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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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springen konnte, auch keine Gärten. Nur Zerstörung. Er fand Granzo, der in einem Kanal schwamm, benommen, aber unversehrt. Sie waren nicht tot, und der Freund erzählte ihm, er sei hundert Fuß hoch über der Stadt geflogen, um dann in den Rio zu stürzen. Das alles klang wie Wahnsinn. Gabriele wollte zurückkehren und Tonino suchen, aber die Flammen waren zu hoch, und man konnte es nur im Wasser aushalten. Sie beschlossen, auf ihn zu warten. Er kam nicht.
    Stattdessen waren die Helfer gekommen: Soldaten, Arsenalotti, Bürger, Volk und Patrizier. Und auch die Nonnen waren gerettet und sangen Gott Loblieder. Man brachte sie in Sicherheit. Da dachte Gabriele an ein Wunder und dachte, auch sein Bruder könnte gerettet sein. Dann war der Tag angebrochen, und sie hatten den Tabernakel gesehen. Sie hatten kein Geld mehr, aber da waren der Hostienkelch, ein Kruzifix und zwei silberne Kandelaber, die wollten sie mitnehmen. Doch aus dem Rauch waren plötzlich diese zwei Soldaten hervorgekommen. Hatten angefangen zu schreien und zu schießen. Nichts wie weg, wie verrückt waren er und Granzo über die Steine gelaufen, hatten sich Beine und Arme in den Trümmern aufgeschürft, dann waren sie in den Rio gesprungen. Bis zur Insel San Cristoforo waren sie geschwommen. Von da mit einem gestohlenen Boot zur Terraferma, dann weiter südlich nach Monselice, Ostiglia, durch die Furt des Po und weiter bis nach Guastalla. In der Stadt war gerade Markt, aber keiner wollte ihnen den Kelch abkaufen, weil dann, so sagten die Leute, das Blut Christi über sie kommen würde. Und auf dem Markt sprachen alle von der Explosion in Venedig, die man dreißig Meilen weit gehört hatte, von Aquileia bis nach Padua, von Treviso bis nach Rovigo. Und weil die Gerüchte sich aufgebläht hatten wie der Wind, schworen diese Menschen, dass sie die Stadt völlig zerstört gesehen hätten, nachdem sie zwei Tage und zwei Nächte gebrannt hatte, und dass es die Flotte, die große Armada, nicht mehr gab, und wer nicht verbrannt war, war ertrunken, und sie sagten, man könne über die Lagune gehen, weil dort so viele Tote schwammen.
    Gabriele musste weinen. Auch wenn er diese Geschichten nicht glaubte, dachte er doch an Tonino und seine Mutter. Also hatte er beschlossen, zurückzukehren, um Vergebung zu bitten und alles zurückzugeben. Granzo nicht, der musste den Hartgesottenen spielen, und nach einem heftigen Streit sagte er klar und deutlich, dass er nicht am Galgen enden wollte. Er hatte Gabriele die Beute überlassen, ihm den Schwur abgenommen, dasser niemals seinen Namen nennen würde, und dann die Flucht Richtung Gebirge fortgesetzt.
    »Das hat mein Sohn den Exzellenzen erzählt. Ich war dabei«, sagte Sofia mit tonloser Stimme. »Ganz genau so, wie ich es jetzt Euch erzählt habe. Und die Exzellenzen haben gesagt, nichts davon sei wahr, denn er und sein Freund seien bloß Diebe und Mörder.«
    Sie hatte nicht einmal mehr Kraft zum Weinen. Einen Moment lang war Andrea versucht, ihr zu sagen, dass er selbst zusammen mit den beiden Fanti durch ihre Zeugenaussagen Gabriele und Granzo am stärksten belastet hatte. Andererseits hatte er wirklich zwei Figuren flüchten sehen, wenn auch aus weiter Ferne. Und hinter ihnen lief Tonino, schwankend, offenbar vor kurzem verletzt. Indizien, natürlich noch keine Beweise. Aber sie genügten. Andrea beschloss, ihr diese bittere Wahrheit zu ersparen.
    »Giacomo Zon ist ein guter Anwalt«, sagte er, »Ihr werdet sehen, dass er alles aufklärt.«
    »Verzeiht meine Offenheit, Eccellenza   …«, unterbrach die Frau ihn erregt, »aber wenn Euer ehrenwerter Kollege mir Mut gemacht hätte, wie Ihr es jetzt tut, wäre ich sicher nicht hier, um Euch um Hilfe zu bitten.«
    Andrea horchte auf.
    »Warum? Was hat er Euch gesagt?«
    »Zuerst, was es mich kostet, mit ihm zu sprechen.«
    »Was sagt Ihr da?«, entgegnete Andrea ungläubig. »Ihr habt Anrecht auf einen Verteidiger!«
    »Ein Recht, das mich zwei Soldi gekostet hat«, erklärte die Frau. »Und es hätte mich sechs gekostet, wenn ich bei Gericht nicht einen Pförtner getroffen hätte, den Trauzeugen meiner Cousine, der ihn kannte.«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Das sind ernste Dinge, die Ihr da vorbringt. Aber sagt mir, konntet Ihr dann mit Zon sprechen?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    »Ja.« Sofia zögerte.
    »Und?«
    »Der Anwalt hat mir gesagt, dass die Situation sehr ernst ist, dass Gabrieles Schicksal am seidenen Faden hängt.«
    »Eine übereilte

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