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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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»sie ist aus massivem Eisen gemacht. Könnt ihr euch vorstellen, was sie wiegen muß? Selbst die skythischen Pfeile mit den Metallspitzen können sie nicht durchbohren.«
    Paris sagte angewidert: »Einer alten Geschichte nach soll Achilleus von einem Zauber geschützt sein, und deshalb kann kein Sterblicher ihn tödlich verwunden. «
    »Wenn ich ihm eine Wunde beibringen kann«, rief Aeneas, »werde ich ihn mit Sicherheit töten. Aber wir müssen hinauf in den Palast und Priamos die Nachricht überbringen. Es ist die schlimmste Nachricht in all diesen Jahren. «
    Kassandra sagte: »Wir hätten es wissen müssen. Hektor hat Patroklos getötet. Achilleus hat auf ihn gewartet, bis er einen Fuß vor das Tor setzte. Es war kein Kampf in einem Krieg, sondern Mord!« Insgeheim fragte sie sich, ob da ein großer Unterschied bestand. »Wir müssen sofort zu Achilleus gehen«, riet Aeneas, »vielleicht noch ehe wir unseren Vater benachrichtigen und um einen Waffenstillstand bitten, um unseren Bruder zu betrauern und zu begraben. «
    »Glaubst du wirklich, er wird einen Waffenstillstand gewähren?« fragte Paris höhnisch. »Du denkst zu gut von ihm.«
    »Sie müssen ihn gewähren«, sagte Aeneas. »Wir haben für die Wettkämpfe zu Ehren von Patroklos einen Waffenstillstand geschlossen. «
    »Wenn es sein muß«, sagte Andromache, »werde ich selbst zu Achilleus gehen, vor ihm auf die Knie fallen und um den Leichnam meines Mannes bitten. «
    »Sie werden uns Hektors Leiche zurückgeben«, tröstete sie Aeneas, »Achilleus redet immer von Ehre.«
    »Nur von seiner, wie mir aufgefallen ist«, sagte Kassandra.
    »Nun ja, dann wird ihn seine Ehre dazu bringen, ehrenhaft zu handeln«, sagte Aeneas. »Sie kennen mich. Laßt mich also mit ein paar Männern von Hektors Leibwache gehen, die seine Leiche in die Stadt zurückbringen können.«
    »Zuerst müssen wir Vater benachrichtigen«, meinte Troilos. Der Heiler hatte sein Werk getan und ihm den Kopf mit Binden umwickelt. Der Junge war sehr blaß. Er fügte hinzu: »Wenn ihr wollt, werde ich es ihm sagen. Mich trifft die Schuld. Ich habe ihn in die Hände von Achilleus fallen lassen.« 
    Hekabe umarmte ihn inbrünstig: »Dich trifft keine Schuld, mein lieber Junge. Ich bin glücklich, daß du nicht auch tot bist. « Dann fügte sie hinzu: »Ja gut, geh du zu Priamos. Ihn kann nichts besser über den Verlust des Erstgeborenen hinwegtrösten als das Wissen, daß wir noch einen Sohn haben, der uns Segen bringt …«
    »lch gehe und sage es ihm«, erklärte Paris. »Aber alle meine Brüder sollen sich versammeln. Alle, die noch leben, werden vor ihm stehen und bereit sein, ihn zu trösten.«
    »Ich gehe zum Tempel der Jungfrau«, sagte Kassandra, »und benachrichtige Polyxena. Sie war beinahe so alt wie Hektor, und die beiden haben sich sehr geliebt.«
    Sie wollten bereits ihren unterschiedlichen Aufgaben nachgehen, als Andromache auf der Mauer plötzlich einen Entsetzensschrei ausstieß: »0 dieser Dämon! Dieses Ungeheuer! Was macht er denn jetzt?«
    »Wer?« fragte Kassandra, obwohl sie die Antwort kannte.  Dämon, Ungeheuer,  damit konnte nur einer gemeint sein.
    Sie eilte auf die Mauer.
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war noch nicht Mittag. Sie hatten nur die Vorstellung gehabt, der großen Schlacht bereits einen halben Tag lang zuzusehen. Auf der Ebene von Troia stieg eine große Staubwolke auf; als der Staub sich etwas verzog, sahen sie Achilleus auf seinem Streitwagen wieder mit beiden Pferden im Geschirr. Er zog eine Gestalt durch den Staub hinter sich her, und die Rüstung verriet deutlich, wer es war.
    »Hektor! Aber was macht er?« fragte sie.
    Es war nur allzu deutlich. Achilleus hatte Hektors Leiche an seinen Streitwagen gebunden und galoppierte in großen Kreisen über die Ebene. Die Troianer beobachteten ihn starr vor Entsetzen.
    »Warum?« sagte Kassandra. »Er  ist  also wahnsinnig. Ich dachte immer…« 
    Sie hatte gedacht, man sage das mehr rhetorisch. Aber ein Mann, der die Leiche eines gefallenen Feindes so schändete -, auch wenn der Feind seinen besten Freund getötet hatte -, mußte wahnsinnig sein.
    Man darf ihn nicht ohne einen Wärter unter Menschen lassen,  dachte sie schaudernd.
    Aeneas gab ihr recht: »Das hat nichts mehr mit Rache zu tun. Der Mann ist ein Unmensch.«
    »Vielleicht hat ihm die Trauer den Verstand geraubt«, sagte Kassandra. »Er hat Patroklos über alle Maßen geliebt, und als sein Freund starb, rissen bei ihm alle Bande der

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