Stärke und Sensibilität, die dieser kurze Kontakt in ihr wachrief.
    »Sollen wir mal?« fragte der Pilot. »Es wird bald dunkel sein.«
    Eleanor nickte, und binnen Sekunden wurden die Motorengeräusche lauter, die Rotorblätter drehten sich schneller, und der kleine Hubschrauber schien einen Hüpfer zu machen, bevor er mit einer Plötzlichkeit, die Eleanor schier den Atem verschlug und sie nach Halt greifen ließ, in die Luft erhob. Ihre Seite des Hubschraubers hatte eine wenig vertrauenswürdig aussehende Tür, die Paul hinter ihnen geschlossen hatte, aber das Schiebefenster darin war einen Spalt weit geöffnet, und es schien keine ausreichende Barriere zwischen Eleanor und den Wipfeln der sich wiegenden Palmwedel zu geben, die nur Zentimeter entfernt anmuteten, als der Hubschrauber nach vorn kippte und nach links abschwenkte, während sie in die Lüfte aufstiegen.
    »Sie können sich an der Stange dort festhalten«, sagte Mike über Funk zu ihr, »aber halten Sie sich mit Ihren Füßen von den Pedalen fern. Danke.«
    Eleanor nickte abermals und kam sich ziemlich kindisch vor. Doch alle Befangenheit verflog, als sie durch die Plexiglashaube nach vorn schaute, während sie über die Big Hale und die Shipwreck-Bar hinwegratterten. Eleanor erhaschte einen Blick auf Cordie, hundert Meter weit unter ihnen auf dem Gehweg, ihr Mondgesicht deutlich erkennbar rosa, als sie es hob, um dem über ihr hinwegfliegenden Hubschrauber nachzuschauen, und Eleanor wagte es, eine Hand zu heben und ihr zuzuwinken. Sie konnte nicht sehen, ob Cordie zurückwinkte. Dann waren sie auch schon über der Penthouse-Terrasse des Hotels und flogen weiter über den Strand. Eleanor sah die Palmen unter ihnen, die hales auf ihren scheinbar zu dünnen Stelzen, die Bambusdächer, die immer weiter hinter ihnen zurückblieben, und dann zogen sie quer über die Bucht, und Eleanor sah, wie das hellgrüne Wasser jenseits der Korallenriffe dunkelblau wurde.
    »Es zieht bald ein Gewitter von Westen auf«, sagte Mike und zeigte aufs Meer hinaus. »In etwa zwei Stunden, sagen sie. Zeit, daß wir uns bald auf den Rückflug machen und ich wieder nach Hause komme.«
    »Wo sind Sie zu Hause?« fragte Eleanor. Sie hörte ihre eigene Stimme aus den Kopfhörern hallen und bemerkte, daß sie in das Mikrofon gebrüllt hatte.
    »Mike wohnt auf Maui«, meldete sich Pauls Stimme. Eleanor drehte sich um und sah den Kurator für Kunst und Archäologie an. Paul hatte seinen Beckengurt geschlossen, aber die Kabine des Hubschraubers war so klein, daß Pauls Schultern fast die von Eleanor und dem Piloten berührten, wenn er sich vorbeugte. »In der Nähe von Hana«, erklärte er.
    »In Kipahulu«, sagte Mike. »Kein Strom. Kein Wasser. Kein Kabelanschluß. Für uns ist es das Paradies.«
    »Mike hat eine Frau, die eine bekannte Forscherin ist, und zwei tolle Kinder«, erklärte Paul. »Sie wohnen in einem wunderschönen Haus im japanischen Stil, mitten im Dschungel an der Küste, und ihr nächster Nachbar ist Mike Love... der Beachboy.«
    Eleanor nickte, obgleich sie nicht ganz sicher war, ob Paul ein Mitglied der alten Rockband oder irgendeinen Lokalmatador aus Maui meinte.
    »Auf welchem Gebiet forscht Ihre Frau?« fragte Eleanor und schaffte es diesmal, ihre Stimme in der richtigen Lautstärke zu halten.

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