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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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unwillkürlich hinzu: »Bitte.«
    Sie flogen über die Südspitze der Insel, immer in sicherem Abstand zu der großen Aschewolke der Mauna-Loa-Eruption, wie Mike erklärte.
    »Paul hat Ihnen vermutlich erklärt, daß es schon eine Weile her ist, seit wir gleichzeitige große Ausbrüche des Kilauea und des Mauna Loa hatten«, sagte Mike, als sie über den Kamm aufstiegen, der sich über den Schwanz der Insel zog wie ein gezacktes Rückgrat. Das Zwielicht der Dämmerung erlosch, aber die Insel vor ihnen loderte.
    »Ja«, bestätigte Eleanor.
    »Ich glaube, 1950 hat der Mauna Loa zum letzten Mal so viel Lava wie jetzt die Westseite hinunterströmen lassen«, fuhr Mike fort. Er hatte seine Sonnenbrille abgenommen, und sein Blick wanderte zwischen den Instrumenten und der ansteigenden Landschaft vor ihnen hin und her. Der Hubschrauber stieg weiter auf, blieb aber immer dreihundert Meter über den Lavafeldern von Kau. »Das Zeug bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Komma sechs Meilen pro Stunde vorwärts... es kann die Küste in weniger als vier Stunden erreichen. Außerdem gibt es da Dutzende... Hunderte... von Lavatunneln, durch die sich geschmolzene Ströme unter der Oberfläche bewegen. Ich habe heute nachmittag ein paar Wissenschaftler aus Kona zum Kilauea hinaufgeflogen, und wir haben zugeschaut, wie im Norden ein ganz neuer Strom hervorbrach, nicht weit von Ihrem Hotel.«
    Eleanor hörte zu, aber ihre Aufmerksamkeit galt ganz dem Spektakel, das sich vor ihnen entfaltete. Linien aus orangerotem Feuer von den Dutzenden von Lavaströmen des größeren Vulkans zu ihrer Linken und der leuchtenderen Eruption des Kilauea direkt vor ihnen, die lodernde Flüsse aus Flammen zwanzig Meilen oder mehr zum Pazifik entsandten. Flammenfontänen, die vor den blauschwarzen Aschewolken brannten, die dunkler als eine sommerliche Gewitterfront am Himmel hingen. Tausende von kleineren Feuern von Bäumen und Grasflecken und — vermutlich — einiger menschlicher Behausungen, die in einem Augenblick unbeschreiblicher Hitze in Flammen aufgegangen waren.
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, ich kann diese kleine Kabine unter Druck setzen«, sagte Mike. »Und das verlangen auch die Vorschriften, wenn wir in gut viertausendeinhundert Metern den Mauna Loa überfliegen wollen... aber ich werde uns tiefer halten. Wir können uns beide Eruptionen ansehen und auf die Sauerstoffmasken verzichten.«
    Eleanor konnte schon jetzt beide Eruptionen sehen. Aus zehn Meilen Entfernung mutete der Kilauea wie ein überschwappender Flammensee an. Im fahlen Zwielicht waren Schlackekegel auszumachen, beleuchtet von den Fontänen zäher Lava, die aus den Spalten in den Flanken des Kilauea schossen.
    Doch Eleanors ganze Aufmerksamkeit galt dem Mauna Loa. Während der Gipfel des Vulkans — etliche Meilen nördlich und etwa eine Meile über ihnen — eine dicke Aschesäule ausspuckte, die über ihnen schwebte wie eine Decke, brannten und glühten und loderten die Felsspalten, die sich den Südwestgraben hinunterzogen, wie Risse in der Decke der Hölle. Eleanor sah Flammenbänder, die sich über eine Strecke von sechs Meilen oder mehr zogen, Säulen leuchtender Gase, die in den Abendhimmel aufstiegen, brodelnde Lava, die entlang der gesamten sechs Meilen langen Spalte dreihundert Meter und höher in die Luft schoß.
    »Mein Gott«, hauchte sie.
    »Ja«, pflichtete Paul bei.
    Sie zogen mit gerade mal siebzig Meter Sicherheitsabstand über die hoch aufschießende Feuerwand hinweg. Der Hubschrauber wurde von den Aufwinden geschüttelt, und Mike bewegte Hände und Füße mit großem Können und viel Erfahrung, um die buckelnde Maschine unter Kontrolle zu halten. Eleanor konnte die Hitze durch ihre Schuhsohlen hindurch fühlen. »Mein Gott«, flüsterte sie noch einmal.
    Sie flogen südlich am Krater vorbei, noch immer etliche hundert Meter unterhalb der tatsächlichen Krateröffnung des Mauna Loa, und brausten dann den Hang hinunter auf den Feuersturm des Kilauea zu.
    Es war jetzt dunkel genug, daß sich Landmasse und Meer nur noch als zwei unterschiedliche Grade von Schwarz inmitten der unzähligen Flüsse und Seitenarme der Flammen abzeichneten. Innerhalb jeden Flusses erhoben sich Wellen, Fontänen und Strukturen aus geschmolzenem Feuer. Die Flammenflüsse bewegten sich in sichtbaren Wogen hangabwärts, träge, unaufhaltsam. Zehntausend Nebenfeuer brannten entlang des Wegs jedes Lavastroms. Jeder lodernde ohi‘a- Baum wurde zu einem Richtfeuer, ein Teil

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