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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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vermischten sich die Säfte der Erde mit denen der Körper, der Schimmel und die Fäulnis mit Exkrementen, aus Hoffnung wurde Verzweiflung und aus den Schreien Stille.
    Unter den Zellen gab es eine, die achte unten, genannt die »Grabkammer«, bei deren bloßer Erwähnung auch der Härteste aller hartgesottenen Veteranen unter den Gefangenen zu beten begann, während die Reichen, Adelige oder Kaufleute, die dorthin verbannt wurden, bereit waren, ihre Schätze bis zur letzten Lira aufzuwenden, um nur ja aus diesem Loch herauszukommen. Die Grabkammer war wirklich ein Grab: acht Fuß lang und sechs Fuß breit, ohne eine einzige Öffnung bis auf das Guckloch in der Tür. Man lebte dort in ständiger Dunkelheit oder bei einem brennenden Öllämpchen, und das Schlimmste war, dass sie unter der Treppe zu den oberen Pozzi lag, also eine abfallende Decke hatte, die den Treppenstufen folgte und von sieben Fuß an der höchsten Stelle bis zum Boden reichte.
    Darum stand die Grabkammer oft leer, selbst wenn die Gefängnisse überquollen wie Fässer mit Sardinen in Salzlake. Eine solche Überfülle herrschte derzeit, und Mehmet hatte beschlossen, es sofort zu versuchen, bevor die Zelle von einem anderen Gefangenen besetzt wurde. Nur wenn er dort drinnen landete, in völliger Isolation, würde er sich retten können. Jetzt oder nie. Er hatte keine Wahl. Während er sich stützen ließ, den Kopf auf die Brust gesenkt, und den Schmerz ertrug, den die Folter ihm zugefügt hatte und diese Schritte jetzt erneuerten, atmete er langsam und tief ein, um genug Luft zu haben, die er brauchen würde. Hinter dem Bogen der Loggia tauchte die Treppe der Zensoren auf. Er dachte an die göttliche Barmherzigkeit, daran,dass der Sekretär Formento den beiden Wärtern erlaubt hatte, ihn angesichts seines schwächlichen Zustands ohne die schweren Ketten um Hand- und Fußgelenke wegzubringen. Er konzentrierte sich. Drei Schritte noch folgte er fügsam, dann riss er sich mit einer raschen, entschlossenen Bewegung nach hinten los. Er war frei, und natürlich wartete er die Reaktion der beiden Wächter nicht ab. Schwungvoll drehte er sich um sich selbst und stürzte auf die Treppe zur unteren Loggia zu. Die ersten Bewegungen waren lautlos, weil der Assassino und sein Gefährte glaubten, sie könnten seine Flucht schon auf den ersten Stufen aufhalten. Man hörte nur Fußtrappeln und Keuchen. Mehmet hatte sofort einen Vorsprung von zehn Fuß.
    »Halt, du Türkenhund! Halt!«
    Im Hof waren Arbeiter, die zwei Bögen direkt unter der Scala dei Giganti abstützten, und eine Gruppe Senatoren machte hier eine Pause während einer Versammlung. Der Alte beschloss, auf die Porta del Frumento zuzulaufen, das nächstgelegene Tor, um alle von seinem Willen zur Flucht zu überzeugen. Wichtig war, seine Absicht deutlich zu machen und für alle sichtbar zu bleiben, damit die Senatoren, wenn die Wächter ihn erreichten und die Stockhiebe regnen würden, einschreiten und den Zorn der Männer besänftigen konnten. Er sah, dass der Hauptmann der Garden die Torflügel schließen ließ, während die Soldaten zu ihren Arkebusen griffen. Näher durfte er nicht kommen. Er drehte sich um, sein Atem wurde kürzer, seine brüllenden Verfolger hatten ihn fast erreicht.
    »Haltet den Türken!«, hörte er schreien und sah die Arbeiter vom Gerüst springen und näher kommen. Also lief er direkt auf die Senatoren zu. Der erste Arbeiter verfehlte ihn noch. Doch der zweite packte ihn am Handgelenk, hielt ihn fest und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Zwar entwand er sich, aber die Stöcke der beiden Wärter zischten schon durch die Luft. Noch zwei Schritte, dann spürte er einen heftigen Schlag in den Nacken. Er fiel auf das Pflaster, krümmte sich zusammen, um seinen Kopf zuschützen, und ein Hagel von Stockschlägen, Schreien und Tritten prasselte auf ihn nieder. Dann versank alles in Dunkelheit.

6
    Das Ufer San Giacomo des Servitenklosters empfing ankommende Boote sanft, indem es ihre Kiele über den Schlamm gleiten ließ, den die Gezeiten feucht und glitschig hielten. Ein idealer Boden für Pappeln, deren Reihen Kirche und Kloster vor den kalten Nordwinden schützten. Von der Stadt aus zeigte sich zunächst die Kirche. Etwa vierzig Fuß vom Ufer entfernt auf einem Wall aus Kalkstein errichtet, folgte ihr Grundriss der Sonnenachse, das Halbrund der Apsis zeigte nach Süden. Auf diese Weise entzündeten die Sonnenstrahlen vom frühen Morgen an die fünf großen, vertikalen Fenster aus

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