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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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leben und frei sind. Ich möchte nicht hinter Mauern eingesperrt sein. Warum sollen wir Frauen spinnen, weben und kochen? Tragen die Männer nicht auch Kleider, die sie sich selbst anfertigen sollten? Und die Männer essen schließlich auch. Warum sollten Frauen alles kochen, was gegessen wird? Die Männer in den Dörfern kochen gut, wenn keine Frauen da sind, die es für sie tun. Weshalb also sollten Frauen die Sklavinnen der Männer sein?« 
    »Für mich ist das keine Sklaverei«, widersprach Adrea, »sondern nur eine gerechte Gegenleistung. Willst du behaupten, die Männer sind Sklaven der Frauen, wenn sie die Pferde und Ziegen hüten?« 
    Penthesilea erwiderte erregt: »Aber die Frauen tun diese Dinge, als seien sie eine Gegenleistung dafür, daß sie die Betten der Männer teilen und ihre Kinder gebären. Sie verkaufen sich wie die Huren in euren Städten. Siehst du nicht den Unterschied? Warum sollen Frauen mit den Männern zusammenleben, wenn sie ihre Herden selbst hüten, sich aus den eigenen Garten ernähren und als freie Menschen leben können?«
    »Aber wenn eine Frau Kinder haben will, braucht sie einen Mann. Auch du, Königin Penthesilea … «
    Penthesilea unterbrach sie: »Ich will euch nicht beleidigen. Aber weshalb seid ihr beiden nicht verheiratet?«
    Kara antwortete als erste: »lch hätte gern geheiratet. Doch ich habe gelobt, bei meiner Königin Hekabe zu bleiben, solange sie mich bei sich haben will. Ich habe die Ehe nicht vermißt. Ich war bei der Geburt aller ihrer Kinder dabei und habe sie mit großgezogen. Und wie der Herrin Kassandra ist mir noch kein Mann begegnet, den ich genug geliebt hätte, um mich von meiner geliebten Herrin zu trennen.«
    »Das ehrt dich«, sagte Penthesilea. »Und du, Adrea?«
    »Leider war ich weder schön noch reich, und deshalb hat kein Mann um mich angehalten«, erwiderte die alte Frau. »Jetzt ist die Zeit zum Heiraten vorbei, und deshalb diene ich meiner Königin und ihren Töchtern. Ich begleite sogar die Herrin Kassandra in diese von der Göttin vergessene Wildnis, in der Kentauren und andere Barbaren leben… «
    »Also gibt es andere Gründe als schlichte Sündhaftigkeit dafür, daß eine Frau nicht heiraten will«, sagte Penthesilea. »Wenn es für euch gut und richtig ist, aus Treue zu eurer Königin nicht zu heiraten, warum sollte Kassandra dann nicht auch ihrem Gott treu bleiben?« 
    »Es geht nicht darum, daß sie nicht heiratet«, erwiderte Adrea, »es geht darum, daß sie nicht heiraten  will.  Wie kann man für eine solche Frau Verständnis haben?«
    Das war zuviel für Kassandra. Sie schleuderte ihnen die Worte entgegen, die sie seit Tagen unterdrückt hatte. »Ich habe um euer Verständnis ebensowenig gebeten wie um eure Gesellschaft. Ich habe euch nicht darum gebeten, mich zu begleiten. Ihr könnt gerne nach Troia zurückkehren in die Umgebung anständiger Frauen. Ich werde mit meiner Tante und unter ihrem Schutz nach Kolchis reiten. Ich brauche euren Schutz nicht.«
    »Also wirklich!« sagte Adrea beleidigt. »lch kannte dich schon, Herrin, als du noch ein Säugling warst. Und meine Worte würde auch deine Mutter sagen. Sie sind nur zu deinem Besten.«
    Penthesilea mischte sich begütigend ein. »Ich bitte euch, streitet nicht. Ihr habt einen langen Weg vor euch. Kassandra, mein liebes Kind, selbst wenn es mir möglich wäre, mit dir nach Kolchis zu reiten, könnte ich mich unterwegs nicht für deine Sicherheit verbürgen. Ich bete darum, daß Priamos’ Name und Apollons Friede das bewirken. Vielleicht liegt es an diesem Krieg. Vielleicht können sich die achaischen Sitten so verbreiten, weil die minoische Welt untergegangen ist. Du hast mir nicht einmal erzählt, weshalb du nach Kolchis reitest. Willst du nur deshalb dorthin, weil die Königin deine Freundin ist? Oder hat Priamos beschlossen, sogar so weit entfernt Verbündete zu suchen?«
    Kassandra erzählte Penthesilea von dem Erdbeben und dem Tod und dem Verschwinden der Tempelschlangen. Die alte Amazone erbleichte, als sie von diesem schlimmen Vorzeichen hörte. 
    »Trotzdem vertraue ich auf den Sonnengott«, erklärte Kassandra. »Sonst kann ich niemandem vertrauen. Und wenn ich ohne einen anderen Schutz als SEINEN Segen Kolchis gesund erreiche, sehe ich darin ein Zeichen SEINES unveränderten Wohlwollens.«
    »Möge ER dich segnen und behüten«, sagte Penthesilea, »und möge die Schlangenmutter dich in Kolchis und an jedem anderen Ort aufnehmen und dich segnen.«
    Sie gingen

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