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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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war. Eine Färbung des Lichts, die dem Ort etwas wahrhaft Höllenartiges verlieh. Man hatte auch beschlossen, den beiden das bisschen Solidarität zu entziehen, das oft an Orten entsteht, wo Menschen leiden. Die Zehn hatten alle anderen Zellen bis auf eine räumen lassen, die Gefangenen waren vorübergehend im Dachgeschoss des Palazzo Ducale in den für weniger schwere Vergehen reservierten Piombi gelandet. Der Exodus hatte die Pozzi in eine teigige Stille getaucht,die nur vom Trippeln der Ratten, vom rhythmischen Tropfen der zahlreichen Rinnsale und vom Rauschen der Winde unterbrochen wurde, die täglich aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen wehten und je nach ihrer Stärke und dem Weg, den sie nahmen, andere Stimmen annahmen.
    » Et quaerebam, unde malum   … Ich suchte den Ursprung des Bösen   …«, flüsterte der junge Mönch, »…   und da ich das Böse in meiner Suche nicht fand   …« Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, hob er den Blick flehend zu seinem Gefährten. »Was wollen sie wissen, was ich nicht schon weiß?«
    Einen Augenblick lang hörte Tomei auf, ihn zu liebkosen, und über sein Gesicht glitt ein finsterer Ausdruck. »Du kennst Augustinus gut«, sagte er mit einem bitteren Unterton, »also werde ich dir mit seinen Worten antworten: Wer die Wahrheit kennt, kennt sie, und wer sie kennt, kennt die Ewigkeit .«
    Jetzt war es der junge Mönch, der unwillig reagierte, indem er sich von Tomei löste und ihm in die Augen blickte. »Was verbirgst du vor mir, Filippo?«
    Der Florentiner zögerte ein wenig zu lang, und in diesem Schweigen erkannte der andere ein halbes Geständnis. »Nichts«, flüsterte er schließlich in einem Ton, der für den Mönch noch falscher klang. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Du sagst, du liebst mich. Liebe ist Aufrichtigkeit.«
    »Und auch Glauben. Ein Glaubensakt.«
    »Verdiene ich dein Vertrauen nicht?«
    Tomei schwieg eine Weile.
    »Dich könnte ich dasselbe fragen.«
    Diese Worte brachten den Frate zur Verzweiflung.
    »Ich ertrage es einfach nicht!« Der Aufschrei schien im Innern des zweiten Pozzo stillzustehen, während der junge Mönch sich unvermittelt auf das Stroh am Boden fallen ließ und in der entferntesten Ecke der engen Zelle zusammenkauerte.
    »Du behandelst mich wie ein Kind, das die Geheimnisse seines Vaters nicht wissen darf.«
    Tomei schüttelte den Kopf und schloss mit einer Miene bekümmerter Zuneigung die Augen. Dann öffnete er sie wieder und ging zu ihm.
    »Das tue ich für dich«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Um dich zu beschützen«, und er versuchte ihn zu streicheln, aber der Frate krümmte sich noch mehr zusammen.
    »Nein«, murmelte er leise schluchzend. »Du lügst, du hast mich immer angelogen!«
    Tomei verharrte reglos, unschlüssig, ob er weiter auf ihn eindringen sollte oder sein Herz die Angst selbst überwinden würde. Dann erregte das Guckloch seine Aufmerksamkeit.
    »Warte.«
    Doch der andere fuhr fort. »Wenn es kein Vertrauen gibt   …«
    »Still!«, zischte Tomei fast zornig.
    Der Frate schwieg und starrte ihn bebend an.
    In der Stille hörte man nur den Atem der beiden, dann ließ sich weit entfernt das Echo eines Knarrens vernehmen.
    »Sie kommen zurück«, flüsterte Tomei, während er an die einzige, winzige Öffnung trat, die von der Existenz einer Welt außerhalb dieser Zelle zeugte. Er blickte hindurch. »Diese verfluchten   …«, knurrte er leise. Das Mönchlein krümmte sich zusammen wie ein von den Rädern eines Karrens überraschter Igel und flüsterte etwas, das wie ein Gebet klang.
    Jetzt hörte man deutlich Schritte von Menschen, die die siebzehn Steinstufen zu den Pozzi herunterkamen. Der Riegel vor der massiven Holztür, die in das Untergeschoss führte, knarrte. Der Florentiner wich zurück, während das Guckloch sich mit Licht füllte, dessen Widerschein sich auf den Lärchenbrettern verdoppelte und dann verdreifachte. Die Schritte wurden ohrenbetäubend laut.
    Zum ersten Mal erschien Angst auf Tomeis Gesicht. Er fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und erzitterte mit geöffnetem Mund in einem stummen Schrei. Vor der Zelle hörten die Schritte auf. Es folgte das Klirren von Schlüsseln unddas Schnalzen des kleinen Riegels. Die Holztür öffnete sich. Sie war drei Fuß hoch und weniger als zwei Fuß breit, wer hereinkommen wollte, musste sich bücken. Das gleißende Licht einer Fackel zwang die beiden Gefangenen, sich die Hände vor die Augen zu legen.
    »Guten Abend, ihr

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