Die Feuer von Eden
Theodore, und wir liefen zu Vaters Haus. Vater versammelte die Männer — Großvater, Mr. Taylor und zwei der bekehrten Hawaiianer, denen er vertrauen konnte — und ging mit ihnen ins Dorf. Sie fanden Kaluna am Rand des Dorfes, sein Kopf blutverkrustet, lebend, doch ohne jegliche Erinnerung an die vergangene Nacht. August fanden sie in den Lavafeldern...«
An dieser Stelle wurde Mrs. Stanton dann doch von ihren Gefühlen übermannt. Reverend Haymark tröstete sie. Für eine Weile würde es keine Fortsetzung ihrer Schilderung der schrecklichen Geschehnisse geben.
Die beiden Hawaiianer, die den flüchtenden Christen als Führer dienten, hatten die fehlenden Teile der Geschichte dem Wirt erzählt, der sie später Mr. Clemens erzählte, welcher sie seinerseits an Reverend Haymark weitergab. Die Männer versuchten, mir die Einzelheiten dieses Grauens zu ersparen, doch indem ich mich an günstigen Stellen in der kleinen Empfangshalle postierte, war es mir ohne größere Anstrengungen möglich, den geflüsterten Berichten zu folgen.
Mr. Stanton war tot in den Lavafeldern gefunden worden, seine Kehle aufgeschlitzt wie bei einem Tier, das man hatte ausbluten lassen. In jener Nacht hatten die Weißen sich in Reverend Whisters Haus versammelt. Wie die beiden hawaiischen Führer hinter vorgehaltener Hand berichteten, war es eine Nacht des nackten Grauens gewesen — unheimliche Geräusche, Ungeheuer, die zwischen den Lavafelsen umherschlichen, unmenschliche Schreie —, alles beleuchtet vom Feuerschein derselben Hale-mau-mau-Eruptionen, deren Zeuge ich nachts zuvor geworden war. Ungesehene Dinge kratzten und scharrten an der Grashütte der verängstigten Weißen — Mr. Taylor und Reverend Whister hatten uralte Musketen schußbereit gehalten, während sich die Frauen um die flackernden Laternen kümmerten —, doch obgleich die Wände nicht einmal eine entschlossene Ratte hätten abhalten können, war nichts in das Haus eingedrungen. Reverend Whister hatte allen erklärt, dies sei ein Zeichen für Jesu Christi Allgewalt gegenüber den Mächten der Finsternis — auch wenn niemand zu sagen vermochte, ob er damit die rachsüchtigen Eingeborenen oder tatsächliche Dämonen meinte.
An jenem Morgen — vor nur vier Tagen! Während ich selbst mich plaudernd und tanzend mit den Missionarsfamilien in Hilo vergnügte! — waren die Christen zaghaft aus ihrem Haus getreten und hatten feststellen müssen, daß in der Nacht all ihre Pferde abgeschlachtet worden waren, die Hälse durchschnitten, die Beine abgetrennt. (Diesen Teil der Begebenheiten schilderte der Wirt Mr. Clemens und Reverend Haymark in noch leiserem Flüsterton, so als ob die Verstümmelung der Pferde weit schlimmer als das Hinschlachten des armen Mr. Stanton wäre, sollte ich zufällig die Unterhaltung belauschen.)
Trotz dieser grausigen Entdeckung hatte Mr. Taylor darauf bestanden, einen vertrauenswürdigen Mann zu nehmen und sich mit ihm nach Kona aufzumachen, von wo aus er am nächsten Tag mit Hilfe zurückkommen wollte. Mrs. Taylor hatte sich gegen dieses Vorhaben ausgesprochen, doch sie war überstimmt worden.
Reverend Whister hatte diesem Vorhaben offenbar zugestimmt, da er erkannte, daß die Gruppe mit seinem betagten Vater und dem Kind in ihrer Mitte mehr als zwei Tage nach Kona brauchen würde, wohingegen ein einzelner Mann, selbst zu Fuß, das Dorf in vierundzwanzig Stunden erreichen konnte, wenn er ein gutes Marschtempo vorlegte.
Mr. Taylor und der Eingeborene, der schon zuvor erwähnte Kaluna, brachen gegen zehn Uhr morgens auf. Um fünf Uhr an jenem Nachmittag kehrte Kaluna zurück — allein. Die Hände ringend und mit bebender Stimme berichtete der Eingeborene, daß sie, keine vier Meilen von Reverend Whisters Haus entfernt, ein Reptil mit den Augen eines Mannes angegriffen hätte. Kaluna sagte, Mr. Taylor habe seine Muskete aus einem Abstand von nicht einmal zwei Metern auf die Kreatur abgefeuert, aber das Reptilienwesen habe sich nicht aufhalten lassen. Kaluna sagte, Mr. Taylors Schädel sei gebrochen mit dem Geräusch einer Kokosnuß, die man in zwei Hälften spaltet — genau das waren seine Worte — und daß die Kreatur daraufhin so beschäftigt damit gewesen sei, den Christen zu verschlingen, daß er — Kaluna — habe fliehen können, wobei er sich bei einem Sturz in den scharfkantigen Lavafeldern verletzte. Kaluna sagte, daß kleine Wesen, abscheuliche kleine Zwergengeschöpfe, ihn zwei Meilen weit verfolgt hätten, doch er sei ihnen
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